Mittwoch, 29. Mai 2013

Hätten wir nie von Liebe gesprochen...


100_6026Vincent ist Mitte 30 und ein wenig verklemmt, das kann man schon sagen. Auch wenn Vincent selbst sich nicht so bezeichnen würde. Marine ist das genaue Gegenteil: offen, schlagfertig, voller Esprit. Über eine seltsame (und leider nicht näher definierte) Begegnung im Zoo entwickeln die beiden eine Beziehung. Von Liebe wird zwar viel und oft gesprochen, aber der Funke zwischen den Beiden springt nicht über, das ist dem Leser schnell klar. Schneller als Marine und Vincent jedenfalls, denn es dauert, bis sie es erkennen. Erst über einen Seitensprung finden die beiden letztlich zum Glück, aber nicht miteinander. Normalerweise wäre das erleichternd: Ein Happy End in einem Roman, der auch noch in der Stadt der Liebe spielt.
Aber irgendwie ist es das nicht. Das Happy End ist hier irgendwie unbefriedigend. Das liegt wohl aber am Ich aus der Überschrift, an Vincent. Der macht im Verlauf des Romans eine derart schnelle und nicht nachvollziehbare Wandlung vom Langweiler zum Seitenspringer bis hin zum braven Ehemann durch, dass man als Leser nicht so wirklich mitkommt. Ich gönne ihm und Marine natürlich ihre Happy Endings, aber auch ich wäre am Ende des Romans irgendwie gerne mehr happy gewesen. 
Virginie Carton 

Virginie Carton

Paris, die Liebe und ich
€ 16,99,  ISBN-13: 9783550080258 
Ullstein Verlag

Freitag, 24. Mai 2013

Wie wünschen?


Diese Rezension hätte ich auch genauso gut überschreiben können mit “Wenn Wünsche wahr werden” oder “Wehe, Wünsche” oder “Wünsche und andere Extreme” – denn mit all diesen Facetten spielt der Roman “Wünsche” von Judith Kuckart. Ich habe mich dann doch für einen eher kritischen Ton entschieden. Denn ich glaube, das trifft den Kern des Romanes am besten. Denn es ist ein heikles Thema, das Wünschen. Von einem Wunsch (und doch eigentlich von sooo vielen) erzählt Kuckart. Auf 300 Seiten schildert die Autorin den Versuch von Vera, 46, aus ihrem alten Leben und den damit verbundenen Sehnsüchten auszubrechen. Im Schwimmbad stiehlt die Berufsschullehrerin die Besitztümer von Salomé Schreiner und hofft, auch deren Leben stehlen zu können. Aber irgendwie klappt die Loslösung vom alten Leben nicht ganz, obwohl Vera, die sich als Salomé ausgibt, sogar Deutschland verlässt und neu anzufangen versucht in London.
WünscheDrei “Akte” hat der Roman, er gleicht also dem vereinfachten Drama. Akt 1: “Morgen, Mittag, Nachmittag, Nacht” ist dieExposition, die Veras vermeintliches Dilemma und ihr altes Leben mit dem Leser vertraut macht. “Menschen, die man liebt, muss man das Recht einräumen, zu verschwinden. Wenigstens für eine Weile”, rechtfertigt Vera sich auf Seite 60.
Akt 2 stellt den Konflikt dar: “Januar bis September” erzählt von Veras Sohn Jo, ihrem Ehemann, der Karatsch genannt wird, und allen anderen, die sie zurück gelassen hat. Von Veras Londonleben wird eher am Rande erzählt, was logisch ist, sie hat den Konflikt in Akt 1 bereits hinter sich gebracht und für Akt 2 einen neuen ausgelöst durch ihr wortloses Verschwinden in der Silvesternacht.
Letztlich findet in Akt 3 die Auflösung unter dem offenen Titel “Eines Tages” statt. Vera kehrt zurück, während sich die Anderen auf die Suche nach ihr machen. Aber auch das löst einen neuerlichen Konflikt aus, dieses Mal einzig um Karatsch. Das Ende bleibt offen, wie so viele Wünsche (nicht nur die der Protagonisten).
Einziger Wermutstropfen des Romans  ist nur, dass Vera nicht die einzige Hauptfigur des Romanes bleibt.Logischerweise führt ihr Verschwinden zu Verwicklungen für ihre Mitmenschen. Verwunderlich ist aber, dass als Namensgeber für den Roman ein alter Freund Veras, Friedrich Wünsche, herhalten muss. Der nämlich erscheint eher als unscheinbare Randfigur, als tatenloser Liebender, der einfach da ist. Wohl gerade das ist es: Wünsche sind ja auch immer da. Sie kommen, bleiben und gehen verloren. ”Ein neues Leben – welche Wünsche hätten Sie?” fragt die Autorin und die ehrliche Antwort nach der Lektüre des Romans ist, dass es gut gehen möge, das Wünschen. Ich hätte das neue Leben Vera nämlich gegönnt. So bleibt die Ernüchterung, dass in sogar in den Romanwelten, die wir als heil betrachten, keiner aus seiner Haut kann und sich fügt.
Bild von Kuckart, Judith
Judith Kuckart
“Wünsche”, DUMONT Buchverlag
EUR 19,99
ISBN 978-3-8321-9705-6

