Donnerstag, 31. Dezember 2015

Freunde, komme was wolle!

"Freunde, komme was wolle!", das haben sich auf dem Schulhof einst May und Libby geschworen. Für May geht diese Freundschaft weit hinaus über Libbys tragischen Tod. Denn auch Jahre später kann May sich damit einfach nicht abfinden. Als dann noch ein Sticker mit der Figur "Princess X" auftauchen, die May und Libby einst gemeinsam erschaffen haben, ist May restlos überzeugt: Libby ist am Leben!

Und so macht sich May auf die Suche nach ihrer Freundin. Schnell kommt sie im Internet auf eine Fährte, die sie nichts Gutes ahnen lässt. Wurde Libbys Mutter ermordet und Libbys Tod nur vorgetäuscht? Mit Hilfe von Trick taucht May immer weiter in  die Tiefen des WorldWideWebs ein und in einen Internetcomic, der auf den Zeichnungen ihrer Kindheit basiert. Aber, wird sie ihre beste Freundin tatsächlich finden?

Cherie Priest hat einen fesselnden Jugendroman geschrieben. Besonders macht ihn aber, dass die Erzählung auch auf einigen Seiten als Comic weiter erzählt wird. Das war für mich neu und daher so lesenswert.

Ich bin Princess X, Bloomoon
ISBN: 978-3-8458-1229-8
Erhältlich ab Januar 2016



Mittwoch, 2. Dezember 2015

Adventskalender


In diesem Jahr gibt es meinen Adventskalender auf facebook zum Sofortöffnen.

Kommt vorbei und gebt der Seite ein Like.
https://www.facebook.com/media/set/?set=a.1025022297518696.1073741834.154763577877910&type=3

Donnerstag, 12. November 2015

Das Buch der Bücher

dbdvdBekanntlich weine ich ja ziemlich oft beim Lesen. Auch danach dann noch. Und oft verfolgen mich (gute) Bücher. So soll es ja auch sein, von schönen Dingen lässt man sich gerne verfolgen. Als meine Chefin mir "Das Buch der verlorenen Dinge" als Geschenk auf den Schreibtisch legte, ahnte ich nicht, wie sehr mich dieser Roman verfolgen, wie sehr ich weinen würde. Dieses Jahr mit Abstand mein Highlight im Bücherregal ist das Buch der Bücher von John Connolly!
Besonders hat mir gefallen, wie aus allen Seiten der Geschichte die Liebe zu Büchern, zu Worten und zum Erzählen sprachen. Denn der kleine Protagonist David liebt Bücher. Dank seiner Mutter weiß er sie sehr zu schätzen. Doch der Tod seiner geliebten Mama verändert alles. Davids Vater heiratet erneut, ein kleiner Bruder wird geboren und David lebt im Haus der Familie seiner Stiefmutter. Das Einzige, das er noch hat, sind die Bücher in seinem Zimmer, die er sprechen hören kann. Eines Tages sieht er den Krummen Mann im Haus umhergehen und schließlich hält David es nicht mehr aus: Er folgt der Stimme seiner Mutter in den Garten und hinein in ein Loch in einem Baum - und gerät in eine märchenhafte Welt. Allerdings entpuppt sich diese Welt schnell als eine böse Märchenwelt, in der nichts so ist, wie man es aus den Erzählungen kennt. David erfährt, um zurück zu gelangen ins seine Welt, muss er dieses Land durchqueren und den König finden. Denn der König ist im Besitz des Buches der verlorenen Dinge, in dem stehen soll, wie David nach Hause finden kann.
Also macht David sich auf den Weg und muss mehr als einmal ums Überleben kämpfen. Das Schöne am Roman ist, dass er nicht mit einem Happy End belanglos endet, sondern den Leser auch wissen lässt, was aus allen handelnden Personen geworden ist.
Mit Abstand mein Lieblingsbuch des Jahres 2015!

Das Buch der verlorenen Dinge, Ullstein

Mittwoch, 11. November 2015

Der Mensch Faber

Walter Faber ist Techniker mit Leib und Seele, wobei er an die Seele nicht so recht glauben mag. Wie gesagt, er ist Techniker. Aber auch in seiner Brust wohnt mehr als ein Walter Faber, nämlich der Mensch, der Vater, der Mann und eventuell einer, der lieben kann. Daher verwundert es nicht, dass im Nationaltheater Mannheim gleich vier Walter Faber auf der Bühne stehen. 

»Ich glaube nicht an Fügung und Schicksal, als Techniker bin ich gewohnt mit den Formeln der Wahrscheinlichkeit zu rechnen. Wieso Fügung?« (Walter Faber)

Ein wenig verwirrend ist das teilweise schon, wenn  Michael Fuchs (mit vollem  Körpereinsatz der sympathischste Faber, wenn auch ein bisschen weniger Nacktheit nicht schlecht gewesen wäre), Jacques Malan (vielleicht der beste "alternde" Faber, Boris Koneczny (mit Abstand der emotionalste Faber) und der wunderbare Reinhard Mahlberg mit der unverwechselbaren Stimme. Er ist der  überzeugendste, glatteste Faber, dennoch gleichen sich alle vier zu sehr, um sich drastisch abheben und einen Charakter Fabers hervorheben zu können; alle auch Nebenfiguren Herbert, Williams, ein Kellner und der Jugendfreund Joachim.

DSC_0004Wunderbar lasziv, Almut Henkel, mal als Fabers Freundin Ivy, dann tough als allein erziehende Mutter von der gemeinsamen Tochter mit Faber, Hanna. Ein wenig zu aufsässig, zu wenig verletzlich, Carmen Witt als Sabeth, die das alles aber wieder durch ihren Charme und ihre wunderschöne Singstimme wieder ausgleicht. 

