Sonntag, 31. August 2014

Die Welt der Erwartungen

damwJa, ich konnte nicht anders! Nachdem mir allerorten der Mund wässrig gemacht worden ist, habe ich "Die Achse meiner Welt" von Dani Atkins kaufen, in einem Rutsch lesen und mir selbst ein Bild machen müssen. Ich sage es gleich vorweg: Der geübte Leser wird das Ende schnell erraten, ich persönlich hatte noch eine ganz andere (spirituellere) Idee dafür, aber dennoch habe ich Tränen wegblinzeln müssen!
Ganz ehrlich hatte ich mir die Geschichte zum Einen emotionaler vorgestellt, zum Anderen aber auch irgendwie spektakulärer, da sooooo ein großer Hype darum veranstaltet wurde. Nun, so ist es, wenn man große Erwartungen aufbaut. Dennoch habe ich das Buch wirklich sehr gemocht. Es ist, trotz allem, eines dieser Bücher, die man nur ungern wieder aus der Hand gibt, wenn man einmal mit dem Lesen begonnen hat. Die Handlung um die 23-jährige Rachel und ihre Clique wird sozusagen "doppelt" erzählt, frei nach der Frage: Was wäre, wenn etwas in der Vergangenheit anders verlaufen wäre. Dann aber kommt eine Wendung, die verhältnismäßig leicht zu erahnen ist. 
Was hier so negativ klingt ist vor allem die Enttäuschung über zu große Erwartungen meinerseits. Der Roman ist dennoch ein absoluter Tipp meinerseits, aber seid bitte nicht so enttäuscht wie ich - das ist leider dem Buch gegenüber unfair. Besonders niedlich ist der von der Autorin mitgegebene Text über die Entstehung des Romans! :)

Die Achse meiner Welt, Knaur

ISBN: 978-3-426-51539-6

Der Schauspieler von nebenan

100_8648Biografien lese ich nicht so gerne. Oft sind die selbstdarstellerisch, prollig oder angebrisch - oder alles zusammen. Als der Schauspieler Uwe Ochsenknecht jedoch kürzlich seine Biografie "Was bisher geschah" veröffentlichte, wusste ich, die möchte ich lesen. Aus dem einfachen Grund, dass ich ihn als Schauspieler sehr gerne sehe. Das verdanke ich meiner Mutter. Zusammen haben wir ihn oft spielen sehen. Als ich das Buch letztlich bekam, riss es sich meine Mutter zuerst unter den Nagel. Und sie mochte es sehr. 
Ich also musste mich mit dem Lesen gedulden. Dann aber endlich war es so weit und ich war erleichtert, dass Ochsenknechts Biografie alles andere ist als selbstdarstellerisch, prollig oder angebrisch! Sein Buch macht ihn umso sympathischer. Den Mannheimer kann er nicht leugnen, ebenso wenig, dass er tatsächlich Kult ist. 
Offen und wirklich privat, aber nie zu intim oder ausufernd schildert der Schauspieler Einblick in sein Leben - von der Kindheit bis heute. Und dabei macht er klar: Was bisher geschah ist erst der Anfang! Endlich einmal eine Biografie, die den wahren Menschen zeigt. Nicht nur für Fans des Schauspielers ein Muss. Es ist vielleicht keine hochtrabende Lektüre, aber ein Buch über einen Menschen - und das lohnt allemal! 