Sonntag, 19. Mai 2013

Käferjahr


Noch fehlt ein kleiner Ansporn, "Käferjahr" live hören zu wollen? Bitte sehr, hier kommt ein Ausschnitt aus meinem vierten Roman.
Wäre ich einst gefragt worden, was mir fehlte, ich hätte nichts nennen können. Ich erfuhr es in dem Augenblick, in dem Renja mich zum ersten Mal berührte. Mit seinen Händen, die zart über Klaviertasten, aber auch über andere Frauenkörper fliegen. Flink wie Flugkäferchen. Ein Kitzeln bleibt, lässt sich nicht abwaschen vom Körper, auch Wochen nach der letzten Berührung.
Mit seinem Zaubermund, der Worte sagt, wie Zaubersprüche und alle damit verzaubert, glauben lässt, es könnte so etwas wie Hoffnung in der Welt geben. Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen etwa. Ein Mund mit dem er dann Küsse haucht wie Zauberstaub: Wünsch Dir einen Traum – einen Traum, der leben kann!
Seine Finger spielten zärtlich mit meinen. Er hauchte Küsse darauf, immer und immer wieder. Ich ließ es bereitwillig geschehen und saß in diesem Sessel in einem Hotelzimmer, wie in einem fremden Leben, wissend, dass es meines ist. Es war das schönste Gefühl, das jemals ein Mann in mir ausgelöst hatte. Meine Hände kribbelten aufgeregt und aufgeladen von Zärtlichkeiten. Wie gut meine Finger sich erinnern. Und es gibt Nächte, da fühlt sich alles genauso an, wie damals in dieser Stadt. Ich glaube, die Nacht erinnert sich sehr gut. Wir haben so Vieles vergessen.
Aber trotzdem ist es da. Irgendwie. Wie soll man Glück vergessen? Selbst wenn mein Gehirn nur die skelettierten Überreste bewahrt und die Einzelheiten verliert zwischen den Belanglosigkeiten des Lebens. Wie soll ich diesen Mann vergessen, der mich derart verzauberte? Von dem ich glaube, er liebte mich eben auf seine Weise. Es war wohl schon vorher etwas in mir von Renja angerührt worden, von dem ich nichts wusste, manchmal vielleicht erahnte tief in mir.
Es gab zu viele Gründe, aus denen ich nicht bleiben konnte. Ich würde nie ich werden. Vor allem also wollte ich nicht bleiben. Ich war ein verträumtes Ding, damals, voller Sehnsüchte. Es muss gewiss der schlechte Tag einer Fee gewesen sein, der Tag meiner Geburt. An diesem Tag war alles Idyll zum Kotzen, sodass sie anstatt das junge Wesen – also mich – mit einem Schutzzauber auszustatten, es zur ewigen, erfolglosen Suche nach dem Leben, einem Sinn und dem Glück verfluchte.
Hätte ich nicht fest daran geglaubt, dass das Leben eines Tages beginnen würde, wäre ich sicher verzweifelt. Mit Renja hatte ich eine Ahnung bekommen von all dem: Zur Ansicht, zur Probe. Ich hätte das gerne behalten. Es stand mir, dieses Leben. So musste es sich bemerkbar machen. In Renjas Lächeln und seinen Küssen.
...
Ich freue mich über zahlreiche Besucher am 13. Juni ab 18:30 Uhr in der Sparkasse Wald-Michelbach. RenjaMalina und ich werden natürlich da sein... :)