"Ich hatte ganz vergessen, dass jemand so jung sein kann" (Walter Faber)

Der Schwerpunkt des Stückes nach dem Roman von Max Frisch liegt in Mannheim ganz klar nicht auf der verbotenen Liebesbeziehung zwischen Vater und Tochter, sondern vielmehr auf der Person Walter Faber. Sympathischer wird er dadurch nicht, auch verliert Sam Shepards Verkörperung in der Verfilmung von 1991 nicht an Anziehungskraft. Ganz schafft es das Stück nicht an diese Verfilmung heran, irgendwie fehlen die Gänsehautmomente und dennoch hat es gefallen. Vergleiche sind hier ohnehin nicht angebracht, eine Entscheidung zwischen den beiden unmöglich. Immer wieder will ich danach das alte Schulbuch aus dem Regal nehmen und wieder eintauchen in die kalte, tragische Welt des Menschen Faber.

http://www.nationaltheater-mannheim.de/de/schauspiel/stueck_details.php?SID=1961

Samstag, 10. Oktober 2015

Liebe &Liebe

Wie angekündigt, würde ich mich nun noch an dieser Stelle über einen weiteren Roman von John Green auslassen. Dieses Mal den Roman "Will & Will", aus der Kooperation mit David Levithan. 
DSC_0001Ein wenig verwirrend und zäh beginnt der dicke Wälzerja, das muss ich zugeben. Zunächst wird man nicht so recht schlau aus all den beteiligten Personen. Dann aber wird klar, parallel wird von zwei Jungen erzählt, die beide Will Grayson heißen und in Chicago leben. Sie sind beide mitten in der Pubertät und haben beide ein Problem mit der Liebe. Also beschließen sie unabhängig von einander - denn sie kennen sich NOCH nicht - dass sie sich auf Romantik nicht einlassen werden.
Während Will Grayson I in Jane verliebt ist, sich dabei noch mit seinem nervigen, aber liebenswerten, Freund Tiny herum schlagen muss, ist Will Grayson II online unterwegs und sucht dort die große Liebe. Letztlich kommt es für beide zum großen Outing. Letztlich fallen beide irgendwie, mehr oder weniger, auf die Nase. Und das alles ändert sich, als Will & Will eines Abends ganz zufällig aufeinander treffen...
Ein warmes Buch über die ersten Versuche in der Liebe, über das Schwul- und Normalsein, eben ein typischer John-Green-Roman, der mit Silberfäden einer anderen Tonart durchsetzt ist. Ein lesenswerter Roman, wenn auch nicht mein John-Green-Highlight (wie auch, nach Margo?). In diesem Sinne: "Nur wer Liebe wagt, kann Liebe gewinnen".

JOHN GREENDAVID LEVITHAN

Will & Will, cbt

ISBN: 978-3-570-30885-1

Freitag, 9. Oktober 2015

Habenwollen und Gierigsein

Vom Habenwollen und Gierigsein erzählt Ingrid Noll in ihrem Roman "Hab und Gier", aber nicht nur davon. Wie gewohnt gibt es Leichen bei der Lady of crime. Wie gewohnt spielt die Handlung in der Region. Und diese Mischung ist es, die mich immer wieder so fasziniert an den Romanen Nolls.
hugDieses Mal erzählt sie aus der Perspektive der alternden Bibliothekarin Karla, die ein durchaus verlockendes Angebot erhält: Wenn sie ihren todkranken Kollegen Wolfram bis zu dessen Tod pflegt, wird sie seine Erbin. Karla willigt letztlich ein und Wolfram erhöht zweimal den "Spieleinsatz" und seine Bitten an Karla. Denn, bringt sie ihn schließlich gemäß seiner speziellen Wünsche ins Jenseits, erbt sie mehr als nur einen Teil seines beachtlichen Vermögens: Sie wird Alleinerbin einer Villa in Weinheim. Karla willigt ein, Wolfram zu pflegen, und wird schnell Opfer von Gier und Habenwollen - aber nicht nur ihrerseits. 
Böse, spitzfindig und brillant wie lange nicht, hat Ingrid Noll hier eine Geschichte gewoben, die man nicht einmal mehr aus der Hand legen will, bis zum bitteren Ende. Sie knüpft hier endlich wieder an, an die zu Recht umjubelten Romane ihrer Anfangszeiten!

Ingrid Noll
Hab und Gier, Diogenes

ISBN978-3-257-24311-6

Donnerstag, 8. Oktober 2015

Es glitzert, ich will es…

HB_logo_rgb_1000pxDas kennen doch sicherlich viele Frauen: Nur mal eben online, ein wenig stöbern und sich sofort verlieben, vor allem, wenn es glitzert. Ähnlich ist es mir neulich ergangen, als ich nur mal kurz im Onlineshop von Heartbreaker by Drachenfels. Ihr erinnert Euch, vom Schmuck und meinem Einkauf dort habe ich schon mal berichtet. 
DSC_0002 (1)Dieses Mal also habe ich mich im  neuen Super Sale Bereich umgesehen. Dort kann man derzeit bis zu 70% auf ausgewählte Schmuckstücke bekommen und somit wahre Schnäppchen ergattern! Denn die wunderschönen Sachen sind liebevoll gefertigt und zum Teil echte Unikate. Natürlich gibt es dort alles nur so lange Vorrat reicht. Also habe ich mich schnell umgesehen und entdeckt, dass ein Lieblingsteil, auf das ich schon lange ein Auge hatte, im Salebreich vertreten war.  Die süße "Tussicat", ein Maxi Charm -eine Katze als Anhänger, aus Silber geschwärzt mit Zirkonia, Muschelkernperle & Karabiner. Also habe ich schnell zugegriffen, aber da ich die Katze ja nicht nur so bei mir tragen kann, musste etwas her, an dem sie auch wortwörtlich zum Tragen kommen konnte. DSC_0004 (1)DSC_0003 (1)
Schnell hatte ich ein verspieltes Armband dazu entdeckt: Ein Ankerarmband aus Silber mit Herz als Knebelverschluss. Beides in den Warenkorb gepackt, Zahlung als Vorkasse ausgewählt und ab die Bestellung.
Und nur wenig später waren die beiden Lieblinge bei mir - das ist tatsächlich wörtlich gemeint, denn die Bestellung traf nur zwei Tage DSC_0002später hier ein. Wie immer bei Drachenfels war das Paket mehr als liebevoll verpackt. Neben dem Schmuck gab es wieder viele (süße) Überraschungen im Päckchen. 
Tussicat hat mich auch schon ins Büro begleitet. Sie ist massiv, ebenso wie das Armband, und trotzdem sind beide so verspielt. Sie passen eben perfekt zu mir. Das Spontan-Shoppen hat sich also gelohnt und ich werde bestimmt bald wieder rückfällig. :)DSC_0003 Übrigens: Hier gibt es alle notwendigen Links. Und, psst, dort laufen auch öfter Gewinnspiele! :) http://blog.heartbreaker-schmuck.de/,  https://www.facebook.com/heartbreaker.schmuck,  https://www.pinterest.com/4heartbreakers/?redirected=1