Uwe Ochsenknecht

Was bisher geschah, luebbe

ISBN: 978-3-7857-2485-9

Samstag, 30. August 2014

Zum Mond, aber nicht mehr zurück

100_8649Es kommt wirklich nur selten vor, dass ich Bücher nicht fertig lese. Ich gebe jedem Buch eine Chance. Aber das Leseexemplar von "Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte" lag viel zu lange immer neben mir in der Küche (dort lese ich meistens) und wir kamen nicht voran. Entsprechend der sommerlichen Hitze im Roman, waren wir träge und kämpften um jede Zeile. Über die Hälfte haben wir zusammen geschafft -  dann musste ich kapitulieren. Es gibt dafür nicht einmal ausreichend Gründe. Ich glaube, wir beide haben einfach nicht zusammen gepasst. Denn die Grundidee gefiel mir sehr.  LARS SAABYE CHRISTENSEN erzählt von einem Sommer in Osloder Jahre später irgendwo anders reflektiert wird. Nämlich vom Schriftsteller Funder, dem Protagonisten, dem wir zuerst als Kind begegnen und der als Erwachsener noch immer an sich selbst zweifelt und auf der Suche nach sich selbst ist. Ein großes Thema, das alle Literaten lieben.
Was auf der Verlagsseite "Wie er schließlich lernt, sich selbst mit anderen Augen zu sehen und der Phantasie gestatten kann, Einzug in seine wirkliche Welt zu halten, ist eine der zärtlichsten Wendungen in diesem großen, berührenden Roman" heißt, konnte ich leider nirgendwo entdecken. Und dafür entschuldige ich mich. Ich hätte es wirklich gerne entdeckt. Aber Funder und ich, wir suchen wohl besser getrennt weiter. Ich hoffe, dass ein anderer Leser ein Happyend mit diesem Roman erleben kann! 

LARS SAABYE CHRISTENSEN

Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte, btb

ISBN: 978-3-442-75417-5

Donnerstag, 28. August 2014

Ein Scheusal namens Ove

100_8647Ove begegnen wir zum ersten Mal in einem Elektrofachgeschäft. Er ist - sagen wir es einmal freundlich - ein schwieriger Kunde. Ein Scheusal. Einer, mit dem man nicht geschenkt befreundet sein möchte. Doch dann wird die Erzählung zurück gedreht - und der Leser nähert sich Ove (ungewollt) an. Dabei stellt man fest, dass man ihn richtig gerne haben kann. Dass er einmal ein liebender Mensch gewesen ist. Und plötzlich ist es da: Das Verständnis für Ove und der Wunsch, er möge ein besseres Leben haben. Und die Angst, er könne sich tatsächlich im Wohnzimmer erhängen.
So schwankt man beim Lesen zwischen Abscheu, Verständnis, Zärtlichkeit, Traurigkeit und Sorge um und für Ove. Fredrik Backman erzählt in "Ein Mann namens Ove" mit Witz und Augenzwinkern von diesem Höllennachbarn, der mit der Zeit hart und kalt geworden ist, aus Trotz und aus Prinzip; der seiner Liebenswürdigkeit selbst nicht über den Weg traut und der ohne seine Frau nicht mehr sein mag, und doch muss. Liebevoll und Schritt für Schritt wird Ove in die Welt zurück geholt, in der er eigentlich nicht mehr sein will. Welche Rolle dabei ein I-Pad und eine Katze mit einem halben Schwanz spielen, sollte jeder herausfinden. Ich persönlich würde Ove wirklich gern kennen lernen. Der Roman um Ove ist meine absolute Leseempfehlung in diesem Sommer - ein Roman, der hoffentlich verfilmt wird!

Fredrik Backman

Ein Mann namens Ove, S. Fischer Verlag

ISBN: 978-3-8105-0480-7

Mittwoch, 27. August 2014

Heiraten mit Hindernissen

aPhilipp Seitz könnte nicht glücklicher sein: Er hat einen tollen Job in den Medien und lebt mit seiner Traumfrau Mia zusammen. Da kommt ihm eine geniale Idee: Übers Fernsehen will er Mia einen Heiratsantrag machen und noch dazu die Wohnung kaufen, in der die Beiden zusammen leben. Nur sein bester Freund Benny hat es schwer. Aus Mitleid für Benny, beim Kauf der Wohnung und in Vorbereitung des Heiratsantrages macht Philipp einen Fehler nach dem anderen. Dann verschwindet sein Makler  mit Philipps Geld, sein Chef kündigt ihm und dann gibt es da noch dieses Missverständnis in einem Bordell, in das ihn Benny schleppt… Das alles erzählt Lutz Schebesta in "Antragsfieber" unfassbar lustig und in wahnwitzigem Tempo. Manchmal schämt man sich dabei herrlich fremd. Leider ist der Roman viel zu schnell ausgelesen! Wer Romane im Stil von Tommy Jaud und Susanne Fröhlich mag, der wird dieses E-Book lieben! Mein E-book-Reader jedenfalls hat sich endlich mal wieder über meine Zuneigung gefreut und ich freue mich, mehr Bücher von Lutz Schebesta zu lesen!