Donnerstag, 16. Mai 2013

Lesung "Käferjahr"


LineHeute mal Werbung in eigener Sache. Die Sparkasse organisiert für mich und mit mir eine Lesung aus meinem vierten Roman "Käferjahr". Ich freue mich sehr über die Unterstützung und natürlich noch mehr über zahlreiche Zuhörer.
Wer (noch) keine persönliche Einladung bekommen hat, aber unbedingt dabei sein will, kann sich vie E-Mail oder telefonisch (jennifer.grab@sparkasse-starkenburg.de oder 06207-94034131) einen Platz sichern. Der Eintritt ist frei.
Die Lesung findet statt am 13. Juni 2013 um 18:30 Uhr in der Sparkasse Wald-Michelbach.
Line

Mittwoch, 15. Mai 2013

Heute unter dem Pseudonym: Marisha-Linsey


Cahntalisator
Heute schreibe ich hier mal unter dem Pseudonym Marisha-Linsey eine Rezension. Das ist nicht etwa mein Name für die Zweitkarriere im horizontalen Gewerbe, wobei er sich wunderbar eignen würde, sondern mein "chantalisierter" Name. 
Chantalisierung oder auch Chantalisimus, das kennen Sie noch nicht? Es ist ein Phänomen der vergangenen Jahre, in denen immer mehr Kinder mit Namen aufgetaucht sind, die wenig zu ihrer Umgebung passen und noch weniger zu den kleinen Namensträgern in ihrer jeweiligen Umgebung, vorsichtig formuliert. Eben solchen Namen und anderen von denen abzuraten ist, hat sich William Wahl in "Ernst beiseite! 500 Namen die sie Ihrem Kind besser nicht geben sollten" gewidmet. Und das ist sehr unterhaltsam, vor allem wenn man sich heimlich und diebisch lustig machen darf, denn der Autor schreibt, was man selbst oft denkt, aber laut nicht aussprechen kann (in Gegenwart der Namensträger bzw. deren Erzeugern). Schlagen Sie für genauere Erläuterungen zu diesem Themenkomplex doch einfach im Kapitel "Chantalismus/Kevinismus" in diesem Ratgeber nach - wenn auch auf S. 39 die treffende Bezeichnung "gesellschaftlicher Minderwertigkeitskomplex" bereits eingeführt ist und damit alles sagt, hören Sie bloß nicht auf zu lesen. Sie würden es bereuen.
Mit dem Stempel "Achtung Kevinismus" bzw. "Achtung Chantalismus" werden besonders verstörende Namensbeispiele hervor gehoben, oftmals stehen die anderen Namen in ihrer Abschreckung aber in nichts nach. Aufgelockert wird der Ratgeber durch diverse Top-Ten-Listen wie etwa: Die 10 dämlichsten friesischen Vornamen oder Die 1o Namen mit den am wenigsten schmeichelhaften Tierbedeutungen, um nur einige zu nennen. Lesenswert sind aber auch die einzeln eingestreuten Bildkommentare zum Anschauungsmaterial und die Fußnoten, weil sei so herrlich rotzig sind mitunter (das meine ich durchaus positiv, ich mochte das sehr!). Ein Vorwort von Bastian Sick, dem Guru der (deutschen) Sprache darf hier natürlich nicht fehlen, und das tut es auch nicht.
ebww
Ich habe mal durchgezählt, welche Namen mir bereits begegnet sind; bei über 33 habe ich damit aufgehört, weil die nähere Beschäftigung mit den mir bekannten Personen und dem abgleichen ihrer Namen unweigerlich damit endete, dass ich mir die Passagen des Namensratgebers besonders gut eingeprägt habe und bei jeder Begegnung daran denken muss... Auch Erinnerungen kann man nachträglich damit anreichern. Das bereichert das eigene Wissen über die vergangene Schulzeit ungemein...Erschreckend ist, dass viele "Klischees", die man über diverse Namen im Kopf hat, nicht nur de facto im Namensratgeber zu finden sind, sondern auch tatsächlich stimmen. Von namentlichen Nennungen sehe ich aber an dieser Stelle lieber ab...
Besonders hervor zu heben sind die Passagen des Ratgebers, die eigentlich nichts mit dem Ratgeben zu tun haben, aber deshalb das Buch so unterhaltsam machen: Fußnoten, die teilweise von bissigem Humor nur so tropfen und mich sehr zum Lachen gebracht haben. 
2011 in HeilbronnIch bin nun nicht unmittelbar betroffen, einen Namen finden zu müssen, aber aus vielen Gründen hat mich dieses Buch interessiert. Sehen Sie selbst, ein Bild aus meinen Archiven mit dem Autor, hier nach einem Konzert von basta. Dort schätze ich sehr die Texte von William Wahl (inklusive des Soloalbums), die bisweilen bissig, ironisch, aber auch sehr gefühlvoll sind. Und ich musste ja auch nachsehen, ob sich mein eigener Name im Buch befindet. Immerhin war ich im vergangenen Juni so unvorsichtig, meinen Namen im Gespräch mit William zu nennen. Aber, Entwarnung, er ist nicht drin (und wird auch hoffentlich nicht im zweiten Band zu finden sein), denn ich bin damit auch ganz zufrieden. 
Im Gespräch mit meiner Mutter ergab sich nämlich jüngst folgende (eher unerfreuliche) Erkenntnis: Eine Weile habe man doch tatsächlich damit geliebäugelt, mich Chantal zu nennen. Also, ein besseres Ende, das den Leser sprachlos zurück lässt, könnte ich mir für keinen Roman vorstellen. Somit endet hier diese Rezension und ich lasse sowohl Sie als auch mich kopfschüttelnd zurück. Und erteile noch einmal den Hinweis: Auch, wenn Sie nicht auf der Suche nach einem Namen für den Spross sind, hier erwartet Sie etwas sehr Unterhaltsames. Lesen!
"Ernst beiseite! 500 Namen die sie Ihrem Kind besser nicht geben solltenrororo
224 Seiten
ISBN 978-3-499-63040-8