Montag, 10. August 2015

Ein Anagramm für Liebe


Nach "Margos Spuren", "Eine wie Alaska" und "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" stand ein weiterer Roman von John Green auf meiner Wunschliste und endlich habe ich ihn mir gegönnt: "Die erste Liebe (nach 19 vergeblichen Versuchen)". Es ist - für mich als Germanistin eher erschreckend - ein äußerst mathematisches Buch. Ein Roman voller Formeln, zum Glück aber mit erklärenden Fußnoten - und hier bin ich wieder versöhnt. 
DSC00396Die Berechnungen und Formeln sind schnell erklärt: Colin war 19 (!) mal mit einem Mädchen namens Katherine zusammen (also, mit ca. 19 verschiedenen - und das in jungen Jahren...), aber immer wieder scheiterten diese Beziehungen. Colin ist am Boden und will heraus finden, was schief gelaufen ist. Rational geht er an die Sache heran und will eine mathematische Formel aufstellen, die Aussage darüber geben kann, wer wen wann sitzen lassen wird. Mit seinem besten Freund, Dickerchen Hassan, macht er sich noch dazu zu einem Road Trip auf, der schnell irgendwo im tiefsten Tennessee endet. Dort lernt er Lindsey kennen. Und plötzlich wird das Liebestheorem nicht mehr das Wichtigste in seinem jungen Leben. 
Alles in allem hat mich dieser Roman nicht so berauscht wie "Margos Spuren" oder "Eine wie Alaska" (zu dieser Leihgabe gibt es leider keine Besprechung, da ich den Roman zu sehr durch analysiert habe mit Schülern). Was ich an John Greens Romanen so mag, ist, dass man sie auch als Erwachsene lesen kann. Irgendwie geben sie noch einmal Rückschluss auf die eigene Jugend, aber auch als Erwachsene haben sie einen gewissen, unterschwelligen Reiz. Es ist, als ob auch wir Große in all seinen Geschichten unseren Platz hätten. Auf meinem Bett liegt noch "Will & Will", auch ein Titel meiner Wunschliste. Eine Gemeinschaftsproduktion mit David Levithan, über die ich dann demnächst schreibe.

Die erste Liebe (nach 19 vergeblichen Versuchen), Reihe Hanser

John Green

ISBN 978-3-423-62449-7

Sonntag, 2. August 2015

Das Leben ein Phantom

DSC00384Eigentlich haben sie längst Feierabend, die fünf Mitarbeiter des Schnellrestaurants irgendwo in Deutschland. Einer muss seinen Bus nach Hause bekommen, die anderen sind ein wenig sauer. Dann aber finden sie beim Aufräumen ein Baby. Ist es vergessen oder absichtlich zurück gelassen worden? Vor allem, von wem? So beginnt das Stück "Phantom (Ein Spiel) (UA)", bei dessen Uraufführung/Vorabpremiere im Nationaltheater Mannheim im Julis 2015 ich glücklicherweise zugegen sein durfte. 
In einer Kulisse, die eigentlich eher auf das Werkhaus hindeutet, im Verlauf des Stückes jedoch ihre Notwendigkeit unterstreicht, überlegen die fünf Schauspieler fieberhaft, wie es dazu kommen konnte, dass das kleine Mädchen sich selbst überlassen wurde. DSC00385Im Zentrum ihrer Überlegungen steht schnell eine phantomhafte Frau, die sie Blanca nennen. Höchstwahrscheinlich ist sie Ausländerin. Doch ihre Beweggründe können vielfältig sein. Ist sie in der Hoffnung auf Arbeit nach Deutschland gekommen, dann in Bedrängnis geraten? Es ist eine Geschichte, die nicht nur erzählt, sondern die vielmehr konstruiert und rekonstruiert, heißt es auf der Website des NTM. Daher braucht man als Zuschauer einige Zeit, um sich in das Stück einzufinden. 
Carmen Witt spielt ihre Blanca gebildet und vielleicht ein wenig zu erfolgsorientiert, die ziemliches Glück im Unglück hat, und fest daran glaubt, in Deutschland Fuß fassen zu können. Sie versucht Klischees zu trotzen und begegnet dem leibhaftigen Klischee in Form von Sabine Fürst. Ihre Deutsche ist eine stereotype Hartz-IV-Empfängerin mit schnodderigem (aber lustigem) Rheinländischem Dialekt, ein wenig einfach im Geiste, und letztlich in diesem Gedankenspiel genauso Phantom und potenzielle Kindsaussetzerin. 
DSC00386In diverseren Rollen spielen Almut Henkel (mit ganz eigener Komik und Ernsthaftigkeit), Boris Koneczny (eher der [stille] Vater des Stücks und Julius Forster (wie auch bei "Die Räuber" genial überzogen, aber auch mit ruhigen Ecken und Kanten). Sie alle sind Blanca oder Teil ihres Schicksals. Und letztlich gehen wir Zuschauer mit der Frage nach Hause: Sind wir nicht alle eine "Blanca" - ein Phantom im Leben?
Im Zentrum steht eine Frau, nennen wir sie Blanca, es ist die Frau aus dem unbekannten Land, die Frau mit den vielen Sprachen, die Bulgarin, die Kroatin, die Romni, die Nicht-Deutsche … − ganz wie es uns gefällt …, die Missbrauchte, die Täterin, die Kluge, die Naive, die Ausgebeutete, die Taffe … Wir begleiten Blanca auf ihrer spannenden Reise in ihr neues Heimatland. Dabei werden wir konfrontiert mit den Überlebensstrategien von Menschen, die sich durchbeißen, und erfahren gleichzeitig viel über uns selbst und die  gesellschaftlichen Werte, Zuschreibungen und sozialen Rollen, die wir längst verinnerlicht haben, so das Nationaltheater in seiner Beschreibung des Stücks. Und diese trifft das Gesehene ziemlich genau. Wir lachen über Klischees, weil wir sie verinnerlicht haben - wir verurteilen deshalb gleichermaßen. Termine
Während der Einführung vor Beginn des Stücks war ich grenzwertig neugierig. Von der Aussicht auf ein eher politisches Stück, war ich nicht wirklich begeistert. Nach zehn Minuten jedoch hatten sie mich, diese fünf auf der provisorisch anmutenden Bühne. Ich habe gelacht, mich fremdgeschämt, mitgedacht und war letztlich von ihrer Lösung genauso überrascht, wie ich es wohl sein sollte (aber nicht erwartet hatte). Bei allem Spaß regt das Stück dennoch zum Nachdenken an. Es ist aktuell wie nie, brisant und Auftakt für die thematische Reihe einiger Stücke, die uns in der kommenden Spielzeit im Nationaltheater Mannheim erwarten werden. 
Daher also mein Ratschlag für den Herbst: Hingehen!
https://www.nationaltheater-mannheim.de/de/schauspiel/stueck_details.php?SID=2263