Antragsfieber, eRiginal, Feelings

ISBN: 978-3-426-43310-2


2015 wird der Roman unter dem Titel "Hochzeitsheld" neu aufgelegt. Und sogar meine Lesermeinung wird zitiert! hochzeitsheld

Freitag, 22. August 2014

"Sommerzeit ist Ferienzeit"

eb0fa29f_l "Sommerzeit ist Ferienzeit", diese Liedzeile habe ich mir bei basta geliehen, um mich zu verabschieden - für einige Tage jedenfalls. Daher wird es hier ein wenig ruhiger, das Lesen aber wird nicht eingestellt.
In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern eine schöne und erholsame Sommerzeit, aber auch eine erlebnisreiche Ferienzeit voller Sonnenstunden - oder umgekehrt!
Herzlich, Marissa Conrady
PS - Bei Langeweile oder schlechtem Wetter, bietet es sich an, ein wenig auf facebook vorbei zu schauen: www.facebook.com/pages/Marissa-Conrady/154763577877910 

Donnerstag, 21. August 2014

Geheimer Gruß

IMG_20140821_170652Wenn ich diese Schrift im Briefkasten vorfinde, dann freue ich mich immer. Über die netten Zeilen und überhaupt grundlegend über diese unerwartete Korrespondenz. 
Zu verdanken ist sie eigentlich meiner Freundin Bibliophilin. Dort besprach ich eines Tages  im Jahr 2011 als Gastrezensentin "Sterben ist Mist, der Tod aber schön. Träume vom Himmel" von Gabriele Wohmann. Darin hat die wunderbare Gabriele Wohmann mit Georg Magirius über Gott und die Welt gesprochen, im wahrsten Sinne des Wortes. Und über dieses Buch hinweg entstand eine Korrespondenz, die mich immer wieder beglückt, begeistert und für die ich sehr dankbar bin. 
Daher, an dieser Stelle, weil ich weiß, dass Sie es lesen, herzliche Grüße und vielen Dank für das Bisherige!

Dienstag, 19. August 2014

Was bereust Du?

100_8530Sara ist jung, steht kurz vor dem Abschluss der High School und beliebt- naja, nicht weil sie Sara ist, sondern weil sie einen coolen Freund hat - Dylan - und weil sie mit Brielle befreundet ist. Die hat immer alles im Griff - selbst Saras Leben! Als dann aber Emma, die alle nur als Schlampe bezeichnen, sich an Dylan ran macht, werden die Freundinnen aktiv - zu aktiv. Spannend und aus Sicht des Teenies Sara erzählt Amanda Maciel in "Das wirst du bereuen" über das Leben an der Schule - und wie gnadenlos es dort zugeht. Ich bin, ehrlich gesagt, sehr froh, dass es an unserer Schule so nie zugegangen ist, kann mir aber durchaus vorstellen, wie so etwas passieren kann.
100_8531Um Emma - der Schlampe - einen Denkzettel zu verpassen, erlauben sich Brielle und Sara immer mehr Scherze via Facebook und im Internet. Doch die Scherze laufen irgendwann aus dem Ruder. Aggressives Verhalten und Beschimpfungen treffen auch Emmas Familie. Und Emma, die psychisch ohnehin angeknackst scheint, weiß keinen anderen Ausweg mehr, als sich das Leben zu nehmen. 
100_8532Brielle, Sara und ihre Freunde müssen dafür vor Gericht. Und die Frage nach Reue, Schuld und Vergebung steht im Raum. Leider, leider, leider bleibt mir Emma ein wenig zu platt, was aber, da die Geschichte aus Saras Sicht erzählt wird, fast wieder verständlich ist. Irgendwie hat man daher auch mehr Mitleid mit Sara, sorgt sich um ihre Zukunft und hofft darauf, dass sie wenigstens etwas lernt. Sie lernt auch tatsächlich: Nämlich, dass sie im Grunde immer nur Brielles Anhängsel war, und dass man selbst auch bereuen können muss. Zurecht ist dieses Buch der absolute MädchenLiebling.
Nicht nur die coole Farbe und das coole Cover sind dafür Grund genug, sondern auch die Story überzeugt und bringt (nicht nur) schulpflichtigen Lesern etwas bei! "Als Mrs Thale uns damals im Englischunterricht beibringen wollte, was ironie ist, hatte ich es nicht so richtig kapiert. Aber jetzt schon. Jetzt, wo ich gemobbt werde, weil ich eine Mobberin bin". S. 8
100_8533

Amanda Maciel

Das wirst du bereuen, Bastei (Boje)

ISBN: 978-3-414-82406-6

Donnerstag, 14. August 2014

Wie lange muss Liebe dauern?