Montag, 13. Mai 2013

Lesen in der Badewanne


Buch in Aktion

Ich lese sehr gerne in der Badewanne. Das hat zur Folge, dass ich entweder stundenlang im Wasser liege, alles schrumpelig wird - außer den Händen - das Wasser kalt geworden ist, der Badevorgang an sich aber noch nicht abgeschlossen ist, oder (in ganz seltenen Fällen) das Buch im wahrsten Sinne des Wortes mit baden geht.

Nun aber habe ich dieses Leseexemplar zugeschickt bekommen: Ein wasserfestes Buch für Erwachsene. Garantiert gelesen in einer Viertelstunde, damit nicht zu viel schrumpelt und das Bade- sich zu einem Lesevergnügen entwickelt. 
Ich habe nun also ein Wannenbad genossen und mir das Buch geschnappt. Mit Yoga kannte ich mich bisher nur rudimentär aus. Dass man es auch in der Badewanne betreiben kann, wusste ich bisher nicht. Zugegeben, es war schon ein wenig komisch, anfänglich, sich da im Badewasser, ein wenig umständlich zunächst, in Position zu bringen. Aber es war tatsächlich entspannend. Vor allem die Atemübung werde ich in Zukunft auch außerhalb des Nassen ausüben. 
Mein Fazit: Für ein entspannendes und doch anregendes Wannenbad sehr geeignet. Bei all der Entspannung aber bitte nicht vergessen, das Buch zunächst trocknen zu lassen, ehe man es ins Regal stellt... Oder gleich im Bad positionieren für die nächste Entspannungsrunde.
Inhalt: Yoga verbindet Körper und Geist. Die indische Bewegungslehre entspannt und setzt zugleich neue Energien frei.
Ob Herr der Fische oder die Kunst zu atmen: Yoga-Lehrer Joachim Becker stellt in diesem Ratgeber sieben Übungen vor, die Sie sofort in der Badewanne ausprobieren können.
Das wasserfeste Wannenbuch nur für Erwachsene: Diesen Ratgeber können Sie mit in die Badewanne nehmen. Garantiert wasserfest und durchgelesen in 15 Minuten – so lange, wie Sie für ein (ent-) spannendes Wannenbad brauchen.

