Mittwoch, 27. April 2011

Buchbesprechung bei bibliophilin - Adam kam nie mehr mit dem Abend

Bibliophilin hat den Roman "Adam kam nie mehr mit dem Abend" gelesen und auf ihrem Blog empfohlen. www.bibliophilin.de/?p=6571

Lieben Dank dafür, liebe Dorota!




Wer nun neugierig ist, der sollte den Roman ebenfalls schnellstens lesen...

Bücher gibt es, wie immer, über mich zu erwerben - oder unter dem altbekannten Epubli-Link:



sowie in Wald-Michelbachs Buchhandlungen!

Samstag, 23. April 2011

Gastrezension bei bibliophilin - Die Geliebte


Danke, liebe Bibliophilin, dass ich immer wieder zu Gast sein darf!






Die Geschichte einer Frau, die liebte.




Ina Weisse, so lässt sich denken, ist eine Frau, die viele Kartons besitzt mit Erinnerungsstücken. Oder, sie hatte diese Kartons einmal und hat in einem Moment aus irgendwelchen Gründen alles weggeworfen. Aus diesem Sammelsurium an Erinnerungen, Erkenntnissen und Memorabilien – ob behalten oder nicht – ist letztlich das Buch „Die Geliebte“ entstanden. Ein autobiografischer Roman, der ans Herz und unter die Haut geht. Gleich zu Beginn lässt die Autorin ihre Leser wissen: „Ich bin die Geliebte eines verheirateten Mannes“. Sie berichtet dann sehr offen über die Phasen des Kennenlernens, des Zusammenseins – soweit dies eben möglich war, von zahlreichen Trennungen, und allem, was dazu gehört. Dabei spart die Autorin aber keineswegs mit den Beschreibungen ihrer eigenen Emotionalität, sodass gleich klar ist: Diese Geschichte kann nicht fiktiv sein. Und das ist das eigentlich erschreckende daran, dass das Leben solche Geschichten schreibt. „Von einem Moment auf den anderen habe er geglaubt, nicht mehr ohne mich sein zu können. Ich erkannte darin mein eigenes Empfinden wieder. Das war die Urszene, die Ouvertüre zu unserem Sündenfall“.

Der Leser will bei der Lektüre weinen, lachen, den Kopf schütteln, Ina Weisse schütteln, oder alle Beteiligten; eigentlich ist das Hollywoodfilmstoff in Buchform. Es ist eine tragische Geschichte, fast mythisch. Sie bricht mit Gewalt über den Leser herein, aber so ist es wohl auch Ina Weisse in der Realität ergangen. In ihrer Geschichte lässt sich erahnen, dass es doch so etwas wie Schicksal geben könnte. „Wäre ich früher gekommen, hätte er mich vielleicht gar nicht bemerkt. Wäre ich später gekommen, hätten wir uns verfehlt. Es war uns bestimmt, einander zu begegnen“.

Ina Weisses Buch hat bereits die Titelseite der „Stern“-Ausgabe vom 16.12.2010 geziert. „Die Geliebte. Eine Frau erzählt über ihr Leben an der Seite eines verheirateten Mannes“. Fast ließe sich annehmen, es wird als Enthüllungsbuch oder Skandal betrachtet. Das ist es aber nicht, so brisant das Thema auch sein mag. Es ist viel mehr als das – eine Geschichte vom schönsten Gefühl der Welt – die Geschichte einer Frau, die es gewagt hat, zu lieben. „Man merkt sofort, was alles in dem Begriff „Ge-lieb-te“ steckt. Vor allem das große und herrliche Wort „Liebe““.

Dennoch kommt der Leser nie ganz hinter das Geheimnis der Beziehung, so offen Ina Weisse auch erzählt. Vielleicht ist sie selbst nie dahinter gekommen, vielleicht sind Beziehungen nicht zu enträtseln. Das Buch jedenfalls wirkt nach. Und offenbar noch immer dauert die Liebe an. Es ist im Grunde eine schöne Botschaft, die da vermittelt wird: Es kann Liebe geben, und anders als bei Theodor W. Adorno kann das „Phänomen des Besetztseins“ in einigen Fällen wohl sogar umgangen werden. In Ina Weisses Fall ist aus der Beziehung ja sogar ein Sohn hervor gegangen. „Ich wollte viel, und ich habe noch mehr bekommen“.