10539139_605164236268933_948707214_nEs klingt ja schon ein bisschen nach Klischee: Mann und Frau heiraten heimlich, Mann stirbt plötzlich, Ehefrau und Schwiegermutter sehen sich konfrontiert und hassen sich zunächst, lieben sich aber dann. Aber Taylor Jenkins Reids Roman "Neun Tage und ein Jahr" ist weit entfernt von dieser Klischee-Opfer-Rolle, obwohl die Autorin auch gerne - und gut - mit diesen Klischees spielt.
Die Geschichte von Elsie (26) und Ben (27) wird in Rückblicken abwechselnd mit der Gegenwart erzählt. Die ist leider traurige Tatsache: Ben ist tot und Elsie seine Frau, von der niemand weiß. Nur neun Tage hat ihre Ehe gedauert. Überhaupt, ihre Liebe dauerte insgesamt nur kurz, weswegen Bens Mutter aus allen Wolken fällt, als ihr nicht nur ihr toter Sohn präsentiert wird, sondern eine Schwiegertochter, die sie nicht kennt, noch dazu. Logisch, dass Susan Elsie zunächst ablehnt. Doch die Trauer vereint die beiden nach und nach. Die Autorin spielt hier geschickt mit Klischees, widerlegt sie und widmet sich ihnen augenzwinkernd und erfrischend. Das liegt auch an der Intensität ihrer Protagonisten und an der "rückblickenden" Erzählweise. Vor allem klingen noch lange einige Fragen nach: Wann ist Liebe zu Ende? Wann ist es "die eine, große, Liebe"? Wie lange muss Liebe dauern und kann sich Trauer daran messen?
Taylor Jenkins Reid hat einen wunderbar abwechslungsreichen Roman voller Wärme geschrieben. Zunächst weint man mit Elsie um den toten Ehemann, dann lacht man über die beiden als Paar, ist wütend auf Susan, dann auf Ben und später ist man irgendwie mit versöhnt. Was will man mehr von einem Roman: Weinen, Lachen, Bangen, Hoffen und lieben? Besonders gefallen hat mir Elsies Liebe zu ihrem Beruf (Bibliothekarin), der ihr am Ende sogar ein wenig das (Über-)Leben erleichtert. Der Titel erinnert sehr an Jojo Moyes, mit deren Romanen ich bisher noch nicht wirklich warm werden konnte. Hier aber: Ein wirklich liebevoller Roman, den ich sehr, sehr gerne empfehle!

TAYLOR JENKINS REID

Neun Tage und ein Jahr, Diana Verlag

ISBN: 978-3-453-29164-5

Dienstag, 12. August 2014

Persönlich über das Schreiben schreiben

100_7334Bernhard Schlink macht sich, wie jeder Autor, "Gedanken über das Schreiben". Ich habe das E-book, das seine Heidelberger Poetikvorlesungen vom Mai/Juni 2010 enthält, mehrfach, sorgsam gelesen. Sorgsam deswegen, weil es doch ein sehr literarischer Text ist. Diese Art von Texten verdienen oft mehr Aufmerksamkeit. Man  kann nicht einfach über einen Satz lesen, denn er könnte die Kernaussage sein. Außerdem war es zeitlich aufwändiger, hier "Unterstreichungen" vorzunehmen (ja, als Germanist ist man quasi zwanghaft veranlagt und markiert das, was gehaltvoll ist).