Sonnengruß im Badeschaum: Yoga-Übungen für die Wanne

Artikel-Nr.: 9783000405792 hier im Shop: http://www.wannenbuch.de/epages/62429555.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/62429555/Products/9783000405792 und mit der ISBN: 978-3000405792

Sonntag, 12. Mai 2013

Das Ende der Welt, wie wir sie kennen


Frei nach R.E.M.: Es ist das Ende der Welt, wie wir sie kennen. Davon schreibt Karen Thompson Walker in "Ein Jahr voller Wunder".
Ein Jahr voller Wunder
Es ist ein nicht genau beziffertes Jahr, in dem die Ich-Erzählerin Julia 11 Jahre als ist - und sich alles verändert. Die Erde kommt irgendwie aus dem Tritt und von da an werden die Tage (und Nächte) länger. Das verändert nicht nur alle Lebensgewohnheiten, sondern auch alle Leben. Zuerst sterben die Vögel, dann die Fische und letztlich hat es Auswirkungen auf die gesamte Flora. Rückblickend erzählt die mittlerweile erwachsene Julia was sich in den Jahren ihrer Kindheit abgespielt hat. Ihr Leben nahe Hollywood ist nur ein Beispiel für die zahllosen (Menschen-)Leben weltweit. Immer wieder fragt sie sich, ob ihr die Dinge, die ihr widerfahren sind, auch dann widerfahren wären, wenn die Erde nicht eine andere geworden wäre.
Das, was da passiert ist, können sich auch die Wissenschaftler nicht herleiten. Man nennt es "die Verlangsamung". Es beginnt damit, dass ein Tag 56 Minuten dazu gewonnen hat. Nicht nur Flora und Fauna leiden, auch Menschen erkranken an einem unheilbaren und mysteriösen Syndrom. Und trotzdem müssen Alltage eingehalten und angepasst werden an die neue Erde. Am Ende sind es Wochen, welche die Menschen abwechselnd in Licht oder Dunkelheit verbringen. Fast ein Symbol dafür, wie die Menschen leben als die Macher ihrer eigenen Katastrophen: Julias Vater hat eine Affäre, Julia selbst ist zum ersten Mal verliebt, Freundschaften enden... Leben müssen gelebt werden. Und das, obwohl niemand weiß, wie es weiter gehen wird.
Karen Thompson Walker hat eine wunderbare Geschichte geschrieben, bisher eines meiner Lesehighlights. Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist selten schöner verpackt worden. Dieses Jahr habe ich noch nicht so gefesselt an einem Buch gehangen - und ich hänge sehr an Büchern und lasse mich auch schnell begeistern. Bei "Ein Jahr voller Wunder" habe ich eine Nacht und einen Nachmittag gelesen. Am Ende war ich ernüchtert, dass es so schnell zu Ende war (aber ich war ja selbst Schuld!). Ein bittersüßer Geschmack blieb davon. Julias Geschichte hat mich gefesselt, was vielleicht nicht nur an dem apokalyptischen Hintergrund liegt. Es hat mir gefallen, dass die Autorin nicht unzählige Seiten mit horrorszenarien angehängt hat, es reicht, dass das Ende offen bleibt und der Leser schon ein Gefühl für die Veränderung der Welt bekommen hat. Aber nicht nur das war bittersüß, sondern dieses mulmige Gefühl, dass so etwas durchaus passieren kann, ja, warum nicht, es ist doch so vieles möglich. Dem folgt der unausweichliche Gedanke: Hoffentlich habe ich (oder: haben WIR) noch Zeit, die Dinge zu erledigen, die wirklich wichtig sind.


Karen Thompson Walker

Ein Jahr voller Wunder 

ISBN: 978-3-442-75363-5
€ 19,99

Dienstag, 7. Mai 2013

Wie sag ich's nur?