Montag, 27. Juli 2015

Dem Leserglück so nah

Louise Walters hat eine wunderbare Idee gehabt und sie unter dem Titel "Mrs Sinclair's Suitcase" umgesetzt: Sie wollte zwei Lebensgeschichten miteinander verweben und dazu noch die Liebe zu Büchern ins Spiel bringen. Aber ihr Roman hat gelitten, nicht nur unter der zähflüssigen Übersetzung und dem scheußlichen deutschen Titel. "Dem Glück so nah" klingt kitschiger, als es ist und vergrätzt damit sicherlich schon mal per se Leser. Und leider dauert es, bis man in den Roman hinein findet, obgleich die Grundidee und die abwechselnde Erzählweise von Gegenwart und Vergangenheit wirklich schön sind.DSC00383
Aus der Gegenwart begegnen wir Roberta, die in einem kleinen, alten Buchladen arbeitet und Briefe sammelt, die sie in den Gebrauchtbüchern findet. Roberta ist (leider) keine besonder sympathische Hauptfigur, sodass sie es einem schwer macht, den Roman zu mögen. Schön dagegen ist die Geschichte aus der Vergangenheit, die von Dorothy Sinclair und ihrer großen Liebe, einem großen Geheimnis und viel Traurigkeit handelt. Leider endet das Buch schließlich ziemlich abrupt, sodass man als Leser ein wenig frustriert da steht. Für den geübten Leser hat sich das Puzzle ohnehin schnell zusammen gefügt, daher war man dem Leserglück so nah bei diesem Roman und wurde doch ein wenig enttäuscht. Schade. 

DEM GLÜCK SO NAH, Bastei Lübbe

ISBN: 978-3-404-17208-5

Dienstag, 21. Juli 2015

Zuckersüße Presse

Fotofail :)
Artikel aus der Odenwälder Zeitung vom Juli 2015: Ein ganz besonderes Geschenk zu ihrem 30. Geburtstag am 4. Juli hat sich Autorin Marissa Conrady in diesem Jahr gemacht: Die Veröffentlichung ihres siebten Romans „Zuckermandeln“.  Die Idee zu ihrem Roman verfolgt sie schon seit einiger Zeit. Auch dieses Mal knüpft Conrady an ihre Vorgänger-Geschichten an. Wer diese Romane kennt, der bekommt neue Hintergründe dazu und  erlebt eine weitere Geschichte. Aber auch Leser, denen die Vorgeschichten noch nicht bekannt sind, können den Roman bedenkenlos lesen. „Beeinflusst von den Untersuchungen meiner Doktorarbeit, habe ich dieses Mal sehr viel mit Orten, Örtlichkeiten und ihren Bedeutungen gearbeitet“, erzählt die Autorin von ihrem neuen Roman. 
zuckDieses Mal hat Marissa Conrady eine Geschichte um Lehrerin Malve und ihren Freund Remy ersonnen. Nach einem Urlaub kommt Remy nicht wieder zurück in sein altes Leben. Erst nach einiger Zeit fällt seinen Freunden sein Fehlen auf. Remy hat, nach dem Tod seines jüngeren Bruders Renja, eine schwere Zeit hinter sich. „Fast ein ganzes Jahr. Elf Monate. Mehr als dreihundert Tage war es jetzt her, dass sie Remy zuletzt gesehen hatte. Es hatte keinen Streit gegeben. Sie hatten sich lediglich nach ihrer letzten Verabschiedung nicht wieder gesehen“(aus „Zuckermandeln“). Malve will nicht akzeptieren, dass Remy fort gegangen ist und macht sich auf die Suche nach dem Mann, den sie liebt. Aber, wird sie ihn am Ende auch finden? „Frei nach Diogenes‘ „Ich suche einen Menschen“ habe ich mir die Frage gestellt, was passiert, wenn ein geliebter Mensch einfach so verschwindet“. 
DSC00375Es sei nicht nur deswegen ein emotionales Projekt gewesen, nicht nur, weil sie der Roman schon einige Jahre begleite. „Am Ende fiel es mir sehr schwer, meine Protagonisten gehen zu lassen. Ihre Geschichten sind erzählt, aber vielleicht begegnen sie mir eines Tages noch einmal. Ich würde mich freuen, wenn ich Malves oder Remys Geschichte noch einmal aufnehmen und weiter erzählen könnte“. An einem neuen Roman arbeitet die studierte Germanistin ebenfalls schon. „Es gibt einige neue Ideen und Ansätze, aber wo diese letztlich hinführen wird sich erst im Verlauf des Schreibens zeigen“.
Den 256 Seiten dicken Roman „Zuckermandeln“ gibt es mit der ISBN 978-3-7375-5543-2 im Buchhandel oder über die Autorin, wie auch alle anderen Romane. Außerdem gibt es einige Exemplare bei J. Bach in der Ludwigstraße 65 in Wald-Michelbach. 
Wie immer auch bei epubli: http://www.epubli.de/shop/buch/Zuckermandeln-Marissa-Conrady-9783737555432/46450. 

Montag, 20. Juli 2015

Wohin denn ich?