Die Lektüre hat sich für mich als Germanistin und als Autorin gelohnt. Es ist wunderbar, wie Schlink teilhaben lässt an Schreibprozessen, aber auch an Fragen, die sowohl die Literatur selbst, als auch die Leserschaft aufwerfen. Ich bin allerdings unsicher, ob sich die Lektüre daher auch für "Fachfremde" als derart interessant gestaltet, da sie, trotz vieler Beispiele, doch sehr einer Vorlesung gleicht. Schlink widmete sich in diesen Vorlesungen vor allem den Fragen nach den Maximen des Schreibens und der Gültigkeit, die sie für ihn persönlich besitzen.  Das ist in der Tat ziemlich persönlich. Dabei unterscheidet er die Themenbereiche "Über die Vergangenheit schreiben", "Über die Liebe schreiben" und"Über die Heimat schreiben". 
100_8497"Über die Vergangenheit schreiben": Zunächst einmal ist "alles Schreiben [...] Schreiben über die Vergangenheit". Entscheidend hierbei ist das Wie. Schlink greift hierbei auch auf die alte Auseinandersetzung zurück, der zufolge es nach Auschwitz kein Gedicht mehr geschrieben werden könne. Für Schlink aber zählt dies: "Literatur ist war, wenn sie darstellt, was geschah oder hätte geschehen können. [...]". "Wir wollen, dass Literatur uns unsere Wirklichkeit erklärt und dass sie uns einlädt, uns in andere Wirklichkeiten hineinzuversetzen, die nicht die unseren sind. Wir lesen, weil wir das Leben derer, über die wir lesen, teilen wollen". Umso wichtiger das Schreiben nach Auschwitz. Gerade erst "in der Begegnung mit den Geschehnissen und Gestalten der Literatur erfahren [wir], wer wir selbst sind". "Das Erzählen der Geschichte verträgt keine andere Absicht als die, die Geschichte zu erzählen und sie wahrhaftig zu erzählen". Aber Schlink weiß auch: "So über die Vergangenheit schreiben, dass niemand sich verletzt fühlt - es geht nicht".
"Über die Liebe schreiben" bedeutet zweierlei: Über körperliche Liebe zu schreiben und Liebe als Tätigkeit zu sehen. Es bedeutet aber auch, sich Fragen auszusetzen, wieso man genauso darüber geschrieben hat - und was man selbst dabei empfindet. Dabei stellt der Autor immer wieder fest, "wie verbreitet eine normative Vorstellung von richtiger Liebe ist". "Über die Liebe schreiben heißt über die Lieben schreiben, die Liebe in ihrer Vielgestaltigkeit bewahren, sie vor dem normativen Zugriff schützen". Dabei liebt jeder Autor seine Geschöpfe auf die eine oder andere, durchaus seltsame, Weise. Dies aber macht den Autor greifbar und verletzlich: "Wenn ich schreibe, gebe ich Einblick in mein Inneres, Eigenes, Privates, Intimes. Ich mache eine Tür zu mir auf [...]". Bernhard Schlink beschreibt dabei auch das Gefühl des "Schreibenmüssens", das ich nur zu gut nachempfinden kann: "Es soll in der Welt sein, mag der literarische und finanzielle Erfolg größer oder kleiner sein. [...]". 
"Über die Heimat schreiben". Schlinks Geschichten spielen oft in seiner Heimat Heidelberg. Auch ich erlebe, dass man Geschichten am besten dort spielen lassen kann, wo man sie sich vorstellen kann. Hierbei geht es auch um Erinnerungen. Schlink betrachtet diese Erinnerungen, besonders die der Kindheit, als Heimat. Doch diese Vorstellung alleine genügt ihm nicht. Er könne sich auch beim Schreiben in Orte hinein denken und ihnen heimatliche Gefühle entgegenbringen, wenn sie nicht unmittelbar damit verbunden seien. "Heimat ist ein anderer, ein größerer Zusammenhang zu dem wir uns verhalten, nach dem wir uns sehnen und von dem wir uns abwenden können. Heimat ist ein Gegenüber, selbst wenn es ein nicht fassbares, nicht erreichbares, ein utopisches Gegenüber sein sollte".
Es ist spannend, diesen persönlichen Ausführungen über das Schreiben zu "lauschen", aber auch komplexer, als es erscheint. Mein literarischer Höhepunkt diesen Sommer!


Alle Zitate sind dem E-book "Gedanken über das Schreiben" entnommen.


