Sonntag, 5. Mai 2013

Von den besten Jahren


Oberflächlich betrachtet hat Yael Hedaya in „Alles bestens“ nichts anderes erzählt, als eine Geschichte, wie sie jeden Tag irgendwo auf der Welt geschehen könnte. Wie gesagt, oberflächlich gelesen.

Lässt man sich als Leser aber intensiv auf die Geschichte ein, dann ist sie weit mehr als alltäglich, denn das Tragische ist niemals alltäglich. Das sind Dreiecksgeschichten doch nie. Ich muss mich entschuldigen. Da kommt die Germanistin in mir durch. Dreiecksgeschichten sind des Germanisten liebstes Betrachtungsgegenstand. Und so bin ich auch in Yael Hedayas Roman nicht umhin gekommen, diese zu sehen und in ihren Verflechtungen mit- und untereinander zu betrachten. Den Hauptstrang bilden die junge Doktorandin Maja und der Gärtner Nathan. Daneben erzählt die Autorin von Majas bester Freundin Nogga und ihrem Verlobten Amir – eines der wenigen Paare, bei dem wirklich alles bestens zu sein scheint. Weiterhin sind da Majas Eltern, Jack und Dowra, die sich nach 30 Jahren Ehe scheiden lassen, nur um am Ende heraus zu finden, dass für sie doch nur zusammen alles bestens ist.

Diese beiden Dreiecksgeschichten umgeben den Hauptstrang um Maja und Nathan. Ein Jahr lang treffen sich die beiden unter der Woche und schlafen miteinander. Am Wochenende jedoch  sehen sie sich nicht und sprechen auch nicht miteinander. Bis Maja eines Wochenendtages vor Nathans Tür steht, ebenso wie seine eigentliche Freundin, Sigall… „Und ich wusste: „die Andere“, das bin ich[1].

Yael Hedaya erzählt leise, aber eindringlich von den besten Jahren, in denen es gleich ist, wo auf der Welt sie stattfinden, nur verschwendet dürfen sie nicht sein. „[…] da wurde mir erneut bewusst, dass ich ihn nicht wiedersehen würde[2].  
Lange hat der Roman in mir noch bittersüß nachgeschmeckt. Es war der Geschmack der existenziellen Frage nach der Definition eines Individuums über Liebe und den zweiten Liebenden, und dem Gefühl, dass alles vergeudet sein kann und man das erst als Letzter mitbekommt: „Jetzt fängt das Leben von vorn an[3]. Doch wann ist es zu spät, von vorne anzufangen?

[1]  S. 105

[2]  S. 159

[3]  S. 9

Yael Hedaya

Alles bestens ISBN 978-3-257-30014-7  Roman, detebe 30014, 160 Seiten, € (D) 12.90

Die Germanistin in mir hat dann doch keine Ruhe gegeben. Ein paar Gedanken zum Thema Dreiecksgeschichten musste ich mir dann noch machen. Die Redewendung enstammt einer deutschen Übersetzung von Henrik Ibsen. Die geometrische Figur soll verdeutlichen, dass die Liebenden in einer solchen Beziehung wie die Eckpunkte eines Dreiecks miteinander verbunden sind, aber keine Einheit bilden. An Yael Hedayas Roman lässt sich diese von Germanisten so geliebte Trinität gut festmachen: Alles bestens
Das Schaubild links zeigt die Dreiecksverhältnisse im Roman. Die Eltern, Dwora und Jack, haben als Gegenüber die Ehe. Erst in der Auflösung der selbigen wird ihnen klar, dass sie keinen Kontrast darstellt, sondern ihre notwendige Ergänzung.
Für die Freunde Majas, Nogga und Amir, ist das Dritte die Liebe. Auch hier gibt es keinen Kontrast, sondern eine Ergänzung. ähnlich wie bei den Eltern wird sich diese Liebe in etwas Beständiges verwandeln.
Lediglich im Dasein von Nathan und Maja stimmt etwas nicht, denn als Drittes steht dort der Name Sigall und nicht etwa Liebe oder Ehe. Hier ist eine störende Unbeständigkeit gegeben, die wohl oder übel einen der Beteiligten verletzen wird. Neutral sieht das so aus: 
Das 3.

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