Quelle: Julia Engelmann
Ich gebe  es ungerne zu, aber es ist wohl so: Ich befinde mich in der Quarterlife Crisisja, diesen Begriff gibt es wirklich. Wikipedia sagt, sie sei der „Zustand der Unsicherheit im Lebensabschnitt nach dem Erwachsenwerden“ – und genauso fühle ich mich. Ich bin seit einigen Wochen dreißig Jahre alt. In meinem Alter war meine Mutter schon sechs Jahre verheiratet, ich war fünf Jahre auf der Welt.
Ich habe neulich gelesen, dass sich die Adoleszenz, das Erwachsensein, immer weiter nach hinten verschiebt – und wenn ich mich so in meinem Freundeskreis umsehe, oder nur mich als Beispiel nehme, dann habe ich das Gefühl, dass das wirklich stimmt. Ebenso habe ich neulich einen wunderbaren Artikel gelesen. „Das Jetzt ist eine Wartehalle“ beschreibt den Zustand meiner Generation, den Zustand der Generation Y, schmerhaft genau.
Darauß stammt folgendes Zitat: Meine Mitbewohnerin, die so alt ist wie ich, beendete kürzlich ganz ernst einen Satz mit „Und dann saßen neben uns noch ein paar Erwachsene“. Ich glaube, das beschreibt ganz gut, wie es ist. Viele von uns, nicht alle, aber viele, würden sich niemals als erwachsen bezeichnen, auch wenn der zwanzigste Geburtstag schon eine ganze Ecke her ist. Ich bin beleidigt, wenn Teenager mich siezen. Ich bedanke mich, wenn ich an der Kasse wegen der Flasche Gin nach dem Ausweis gefragt werde. […]Einen Tag vor meinem 30. Geburtstag stieg ich in den Bus. Er war voller lärmender Grundschüler. Eifrig erhob sich ein dicklicher Junge: „Wollen Sie sich setzen?“ – Ist es also egal, ob 18 oder 30, ob 45 oder 77. Dabei fühle ich mich gar nicht so alt, wie ich bin! Ganz zu schweigen davon, dass heute 13-Jährige älter aussehen, als ich!
Als ich 18 war, habe ich ein 14-tägiges Praktikum in einem Kindergarten absolviert. Eines Morgens fragte mich die kleine Gianna: „Wie alt bist Du?“ „18“, antwortete ich. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen: „SOOOOO alt?“ Sie dachte einen Moment nach. „Hast Du einen Mann?“ „Nein, ich habe keinen Mann“. „Hm. Kochst Du dann für Dich alleine?“
Wenn man ein Kind ist, dann ist 18 unvorstellbar alt. Und die Werte, mit denen man sein Leben und seine Ziele definiert, eben diese: Mann, Familie, keine Einsamkeit.
Auch Julia Engelmann beschreibt diesen Zustand in ihren Gedichten. Wenn man darüber spricht – oder von Anderen Ähnliches hört, ist es nicht mehr so beängstigend, nicht zu wissen, wen oder wann man heiratet. Ob man eines Tages Kinder haben wird, will oder kann. Oder nicht weiß, was man eigentlich arbeiten will (oder kann). Ich kann mir für mich alles oder nichts vorstellen, und eigentlich will ich es auch gar nicht so genau wissen. Es ist Jammern auf höchstem Niveau: Wir, die Generation Y, lassen uns Dahintreiben, aus Angst, irgendwo ankommen zu müssen. Ich bin schon überfordert, wenn ich Termine ausmache, die ich einhalten muss. Von wöchentlichen Verpflichtungen möchte ich gar nicht reden. Selbst ein Treffen mit Freunden wird zu einer schweißtreibenden Herausforderung. Und wenn man dann doch einmal nichts zu tun hat, erscheint der Tag langweilig und eintönig. Meine Berufswünsche pendeln zwischen Nobelpreisträgerin und Hausfrau und erfassen jede Nuance dazwischen. Zurzeit arbeite ich als Nachhilfelehrerin. Ich opfere mich auf, nicht für alle Schüler, aber für die, die es wert sind. Und es ist mir eigentlich ganz recht, dass darüber Einiges an Arbeit liegen bleiben muss. 
Uns, den Ende der Achtziger Geborenen, wird gesagt, dass man flexibel sein muss, dass nichts für immer ist und die Rente sowieso nicht mehr existiert, bis wir dran sind. In uns paart sich Unverbindlichkeit mit Fatalismus und einem Schuss abenteuerlustigem Tanz-am-Abgrund-Gefühl. Heraus kommen dabei entweder BWL-Studenten mit 60-Stunden-Praktika oder solche wie ich.
Meine Tage strukturieren sich um die Arbeit. Morgens tue ich nicht allzu viel. Ich lese und beantworte E-Mails, mache eventuell (und unter tausend Schweißausbrüchen) Termine aus. Das Zimmer müsste gesaugt werden und der Schrank ein- und aufgeräumt. Aber das geht auch morgen noch. Am Mittag muss ich zur Arbeit. Dafür bereite ich Unterricht vor oder nach. Ansonsten habe ich keine Verpflichtungen für diesen Tag. Und das klingt wirklich himmlisch, ich weiß. Aber mittlerweile ist es eine Art Dauerzustand für mich und ich kann gar nicht so oft gähnen, wie es mich ermüdet.
Nebenbei, dachte ich, kann ich fix promovieren. Aber das war ein fataler Denkfehler. Meine Materialien habe ich sorgfältig zusammen getragen, die Lektüre farblich vorbereitet. Das Dokument angelegt. Aber das Nebenbei findet dennoch nicht statt. Ich kann nicht auf beiden Festen gleichzeitig tanzen. Dazu reichen Konzentration und Stärke nicht aus. Wenn mich meine Schüler fragen: „Was arbeitest Du eigentlich?“, antworte ich: „Ich promoviere“.  Das klingt nach viel Arbeit und viel Intelligenz, aber ehrlich, das ist es nicht. Es fühlt sich an, als würde ich einfach auf eine sehr lange Zeit verteilt einen sehr, sehr langen Aufsatz schreiben. Die meisten meiner Freunde, die mit mir zusammen studiert haben, sind weg, weil sie nicht promovieren wollten, sondern arbeiten. Die Freunde, die noch hier sind, studieren noch und haben den ganzen Tag Vorlesungen und Seminare und bereiten Referate vor. Nur ich bin einfach so da. 