Das hier links ist ein Buch und ein Liebesbrief, beides in einem. Aber noch nicht fertig geschrieben, nein, denn der Autor ist der Leser selbst. Also in diesem Fall ich. Ich habe allerdings noch nichts eingetragen, das muss ich zugeben. Nichte, weil ich nicht wüsste, wem ich diesen Liebesbrief überreichen sollte, sondern aus Angst, dieses wunderbare Buch zu versauen.
Denn die Bilder, in die man eintragen soll, was man sagen will, sind so schön und liebevoll ausgearbeitet, dass ich meinen Schönschrifttag abwarten muss, um alles auszufüllen. Dann aber kommt die quälende Frage, WAS, um Himmelswillen, ich eintragen soll. Natürlich gibt es unverrückbare Dinge, die ich eintragen kann: "Eines Tages habe ich mich in Dich verliebt. Ich ♥ ______
Wo? _____ Wann? _______" oder "Bei dieser Musik muss ich immer an Dich denken: ______" und "Der erste Kuss _______".
Schwierig aber wird es auszuwählen, was ich etwa hier eintragen sollte, welche Lobeshymne anstimmen?: "Wenn wir beide 80 sind, will ich immer noch _______", "Tolle Dinge, die Du tust: ________" und "Die schönste Geschichte über Dich, die ich kenne" und letztlich, wie kann ich in Worte fassen, wann ich am allerglücklichsten bin?
Ich habe alle Fragen und auszufüllenden Felder abgeschrieben. Wenn ich eine Idee hatte, dann wusste ich im nächsten Moment  schon nicht mehr, ob die nächste Idee nicht vielleicht noch passender gewesen wäre, um sie einzutragen. Meine Lösung also? Ich kaufe so lange diese wunderbaren Liebesbriefbücher und fülle sie aus, bis mir nichts mehr einfällt! Oder der Beschenkte keine mehr geschenkt bekommen will.
Nein, diese Lösungen sind natürlich nur augenzwinkernd gemeint. Eines Tages wird mir schon das Rechte einfallen, um es einzutragen. Bis dahin bleibt mir nur, dieses wunderbare Buch vorbehaltlos zu empfehlen, denn es ist garantiert das liebevollste (und meist durchdachte) Geschenk, das man machen kann. Denn so hat man garantiert noch nicht "Ich liebe Dich" gesagt: "Jetzt weißt Du, warum!".
Frederike Schouten / Deborah van der Schaaf: Darum liebe ich dich, Januar 2013 ISBN 978-3-88897-792-3, Verlag Antje Kunstmann

Sonntag, 5. Mai 2013

Von den besten Jahren


Oberflächlich betrachtet hat Yael Hedaya in „Alles bestens“ nichts anderes erzählt, als eine Geschichte, wie sie jeden Tag irgendwo auf der Welt geschehen könnte. Wie gesagt, oberflächlich gelesen.

Lässt man sich als Leser aber intensiv auf die Geschichte ein, dann ist sie weit mehr als alltäglich, denn das Tragische ist niemals alltäglich. Das sind Dreiecksgeschichten doch nie. Ich muss mich entschuldigen. Da kommt die Germanistin in mir durch. Dreiecksgeschichten sind des Germanisten liebstes Betrachtungsgegenstand. Und so bin ich auch in Yael Hedayas Roman nicht umhin gekommen, diese zu sehen und in ihren Verflechtungen mit- und untereinander zu betrachten. Den Hauptstrang bilden die junge Doktorandin Maja und der Gärtner Nathan. Daneben erzählt die Autorin von Majas bester Freundin Nogga und ihrem Verlobten Amir – eines der wenigen Paare, bei dem wirklich alles bestens zu sein scheint. Weiterhin sind da Majas Eltern, Jack und Dowra, die sich nach 30 Jahren Ehe scheiden lassen, nur um am Ende heraus zu finden, dass für sie doch nur zusammen alles bestens ist.

Diese beiden Dreiecksgeschichten umgeben den Hauptstrang um Maja und Nathan. Ein Jahr lang treffen sich die beiden unter der Woche und schlafen miteinander. Am Wochenende jedoch  sehen sie sich nicht und sprechen auch nicht miteinander. Bis Maja eines Wochenendtages vor Nathans Tür steht, ebenso wie seine eigentliche Freundin, Sigall… „Und ich wusste: „die Andere“, das bin ich[1].

Yael Hedaya erzählt leise, aber eindringlich von den besten Jahren, in denen es gleich ist, wo auf der Welt sie stattfinden, nur verschwendet dürfen sie nicht sein. „[…] da wurde mir erneut bewusst, dass ich ihn nicht wiedersehen würde[2].  
Lange hat der Roman in mir noch bittersüß nachgeschmeckt. Es war der Geschmack der existenziellen Frage nach der Definition eines Individuums über Liebe und den zweiten Liebenden, und dem Gefühl, dass alles vergeudet sein kann und man das erst als Letzter mitbekommt: „Jetzt fängt das Leben von vorn an[3]. Doch wann ist es zu spät, von vorne anzufangen?