Bernhard Schlink

Gedanken über das Schreiben, Diogenes
ISBN 978-3-257-60391-0

Montag, 11. August 2014

Schimmern und duften

100_8515Neulich bekam ich ein ganz tolles Überraschungspaket. Ich liebe Überraschungen. Vor allem, wenn sie schimmern und duften. Das wusste ich natürlich beim Öffnen noch nicht, aber von wem das ominöse Päckchen war, stand schon vorne drauf: Von Balea. Ich mag die Eigenmarke vom DM Drogeriemarkt sehr. Sie sind günstig, aber vor allem abwechslungsreich, liebevoll gestaltet und meiner Haut tun sie gut.  Was jetzt nach (Schleich-)Werbung klingt, ist aber ein Fakt: Ich benutze total viel von Balea bzw. DM. Angefangen von der Zahnbürste bis hin zur Hautcreme und den Taschentüchern. Oftmals überzeugt mich ihre Qualität im Vergleich zu teureren Produkten viel mehr.
100_8516Aber zurück zu meiner Überraschung. Beim Öffnen des Päckchens lachten mir zwei knallige Farben unter dem Luftpolster entgegen: Grün und rosa. Und nach dem Lüften des Luftpolsters entdeckte ich je ein Shower-Gel und ein Deo von Balea. Das Grüne ist die Duftrichtung "Kiwi", rosa ist "Berry". Ich muss zugeben, dass ich im Geschäft Kiwi erst gar nicht in die Hand genommen hätte, unter der Mutmaßung, dass es wahrscheinlich nicht so dolle riecht. Tatsächlich hat mich daher die erste spontane Geruchsprobe positiv überrascht. Nachdem ich - Danke Sommer! - sowieso noch Duschen wollte am Abend, konnten die beiden Herrschaften gleich mal mit mir ins Badezimmer umziehen.
100_8520Ein erster Test der beiden Shower-Gels auf der Haut, ohne Wasser, machte neugierig, die Verpackung zu untersuchen. Ich hatte nämlich das Wörtchen "shining" überlesen- und siehe da, die Gels glitzern bzw. schimmern total schön. 100_8521Dann aber mein Fehler: Ich habe beide Gels miteinander vermischt. Meine Mutter sagte schon vor Jahren einmal zu mir, als ich wieder einmal Badezusätze wild miteinander im Wasser vermengte, dass ich irgendwann im Bad explodieren würde. Nun, explodiert bin ich glücklicherweise nicht, sonst gäbe es diesen Post nicht, aber der Geruch beider Gels erinnerte doch zu stark an Penicillin, das ich in der Kindheit oft einnehmen musste.Merke also: Jedes Gel für sich, super Duft; zusammen gemischt: lieber die Finger davon lassen. :) 
Da ich also nicht mit beiden gemeinsam duschen konnte, gab ich Kiwi den Vorzug, da ich ihm schon zuvor grundlos Unrecht getan hatte. Das Hautgefühl während und nach der Anwendung war wirklich toll. Der Duft sehr dezent, nicht zu künstlich. Toll vor allem der ganz zarte Schimmer auf der Haut. Danach, gleiches Recht für alle, sprühte ich Berry als Deo auf. Auch hier: Toller, dezenter Duft. Alles riecht irgendwie sommerlich frisch. Ich selbst benutze lieber Sticks bzw. Roller, aber das ist nur mein persönlicher Geschmack. Gut finde ich, dass die Deos als frei von Aluminiumsalzen gekennzeichnet sind.
100_8517Mein Fazit nach einigen Tagen der Anwendung beider Deos und Gels? Absolutes Sommer-Dusch-Pflege-Highlight, und das noch so überraschend. Mein klarer Favorit ist immer noch Berry als Deo, aber als Gel ist Kiwi auch richtig klasse. Toll der Schimmer, den die Gels enthalten. Mehr solcher Produkte wären auch im Winter cool.

Weitere Infos zu den Produkten gibt es bei Balea - ich habe sie auch schon bei DM im Regal entdeckt und muss sagen, dass das Preisleistungsverhältnis mehr als stimmt!

