Samstag, 30. Juni 2012

Wieder zu Besuch bei Bibliophilin...



Mehr Sommerregen als Unwetter
Als Dorota mir diesen Roman geschickt hat, habe ich sofort alle anderen angefangenen Bücher liegen lassen, denn ich musste sofort „Aufziehendes Gewitter“ von Stefan Merrill Block lesen. Warum? Ich hatte mich, gemäß des Titels, in seinen Erstling „Wie ich mich einmal in alles verliebte“ verliebt. Man kann also sagen, dass ich ziemlich aufgeregt war, endlich einen Nachfolgeroman dieses Autors in die Finger zu bekommen. Mein Enthusiasmus ist nach der Lektüre leider ein wenig gedämpft. Das aber soll nicht heißen, dass es sich hier um einen schlechten Roman handelt. Gemessen an seinem Vorgänger ist er einfach schwächer.

Mir fehlt das Poetische, das mich beim ersten Roman sofort fesselte. Vor allem aber stört mich etwas: Stefan Merrill Block erzählt auf verschiedenen Ebenen die Geschichte seiner Familie. Er tut dies verhältnismäßig abwechselnd – aus der Sicht des Großvaters, der in einer – sagen wir Nervenheilanstalt lebt und aus der Sicht der Großmutter, die ihr Leben ohne den Ehemann zu meistern versucht. Dazu kommen sein eigenes Erleben als Kind, aber auch das Empfinden seiner (jugendlichen) Mutter. Dazu kommt die Ebene des Erfundenen. Das ist zwar nicht verwirrend, aber aus einem undefinierbaren Grund gefällt es mir nicht. Besser lässt es sich nicht erklären.

Ich hätte es lieber gesehen – oder vielmehr gelesen – wenn sich Block intensiver mit der Seite seiner Großmutter Katharine befasst hätte. Diese Textstellen nämlich sind außerordentlich und erinnern stark an sein Debüt. Auch hier befasst er sich mit der Krankheit, die seine Familie heimgesucht hat: Alzheimer. Aber in diesem Roman erscheint mir die Behandlung des Themas weniger einfühlsam. Vor allem, da Block sich von der tatsächlichen Geschichte seiner Großeltern inspirieren ließ, hatte ich erwartet, dass mich der Roman anrühren würde. Er hat dies nicht getan und ich bedauere das. Gerne hätte ich mich wieder verliebt. Vielleicht waren meine Erwartungen schlicht zu hoch. Wer ohne Vorkenntnisse oder mit herunter geschraubten Hoffnungen an diese Geschichte geht, der wird keinesfalls enttäuscht: Stefan Merrill Block hat einen lesenswerten Roman abgeliefert. Aber das aufziehende Gewitter ist für mich mehr ein sanfter Sommerregen gewesen.

Ein persönlicher Nachtrag: Das Cover des Romans ist sehr schön, vor allem passt es gut zu mir – wie der Bildvergleich oben zeigt :-)

Dienstag, 19. Juni 2012

Bibliophilin & ich arbeiten weiter!

Endlich ist es wieder soweit - Bibliophilin und ich setzen unsere Zusammenarbeit fort. Ich freue mich sehr, dass Dorota mich wieder eingeladen hat, Bücher für sie zu lesen und zu rezensierren. Dieses Mal habe ich den "Damenroman" "Was übrig bleibt" von Sigrid Combüchen gelesen. Die Rezension gibt es bei Bibliophilin - einfach auf den Link klicken!
Ich freue mich auf die nächsten Rezensionen und danke wie immer meiner lieben Freundin Dorota, dass ich zu Gast sein darf. Ebenso danke ich allen für ihr nettes Feedback zu dieser Rezension, denen die voran gegangen sind und den folgenden!

Was bleibt denn nun von dem, „Was übrig bleibt“, Frau Combüchen? –
Viele Fragen und ein guter Roman