DSC00050Was danach kommt, weiß keiner

Das Jetzt ist eine große, langweilige Wartehalle. Aber vor dem Danach habe ich auch Angst, weil das Danach bedeutet, in die wirkliche Welt zu müssen. Die Uni ist ja nicht die wirkliche Welt. Die Uni ist eine Käseglocke mit Semesterticket und Studentenversicherungen, WG, Mensaspargel für zwei Euro, und für alles gibt es eine Beratungsstelle. Wir haben viel Zeit, ohne dass uns jemand sagt, wir hingen nur rum, denn wir studieren ja, wir machen etwas Wichtiges und Respektables und arbeiten mit unserem Kopf. Genauso ist es mit der Arbeit. Ich arbeite mit dem Kopf und bin abends geistig ausgelaugt. Daher bleibt für das Promovieren wenig übrig.
Beim Arbeiten denke ich, sehe ich das richtige Leben. Aber dann, facebook auf, heiraten Schulkameraden, bauen Häuser, bekommen Kinder. Und was ist mit mir? Ich bin wieder nur so da. Irgendwo. Irgendwie.
Es gibt Dinge, die stellt man sich im Vorhinein spektakulärer vor, als sie dann tatsächlich sind. Der erste Schultag, der erste Sex, das Abi – und Doktorand werden. Ich stellte es mir jedenfalls wahnsinnig hürdenreich und aufregend vor, eine Promotion anzufangen, so surreal und abgehoben, weil, Doktorarbeiten schreiben ja irgendwie immer nur die anderen. Es ist auch nicht so, als hätte ich das schon immer unbedingt vorgehabt, aber in Kunstgeschichte ist es wie in Bio oder Chemie: Entweder du promovierst, oder du sortierst im Rewe die Regale ein. (Kann eine Germanistin nur bestätigen).
Viele denken, man ist selber schuld daran, wenn man halt Kunstgeschichte studiert, […] Wir sind einfach zu viele. […] Unvermeidlicherweise kam ich dann irgendwann in eine sehr große Welchen-Sinn-hat-mein-Fach-Krise. Diese Krise ist vor allem unter Geisteswissenschaftlern weit verbreitet, ausgelöst durch das gehäufte Hören der schlimmsten Frage, die man Studenten stellen kann: „Und was macht man dann damit?“ Wenn ich für jedes Mal, bei dem mir diese Frage gestellt wurde, einen Euro bekommen hätte, müsste ich sie heute nicht mehr beantworten. Am Anfang habe ich noch verschämt geguckt und dann eine sehr lange Antwort gegeben, […]] Inzwischen beantworte ich die Frage nicht mehr.
Die Uni ist ein bisschen wie der erste Tag am Gymnasium: Die Kleinen schauen die Großen an und denken, dass sie niemals so gebildet und erwachsen und abgeklärt sein könnten. Und die Großen schauen die Kleinen an, fragen sich, wo die letzten fünf, sechs, sieben Jahre geblieben sind, und kreischen dann auf Partys immer ein bisschen zu laut, um sich selbst zu versichern, dass es noch ein langer Weg bis zum Altsein ist. So ist es an der Uni auch, aber grausamer. Weil für die Abiturienten das Leben ja trotzdem irgendwie gerade erst anfängt, aufregend zu werden. Wenn man an der Uni beginnt, alt zu werden, weiß man: Jetzt kommen nur noch Bausparvertrag und Kindersitz.
Wohin geht man denn dann? Wenn man wie ich keine Ahnung hat, weil man weder eine bevorstehende Hochzeit noch ein Wahnsinns-Jobangebot hat, dann ist das eine ziemlich schwierige Frage. Ich habe keine Ahnung. An manchen Tagen macht mir das große Angst. Dann bleibe ich im Bett, gucke „Friends“, und wenn das Telefon klingelt, geh ich nicht ran. Die letzte Woche war voller solcher Tage.
Auch ich sehe mir dann eine stumpfsinnige Sendung an, meistens im Abendprogramm. Unter Tag lese ich dann ein Buch. Oder ich gehe ins Theater. Weltflucht nennt man das wohl. Quarterlife Crisis go home! 
Wer herausfinden will, ob er/sie sich in der Quarterlife Crisis befindet, kann sich hier testen: http://www.quarterlife-crisis.de/test.html PS - Ich habe 56 Punkte = 78 % der Gesamtpunkte erreicht. Nur hilft mir die Auswertung nicht weiter. Überraschung! 

Donnerstag, 16. Juli 2015

Presse

Odenwälder Zeitung vom 16.Juli 2015

Mittwoch, 15. Juli 2015

Was am Ende wichtig ist

DSC_0010 Mia "Rabbit" Hayes ist Anfang vierzig, allein erziehende Mutter von Juliet und sie hat Krebs im Endstadium. Mit ihrem Einzug in ein Hospiz beginnt der Roman von Anna McPartlin "Die letzen Tage von Rabbit Hayes". Es ist also von Anfang an klar, worum es geht und wie der Roman enden wird. Das macht ihn aber nicht weniger lesenswert. Zwar hat er mich nur am Ende wegen eines wunderbaren Satzes zu Tränen gerührt, ich fürchte aber, dass ich langsam eine abgebrühte Leserin werde. 
Besonders an diesem Roman ist, dass er immer wieder aus anderen Perspektiven erzählt wird. RabDSC_0011bits Mutter, Vater, Schwester, Bruder und ihre Tochter kommen zu Wort. Aber auch Rabbit selbst. Die erzählt nicht nur die Geschichte ihres Sterbens, sondern blickt auch zurück auf ihr Leben und ihre große Liebe. Durch diesen Perspektivwechsel und die Rückblenden wird das ansonsten Unerträgliche erträglich, ja sogar lustig und schön. Neun Tage lang ist man als Leser beteiligt an Rabbits letzten Tagen, aber es ist, als ob man selbst irgendwie zur Familie gehört.
Ein Roman, der nicht nur ein wirklich schönes Cover hat, sondern auch einen dementsprechenden Inhalt - Tipp für Sommertage im Garten!