[1]  S. 105

[2]  S. 159

[3]  S. 9

Yael Hedaya

Alles bestens ISBN 978-3-257-30014-7  Roman, detebe 30014, 160 Seiten, € (D) 12.90

Die Germanistin in mir hat dann doch keine Ruhe gegeben. Ein paar Gedanken zum Thema Dreiecksgeschichten musste ich mir dann noch machen. Die Redewendung enstammt einer deutschen Übersetzung von Henrik Ibsen. Die geometrische Figur soll verdeutlichen, dass die Liebenden in einer solchen Beziehung wie die Eckpunkte eines Dreiecks miteinander verbunden sind, aber keine Einheit bilden. An Yael Hedayas Roman lässt sich diese von Germanisten so geliebte Trinität gut festmachen: Alles bestens
Das Schaubild links zeigt die Dreiecksverhältnisse im Roman. Die Eltern, Dwora und Jack, haben als Gegenüber die Ehe. Erst in der Auflösung der selbigen wird ihnen klar, dass sie keinen Kontrast darstellt, sondern ihre notwendige Ergänzung.
Für die Freunde Majas, Nogga und Amir, ist das Dritte die Liebe. Auch hier gibt es keinen Kontrast, sondern eine Ergänzung. ähnlich wie bei den Eltern wird sich diese Liebe in etwas Beständiges verwandeln.
Lediglich im Dasein von Nathan und Maja stimmt etwas nicht, denn als Drittes steht dort der Name Sigall und nicht etwa Liebe oder Ehe. Hier ist eine störende Unbeständigkeit gegeben, die wohl oder übel einen der Beteiligten verletzen wird. Neutral sieht das so aus: 
Das 3.

Mittwoch, 1. Mai 2013

Auslosung & Gewinner


So schnell gehen spannende Tage vorüber. Am 23. April begann hier, und auf tausenden anderen Blogs, die Aktion zum Welttag des Buches. Und heute wird endlich der oder die Gewinner(in) bekannt gegeben.
Helfer Jockel im Einsatz
So viele Kommentare haben mich erreicht, via facebook, natürlich hier oder auf dem Blog, auch per E-Mail. Danke dafür.
Mittels meines hervorragenden Helfers (jung und knackig, aber seht selbst auf dem Foto links [Hier vor der Auslosung]), der sich von der Richtigkeit der Verlosung überzeugt hat, gibt es nun einen Gewinner.
Wie habe ich heute ermittelt, wer den Gedichtband bekommt?
Lose
Dazu habe ich von Anfang an alle Kommentare nach Eingang mit Zahlen versehen und anonymisiert. Zwei Listen lagen mir vor und mein Assistent hat folgende Zahl raus gepickt: 3, hinter der sich folgender Name verbirgt: MatthiasHERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!! Bitte teile mir doch umgehend Deine Adresse mit, damit der Gedichtband "Nur eine Rose als Stütze" Dich bald erreicht!
Nummer 3
An alle, die nicht gewonnen haben: Nicht traurig sein und noch ein Stück weiter lesen. Leider kann immer nur eine Person gewinnen, ich hätte Euch allen gerne etwas geschenkt. Umso dankbarer bin ich für die tollen Kontakte, die über diese Aktion hinaus entstanden sind. Das ist vor allem auch das Werk der Initiatorinnen!
Der GewinnEin kleines Trostpflaster habe ich mir aber aufgespart. Wer als erstes hier einen Kommentar hinterlässt, dem lasse ich aus der Aktion vom vergangenen Jahr das Buch von Siegfried Lenz "Schweigeminute" zukommen. Also, schnell einen Kommentar posten! AKTUELLES: JASMIN hat bei wordpress schnell kommentiert und bekommt das Trostpflaster!
Vielen Dank an alle für diese spannende Zeit. Schaut doch immer mal wieder hier vorbei, auch zu meiner Schreibe gibt es öfter das ein oder andere Gewinnspiel. Ich würde mich sehr freuen! Als Nächstes erscheint hier eine Buchbesprechung zu Yael Hedaya "Alles bestens", erschienen bei Diogenes.
PS - Den Jungspund gibt es nicht zu gewinnen und er kann auch nicht abgeworben werden. Er freut sich aber über Fanpost, vor allem in Form von Hundekeksen oder allem, auf das man sich kuscheln kann. :)