Sonntag, 10. August 2014

Bilanz II

Zur Zeit bekommen viele Menschen in meinem Umfeld Kinder. Wie ich so stehe und die winzigen, wundervollen und zerbrechlichen Babies betrachte, mich nicht traue, sie auf den Arm zu nehmen, weil ich glaube, ich mache sie kaputt, wird mir etwas klar. Mit mir im Raum alt-eingesessene Mütter, frischgebackene Eltern und Babies. Ich, kinderlose Akademikerin, halte mich zurück und fest an einem Buch. 
Pinup3Meine Kinder erzählen Geschichten - haufenweise. Sie halten nie den Mund. Man muss sich schon in einem anderen Zimmer befinden, damit man sie nicht mehr hört. Und dennoch hallen sie nach: Im Kopf.
Dabei sind sie stimmlos geboren. Untergewichtig. Zu blass und zu krank, um alleine zu stehen.
Es sind Bücher. Keines davon wird mich Mama nennen. Und doch habe ich sie in die Welt gesetzt. Das einmal gesagte oder geschriebene Wort kommt nicht wieder zurück. Es entwickelt ein Eigenleben. Buchkinder sind undankbare Geburten. Niemals wird dieses Kind Dich anlächeln, Deinen Finger mit der Hand umfassen oder atemlos aus der Schule nach Hause zurück kommen. 
Meine Kinder sind Worte zwischen papiernen Deckeln. Ich weiß nicht, ob ich je etwas anderes in die Welt setzen kann. Etwas, das auf ganz andere Art sagt, dass ich hier war...

Samstag, 9. August 2014

Ich wünschte...

100_8499Bei Vorablesen habe ich den Roman "Das Wunschjahr" von Andrea Lochen ergattert. Auf dieses Buch habe ich mich wirklich gefreut. Nachdem ich "Die Frau des Zeitreisenden" zu meinem Lieblingsbuch erklärt habe, endlich einmal wieder ein Buch zum Thema "Zeitreisen". Mir gefiel der Slogan "Stell dir vor, du könntest die Zeit zurückdrehen..." sehr. Für mich als Germanistin lagen darin viele Versprechungen, Erwartungen wurden geweckt.
Krankenschwester Olive wacht am Neujahrsmorgen 2011 wieder im selben Jahr auf, anstatt in 2012. Alles ist wieder so, wie es 2011 schon einmal begonnen hatte: Sie lebt noch immer mit ihrem Liebsten Phil zusammen, redet noch mit ihrer besten Freundin und hat ihrer Mutter noch nicht die Hochzeit mit ihrem zweiten Mann verdorben. Olive hat noch einmal eine Chance bekommen! Was wirklich spannend und niedlich klingt, ist leider irgendwie zu seicht umgesetzt. Von Namensfehlern im Buch ganz abgesehen, hat sich die Lektüre irgendwie hingezogen. Einige Absätze waren für das Buch zu ausufernd. Das tatsächliche Zeitreisethema wurde eher umschifft. Leider. Und auch der deutsche Titel macht es einmal mehr schwierig. Hier klingt alles nach Idylle und so harmonisch [(Achtung, Spoiler!] was es da facto auch sein wird), aber als "repeat year" würden sich ganz andere Erwartungen aufbauen. Diese hatte leider auch ich und wurde enttäuscht. 
Dennoch, es gibt keinen triftigen Grund, warum ich von der Lektüre abraten sollte. Gut lesen lässt sich das Buch jedenfalls! Und als seichte Lektüre, die auf ein Happy End hinaus läuft, ist ein Roman doch immer empfehlenswert. Leider fehlt alles Tiefergehende, sowie ein wenig Emotion. Alles in allem ein eher nüchterner Roman, der Romantik und Fantasy schreit, nichts davon jedoch offenbart.

Das Wunschjahr

Andrea Lochen, Ullstein Verlag
ISBN 9783548285689

Donnerstag, 7. August 2014

Alles neu macht der Sommer

Zeit für ein neues Gewand

Es ist wahrscheinlich nicht unbemerkt geblieben: Hier hat es einige Neuerungen bzw. Modernisierungen gegeben. Und das im Grunde nur, weil ich Lust auf ein neues Outfit für den Blog hatte. 
Im Hintergrundbild sind nun meine tätowierten Vögel zu sehen, ein wenig Glitzer dazu und fertig ist der neue Background. Ansonsten, um nichts in seinen Grundfesten zu erschüttern, wird alles beim Alten bleiben. Das heißt: Es wird weiterhin gelesen und rezensiert und sicherlich findet sich der eine oder andere Post zu buch-/literatur-affinen Themen hier wieder.
Na, wie gefällt das neue Layout?