Die letzten Tage von Rabbit Hayes, rororo

ISBN 978-3-499-26922-6

Montag, 13. Juli 2015

Räuber in der Krise

DSC00374Fast fühlt es sich so an, als wäre man im Mannheim des Jahres 1782, dem Jahr, in dem Schillers "Die Räuber" dort im Nationaltheater uraufgeführt wurde. Die Zuschauer sind unruhig, das Stück ist es auch - und ehrlich gesagt weiß auch ich dieses Mal nicht so recht, was ich dazu sagen soll. Sehenswert und ein absolutes Muss ist das Stück in der Inszenierung von Calixto Bieito in jedem Fall, vielleicht gewollt angelehnt an die Inszenierung damals, welche von den Einen als skandalös empfunden wurden, von den Anderen als genau angebracht, nicht zuletzt wegen der kritischen Haltung dem Feudalsystem gegenüber.
So also auch im Jahre 2015 in Mannheim. Schiller, das wissen wir, kann dieser Inszenierung nicht mehr heimlich beiwohnen, aber er hätte sicherlich seine Freude daran gehabt (nicht zuletzt wegen der Spaltung des Publikums). Die Bühnentechnik ist überwältigend und viel - da bewegt sich ein Haus über die Bühne, im Hintergrund gibt es "Wald- und Wiesenszenen" auf Leinwand und mittendrin ergießt sich ein Regen über die Schauspieler. Das ist es allemal wert, das gut zwei Stunden lange Stück zu sehen. (Wem das nicht reicht: Es gibt auch nackte Haut zu sehen...) Vor allem aber hat mir der Schwerpunkt dieser Inszenierung gefallen. Es geht nicht nur um das Räubersein, sondern viel mehr um den Konflikt der ungleichen Brüder, ihre Konflikte untereinander, mit dem Vater, der Liebe und dem Leben. Dieser Fokus gibt dem Stück neue (ungewohnte) Dramatik. 
Hier ist Vater (und [prügelnder] Pater!) Graf von Moor kein liebenswerter Alter, dem das Herz durch den intriganten Zweitgeborenen gebrochen wird. Jacques Malan hat etwas Dunkles, es wird fast verständlich, dass sein Sohn Franz in diesem Mann nach Liebe sucht. Denn Franz (verletzlich, lüstern und einsam: Sascha Tuxhorn) sieht sich gegenüber seinem älteren Bruder Karl (nicht nur von der Natur) benachteiligt. So intrigiert er mehr aus Verzweiflung denn aus Hass gegen diesen. Er unterschlägt seinem Vater ein Reuegesuch des Bruders, der es während des Studiums in Leipzig wild getrieben hat. Eingelullt durch den Jüngeren, verstößt Maximilian seinen Karl und Franz wird Alleinerbe. Nun beginnt das eigentliche Drama: Franz verzweifelt, denn er kann nicht mehr zurück kehren zu seiner Familie und seiner Geliebten Amalia. Er geht in die böhmischen Wälder, wird (aus Verzweiflung?) ein Räuber und Mörder. Und Franz versucht, seinen Vater zu töten und Amalia für sich zu gewinnen. Karl (mal wild, mal sanft, eben (k)ein echter Räuber: David Müller) fühlt sich in der Rolle des Räuberhauptmannes aber nur solange wohl, bis die Gewalt in der Bande überhand nimmt. Mit dafür verantwortlich sind vor allem Julius Forster (herrlich psycho) und Boris Koneczny (ein aalglatter, böser Spiegelberg). [Und ja, es sind sehr "moderne" Räuber...] Karl will zurück, nicht zuletzt, als ihn eine Begegnung mit einem neuen Räuber an seine geliebte Amalia erinnert (beide Rollen, was soll ich sagen, die vielseitige und wunderbare Katharina Hauter). Doch Karls Rückkehr nach Hause endet mit Toten...
schiller
Klischeehaft ist es ja schon ein wenig, das Drama, dessen zentrales Motiv der Konflikt zwischen Verstand und Gefühl, zentrales Thema das Verhältnis von Gesetz und Freiheit, hier unter das Leitmotiv eines Familienkonfliktes dar zustellen. Es mag nicht Jedermanns Sache sein, sorgt daher für Unruhe und gespaltene Meinungen, wie einst Schiller selbst. Ein Stück, über das es noch so Vieles zu sagen gäbe, das aber am Ende doch eher sprachlos macht.
„Was Medikamente nicht heilen, heilt das Messer; was das Messer nicht heilt, heilt das Feuer; was aber das Feuer nicht heilt, das muss als unheilbar betrachtet werden.“ 
Die Räuber - IM RAHMEN DER 18. INTERNATIONALEN SCHILLERTAGE 2015: https://www.nationaltheater-mannheim.de/de/schauspiel/stueck_details.php?SID=1969

Freitag, 10. Juli 2015

Süß wie Zucker

zuckSüß wie Zucker ist mein neuer Roman "Zuckermandeln". Und traurig. Und hoffnungsvoll. Und überraschend. Und so voller Liebe. Und ja, natürlich hängt mein Herz an diesem siebten Buch. Wie an allen. Es sind ja schließlich alles Kinder meiner Gedanken und Gefühle. Dieses siebte Buch habe ich zwei Tage nach meinem 30. Geburtstag veröffentlicht, daher hat es einen besonderen Hintergrund für mich. Aber auch, weil ich an die Geschichte aus "Käferjahr", "Dämmerdunkelküsse" und "Schwalbenhimmel" auf ganz andere Art noch einmal anknüpfen konnte. Dieses Mal geht es um Remy, Renjas Bruder, den einige von Euch noch aus den anderen Romanen kennen. 
Nzmsach einem Urlaub ist Remy einfach nicht wieder zurück gekehrt in sein altes Leben - und zu Malve. Für einige Zeit bleibt sein Verschwinden von seinen Freunden unbemerkt. Sie akzeptieren seinen Weggang. Aber Malve will um Remy kämpfen. Er ist die Liebe ihres Lebens. Sie macht sich auf den Weg den Mann zu finden, den sie liebt. Ihre Reise führt sie nach Paris, gefühlt um die halbe Welt und letztlich zu einer Erkenntnis. Wird Malve Remy finden und zurück bringen können?
Antworten gibt es im Roman... Und den gibt es wo? Wie immer (und wie auch alle anderen Romane) über mich [Nachricht genügt] oder bei Epubli, sowie auch über amazon
http://www.epubli.de/shop/buch/Zuckermandeln-Marissa-Conrady-9783737555432/46450