„Woher haben Sie dieses Foto?“ wird die (fiktive) Autorin Sigrid C. gefragt. Sie hat einen Brief einer älteren Dame erhalten, die glaubt, sich und ihre Familie auf einem Foto wieder erkannt zu haben, das die Autorin in einem ihrer Romane beschrieben hat. Das Foto ist mittlerweile Teil einer (fiktiven) Geschichte, aber auch seiner wahren Hintergründe kann sich die Schriftstellerin nicht entziehen. Sie antwortet auf den Brief der alten Dame. Und es enspinnt sich vor den Augen der Lesenden eine Mischung aus Fiktion und Realität. „Fiktiv“ ist überhaupt ein zentrales Wort in Combüchens dickem „Damenroman“. Über diese Bezeichnung alleine muss man sich schon vor der Lektüre wundern – mir als Germanistin war diese Art der Literatur bisher nicht bekannt, und ich könnte auch nachdem ich das Buch gelesen habe definieren, was ein solcher Roman an Charakteristika aufweisen sollte. Vielleicht, weil in ihrer Romanwelt Männer zwar zentrale Rollen spielen, aber nur kleine Bedeutung beigemessen bekommen – oder umgekehrt. Dies aber nur am Rande, denn es trübt den schönen Roman nicht merklich und falls doch, dann beim Überlegen hinterher.
Was tatsächlich betrüblich ist, sind Sigrid Combüchens abschließende Worte, dass alles Erfindung – also Fiktion gewesen sei. Sie schreibt dies mit einer Nüchternheit, die das entstandene Bild, das man sich vom Roman gemacht hat, trübt. Schade, dass die Autorin gleich zu Beginn eine ihrer Protagonistinnen sagen lässt: „Wenn man älter wird, verliert man die Lust an erfundenen Handlungen“. Denn wir Leser lassen uns ja nur zu gerne von all diesen berühren und gefangen nehmen – und das trifft nicht zuletzt auch auf Sigrid Combüchens literarisches Schaffen zu. Stellt sich die Autorin und ihre Arbeit also selbst in Frage? Auch diese Überlegung bleibt am Ende, wenn der Leser reflektiert.
Vor allem aber bleibt die Geschichte, die Combüchen lostritt. In einer Mischung aus Erzählung und Briefwechsel verknüpft sie die Geschichten der briefschreibenden Dame und der Schriftstellerin. Dabei erzählt sie fast wie nebenbei vom Leben der Briefschreiberin, ihrem Schicksal und dem mysteriösen „Was übrig bleibt“. Auf diese (Erzähl-)Wiese könnte sie praktisch von jedem Leben schreiben. Sie macht klar: Jedes Leben ist wertvoll, wie es auch war. Fast melancholisch und beklemmend wirkt da der Titel des Romans und fordert auf, sich für das eigene Leben Gedanken zu machen. Was, wenn Jemand ein altes Foto der eigenen Familie fände und beschriebe? Wie sähe das Fiktive aus, wie war die Wirklichkeit und was wäre davon geblieben?
Nach langem Überlegen muss ich sagen, dass dies ein anrührend kühler Roman war, der sich etwas schwerfällig anlässt (was gegebenenfalls darauf zurück zu führen ist, dass es sich um einen Roman handelt, der ausnahmsweise aus dem Norden stammt und übersetzt wurde, und bekanntlich liest sich das oft kühler, als die bekannten englischen/amerikanischen Übersetzungen).
“Was übrig bleibt”von Sigrid Combüchen, Kunstmann Verlag, ISBN: 978-3-88897-747-3

Mehr Rezensionen gibt es bei bibliohilin.de hier zu lesen...

Donnerstag, 7. Juni 2012

Update

An dieser Stelle einige Grüße und kurze Updates. Alles Wichtige wird aktuell und zeitnah auf facebook gepostet - Vorbeischauen lohnt sich alos... www.facebook.com/pages/Marissa-Conrady/154763577877910. Dort gibt es neue schönes Fotos, Leseproben und Vieles mehr!

Bald wird es auch wieder einige Rezensionen geben, die ich in Zusammenarbeit mit meiner lieben Freundin Bibliophilin erarbeite.

Weiterhin darf ich schon heute aufmerksam machen auf den anstehenden Wettbewerb, der auch in diesem Jahr von epubli veranstaltet wird. Derneuebuchpreis wird im Juli zur Anmeldung frei gegeben und natürlich werden "Mannheim, jenen Abend" und ich dabei sein. Informationen und Details folgen.

Mit Stolz darf ich auch ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern. Neben Arbeiten an meiner Master-Arbeit haben sich tausend neue Ideen bei mir eingenistet. Den Korrekturabzug des neuen Romans "Käferjahre" habe ich schon bearbeitet, "Schwalbenhimmel" und "Dämmerdunkelküsse" sind in Bearbeitung. Seid ihr genauso gespannt wie ich? Wie hat Euch "Mannheim, jenen Abend" gefallen - und wie steht es mit den anderen Romanen? Ich freue mich enorm über Feedback. Kontakt: zumglueckzurueck@yahoo.com

Herzliche Grüße und bis bald! Marissa Conrady