Mittwoch, 6. August 2014

Ein wenig Poesie

Heute dachte ich, ich verschenke ein wenig Lyrik. Poesien von mir, für Euch. Einige sind schon etwas älter, andere neueren Alters.  
Das Wort
Fortgehen
Nachruf
Mein König
Vergessen
Wohin

Dienstag, 5. August 2014

Spuren der Jugend

100_8496Ich hatte es ja bereits angedroht, dass ich nach "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" nun noch einen Roman von John Green lesen (wollen) würde. Ich hatte mich für den nicht so sehr "umhypten" Roman "Margos Spuren" entschieden- und wurde nicht enttäuscht. Tatsächlich hat mir dieser Roman sogar noch besser gefallen, als der erste. Das liegt vor allem an der Unterschiedlichkeit der Themen. "Margos Spuren" ist eigentlich kein Roman, sondern vielmehr ein Roadmovie durch diverse Jugenden. Nämlich vor allem die des Ich-Erzählers Quentin. Seine Nachbarin, Jugendliebe, sein Idol und Fetisch Margo Roth Spiegelman (Achtung! Telling name!) steht im Zentrum dieses Roadmovies, denn eines Tages beschließt Margo (einmal wieder) von zu Hause zu verschwinden. Wie jedes Mal hinterlässt sie Spuren. Quentin sieht es als seine Aufgabe an, Margo zu finden. Und so macht er sich, gemeinsam mit drei weiteren Freunden, am Tag ihres Highschool-Abschlusses auf eine lange Reise quer durch Amerika, um dem Rätsel Margo auf die Spur zu kommen. 
Der Leser ist dabei ebenso mitgerissen, wie auch hin- und her gerissen zwischen Faszination für Margo und Abscheu ihrer Dramatik. "Margos Spuren" ist fesselnd, faszinierend und frustrierend zugleich - und klingt noch lange nach!

JOHN GREEN

Margos Spuren, Hanser

ISBN 978-3-446-23477-2

Montag, 4. August 2014

All die vielen Jahre...

100_8495Fast zwanzig Jahre hat Anna ihren Ex-Freund Victor nicht gesehen - da stehen sie sich plötzlich und zufällig in einer Buchhandlung wieder gegenüber. Zwanzig Jahre liegen zwischen ihnen und ihrem College-Abschluss am St. Bart's und einer Nacht, in der so vieles zerbrach. Eindringlich blickt Alison Mercer in ihrem Roman "Und dann, eines Tages" zurück in die Jugendzeit der Clique rund um Anna und Victor, aber sie lässt auch einen Einblick zu in ihr heutiges Leben.
Über allem schwebt bedrohlich die Nacht des Abschlussfestes am College, an die sich Anna so erinnert: "Etwas ist [...] vorgefallen. [...] Drei Sachen. Zwei mir sehr nahestehende Menschen haben mich betrogen. Ich wurde Zeugin eines Verbrechens. Und jemand ist gestorben" (S. 282). 
Zur Clique gehören der melancholische Keith, Pfarrerstochter Meg, Schauspielertochter Clarissa, der feiste Barnaby, der intellektuelle Victor und mittendrin Anna, die dringlich überhaupt irgendwo dazu gehören möchte. Doch aus der Nähe, die langsam erwächst, entstehen auch Abgründe, die Auswirkungen auf alle späteren Leben haben. Was hier bedrohlich und düster klingt ist dennoch ein leichter Roman, der spätestens beim Rückgang in die Vergangenheit fesselt. Ich habe verhältnismäßig lange gebraucht, um den Roman zu lesen, weiß dies allerdings nicht einzuordnen. (Normalerweise lese ich schnell und innerhalb weniger Tage.) Vielleicht korrespondieren hier Erzählzeit und erzählte Zeit doch mehr, als man glauben mag.

ALISON MERCER

Und dann, eines Tages, Diana Verlag

ISBN: 978-3-453-35774-7