Freitag, 3. Juli 2015

Lebensliteratur oder Mein 30. Geburtstag

IMG_20140201_133259In genau einer Minute beginnt mein Geburtstag. Ich werde 30 Jahre alt. Auf den ersten Blick hat das nichts mit Literatur zu tun. Aber im Grunde fußt alles darauf. Weil das Lesen mein ganzes Leben geprägt hat.  Und weil ein runder Geburtstag immer Anlass gibt für eine Art Zwischenbilanz. Meistens trägt man die innerlich und mit sich selbst aus. Einen Teil davon, nämlich den literarischen, will ich aber gerne teilen. Eben weil die Literatur die aus mir gemacht hat, die ich morgen mit 30 Jahren sein werde - und auch die, die ich in weiteren 30 Jahren sein werde (tot oder lebendig).
Ich verbringe - und das klingt, selbst in meinen Ohren, nerdig - meinen Tag mit und unter Büchern. Meine Regale biegen sich unter Büchern, dabei habe ich längst nicht alle behalten, die ich jemals in den Händen hatte. Ich besitze sehr, sehr alte Bücher; Bücher aus meiner Kindheit und Jugend; personalisierte Bücher; signierte Bücher; eingetauschte Bücher; geschenkte und gefundene Bücher; erworbene und gewonnene Bücher; die Liste wäre endlos zu ergänzen. Das Bücher-Besitzen(-Wollen) ist mein persönliches Messie-Syndrom.
Ich selbst schreibe Bücher. Das ist, wie ich schon einmal erwähnte, mein Zwang. Ich muss schreiben, weil mich die Geschichten in mir nicht in Ruhe lassen. Und ich habe Germanistik studiert, erarbeite eine Doktorarbeit. Und Ich unterrichte Kinder, die nicht gerne oder nur unzureichend lesen und nicht verstehen können, warum man ein Buch zur Hand nehmen soll. Bereits als Kind habe ich, wortwörtlich, Bücher verschlungen. Es stand in meiner Familie nie zur Debatte, ob ich lesen muss - ich wollte! (Ich habe ja bereits von meinem Schriftsteller-Großvater erzählt...)
Und ich schreibe journalistische Texte - und ich blogge. Lesen und Schreiben, Reden und Denken, Träumen, Verstehen, Zeit-Reisen, und vieles mehr geht für mich mit dem Wort "Buch" einher. Selbst wenn ich es wollte, mein Leben gründet auf Worten, ich könnte gar nicht die Finger davon lassen. Es wäre mein (literarischer) Tod.
Beim Bilanzziehen hat sich eine Frage heraus kristallisiert: Welche Bücher haben mich verändert? Viele,  zu viele, und doch nicht genug Bücher haben mich geprägt, meinen Horizont verändert. Diese hier gehören zu den wichtigsten meines 30-jährigen Lebens:
  • Meine Liebe begann mit Pixie-Büchern: Vor allem "Peter Maus und Mausi Maus", und das Hundekinder-Buch habe ich geliebt. Ich konnte sie alle auswendig. :)
  • Der Wunschpunsch war ein Buch, das ich UNBEDINGT haben musste und sich dann zu meinem ersten No-go entwickelte. Ich habe es nie fertig gelesen und weiß gar nicht, wo es abgeblieben ist... Und das will bei mir was heißen!
  • Ein Buch - das ???-Buch - aus dem Schneider Verlag wurde mein allererstes Referat in der Grundschule. Dafür bekam ich eine eins. Ich weiß nur noch, dass es von einem Hund und einem Zauberer (oder einem zaubernden Hund) handelte und ich der Klasse erzählen durfte, wie toll ich es fand. Aus dem selben Verlag habe ich alles verschlungen, was ich in die Hände bekam. Lesen war bei uns zu Hause nie ein Muss, aber ich wollte, ja musste, es immer tun. 
  • Hanni und Nanni und Dolly von Enid Blyton waren dann meine ersten richtigen Heldinnen. Dolly mochte ich um Einiges lieber und ich war so glücklich, dass sie ein Happy End erleben durfte. :)
  • Es kamen noch viele Jugendbücher. Einige davon habe ich heute noch, weil ich sie so mochte. Eine Farm in VermontSalamancas Reise und die Fear Street-Reihe sind nur einige davon. 
  • In der Schule wurde Deutsch mein Lieblingsfach. Es war, neben allen anderen "Laberfächern", mein bestes. Ich hoffte auf eine Abituraufgabe zum Faust, war aber mit allem zufrieden, mit dem ich mich literarisch auseinander setzen konnte. 
  • Natürlich musste ich danach Germanistik studieren. Dort fand ich andere, klassische, Lieblingsbücher: Die WahlverwandtschaftenDas Erdbeben von Chili und Kafkas Geschichten, um nur einige zu nennen. Ein Muss sind für mich Hans-Ulrich Treichel und Ulla Hahn.
  • Aber auch "nebenbei" habe ich immer gelesen. Noch heute liebe ich Die Frau des ZeitreisendenEin Jahr voller Wunder und Der Hahn ist tot; von Ingrid Noll; aber besonders "Kalt ist der Abendhauch". Ich schätze sehr Anthony McCarten und Lutz Schebesta, Marc Levy und Astrid Rosenfeld.
  • Fotor0521200151Neben dem Studium oder vielleicht auch wegen des Studiums begenete ich Hilde Domin; ganz zufällig beim Zappen eines Abends. Es war sofort Liebe bei mir. Und Bewunderung. Später wurde sie mein germanistisches Steckenpferd.
Mit einem Ausschnitt aus "Nur eine Rose als Stütze" will ich mich also in mein 30. Lebensjahr verabschieden. Happy birthday, Marissa Conrady! ;)
"Mir schwindelt. Ich schlafe nicht ein.
Meine Hand
greift nach einem Halt und findet
nur eine Rose als Stütze."
PS: Meine eigenen Bücher findet ihr hier: www.epubli.de/shop/autor/Marissa-Conrady/1491

 

Montag, 22. Juni 2015

Die Frau im Zug

trainrabbit
Buchhaul am Wochenende...
 Meine Mutter mochte das Lied "Die Frau im Zug" von Simone immer sehr gerne. Ich auch, denn es erzählt eine traurig-schöne Geschichte. Ähnlich wie die Geschichte im Lied hat mich nun der Roman "Girl on the train" von Paula Hawkins fasziniert. Zwei Tage lang habe ich durchgelesen, Seite um Seite verschlungen. Zwei Tage nur nach meinem Bookhaul, aber das war der Roman wirklich wert.
Ein wenig vorhersehbar wird die Geschichte am Ende dann doch, aber das tut der Qualität des Romans wahrlich keinen Abbruch. Besonders spannend war dieses Mal die Erzählsituation, denn zuerst wird dem Leser nur die Perspektive von Rachel präsentiert. Rachel ist etwa in meinem Alter, seit ihrer Scheidung von Tom - der Liebe ihres Lebens - trinkt sie. Sie hat keinen Job, tut aber so, als ob sie jeden Tag nach London zum Arbeiten fährt. Auf dieser Zugfahrt kommt sie an ihrer ehemaligen Wohngegend vorbei. Sie beobachtet die Nachbarn, die nach ihrem Auszug dort hingezogen sind. Immerzu malt sich Rachel deren perfektes Leben aus. Doch dann verschwindet Megan, die Frau, die sie vom Zug aus beobachtet - und Rachel beginnt zu handeln.
TrainRachels Perspektive wird erzählerisch ergänzt von Megan, bis zu ihrem Verschwinden, und von Anna, der neuen Frau ihres Exmannes. Alle drei Frauen zusammen verdichten und erzählen die (kriminelle) Geschichte. Diese ist, wie bereits gesagt, am Ende verhältnismäßig vorhersehbar, bis dahin aber tappt man selbst lange im Dunkeln, fiebert mit und hat auch ein wenig Angst. Paula Hawkins hat wirklich einen Pageturner abgeliefert, den ich wie im Fieber verschlungen habe. Auf mehr von dieser Autorin freue ich mich schon jetzt!

PAULA HAWKINS

Girl on the Train. Du kennst sie nicht, aber sie kennt dich., blanvalet

ISBN: 978-3-7645-0522-6