Weisses Sprache changiert, wie die Höhen und die Tiefen der Beziehung selbst, und verliert dabei dennoch nicht an Leichtfüßigkeit. Schnell ist klar: Diese Frau weiß, wie sie sich ausdrücken muss. Dabei meidet sie nicht die Offenheit, verstellt sich nicht. Was stellenweise wie Arroganz klingt, ist wahrscheinlich nur der letzte Versuch sich nicht vollends verwundbar zu machen, mehr kann Ina Weisse nicht tun. Sie bittet nicht um Verständnis oder Zustimmung, obgleich sie auch ganz klar ihre Position vertritt und die Macht einer Geliebten nicht verhehlt, hat sie dennoch vielmehr einfach ihre Geschichte erzählt, und das auf eine Art, dass der Leser sich fast schämen muss, so lüstig zu folgen, wie er es tut. Es ist mutig, so offen und schonungslos über ein Tabuthema zu sprechen, aber es ist fast noch mutiger von der Liebe zu erzählen; denn das haben sie ja: Sich geliebt. Vielleicht kann es für einige Menschen nur die Existenz als „Triade“ geben. „Es ist Schicksal, dass es uns beide gibt. Das Leben ist nicht gerecht“. Diese Erkenntnis hat dann sicherlich in Weisses Karton gelegen. Sich anzumaßen, darüber zu urteilen, sollte niemand, außer den Beteiligten selbst. Sie haben diesen Weg gewählt, Ina Weisse hat die Leserschaft daran teilhaben lassen. Erkenntnisse oder Nicht-Erkenntnisse muss jeder für sich selbst mitnehmen. Vielleicht hat sie aber auch nur eine ganz persönliche Erinnerung in Worte fassen müssen, das ist bei dieser Liebesgeschichte nur allzu verständlich. „Wir alle benötigen Zeugen für unser Dasein, denn ohne dass jemand unserem Leben beiwohnt, scheinen wir nicht zu existieren“. Ina Weisse hat sich einen solchen Zeugen in Buchform geschaffen, denn „die Tragik der verbotenen Liebe ist von daher, dass sie ohne Zuschauer bleiben muss“. Im Schreiben immerhin hat die Autorin sich nicht nur erinnert, sondern ihrer Liebe endlich einen Status geben können, den diese in der Gesellschaft niemals haben würde. Solche Kartons voll mit Krimskram, der anderen nichts sagt und nichts bedeutet, sind ebenfalls Zeugen. Aus vielen Gründen, aus eigenen Erkenntnissen, wird Ina Weisses Buch in meinem Karton der Bücher landen, die es wert sind, ein zweites und drittes Mal gelesen zu werden, die ich aufbewahren möchte.

Samstag, 16. April 2011

Gastrezension bei bibliophilin - Sterben ist Mist, aber der Tod schön. Träume vom Himmel

Danke, liebe Bibliophilin, dass ich wieder als Rezensentin zu Gast sein durfte! www.bibliophilin.de/?p=6387

Und auch diesen wunderbaren Link habe ich gefunden. Vielen Dank, für die nette Besprechung meiner Rezension! www.magirius-aktuell.de/2011/04/kostbares-erbe/



Leben, bevor man sterben muss Man liest Bücher eines Autors […] und denkt: Da wird etwas mir Bekanntes geschildert“, erzählt Gabriele Wohmann auf Seite 41. des Buches „Sterben ist Mist, der Tod aber schön. Träume vom Himmel“. Sie schreibt das nicht, es wird auch nicht von Georg Magirius einfach nur aufgezeichnet worden, es ist eine Erzählung in sich selbst, wie die Autorin das sagt – und der Leser denkt sich dabei, dass es ihm bisher im gesamten Buch so gegangen ist; und es wird ihm auch weiterhin so gehen. Denn Gabriele Wohmann hat mit Magirius über Gott und die Welt gesprochen, im wahrsten Sinne des Wortes. Dabei geht es auch um das Sterben, wie es wohl im Himmel sein wird, aber vor allem um ganz Menschliches. Damit hat sich Wohmann seither in ihren Geschichten beschäftigt; wie sollte es anders sein. Deshalb ist es auch so schwierig, ihr Buch zusammen zu fassen, von Kritik kann an dieser Stelle keine Rede sein. Die mittlerweile 79-jährige Autorin hat ihren Gedanken freien Lauf gelassen und dabei ist etwas wirklich Kostbares entstanden, eine Art gedankliches Erbe für alle Leser und auch für sie selbst, da sie bekennt: Alles umsonst? Kein schöner Gedanke.


Wohmann spricht über ihre Kindheit (vor allem rührt die tiefe Verbundenheit zur ihrer Familie an), über das Vergangene (Lesereisen), das Gegenwärtige; über liebe Gewohnheiten (das Mittagessen mit einer großen Portion Vanilleeis ersetzen) und Laster (das Trinken und Medikamente). Sie spricht schonungslos, aber nicht ohne ein Lächeln, sie ist ehrlich, aber teilweise sehr distanziert. Immer wieder mischen sich Fakt und Fiktion mit Zitaten aus ihren eigenen Werken. Dieser Schreibstil ist zunächst ungewöhnlich für den Leser, denn die Kapitel sind kurz und es wird Vieles sehr sprunghaft geschildert; ebenso wirkt befremdlich, dass es eigentlich zentral gar nicht um den Tod oder das Sterben geht. Aber zwischen den Zeilen dreht sich alles darum. Und wie zu fast allem, hat Wohmann auch zum Tod eine eigenwillige Meinung: Er ist schön, nur der Vorgang des Sterbens ist es nicht. Aber wichtiger erscheint noch: Gibt es eine perfekte Frisur für das, was auch immer Danach kommt? Augenzwinkernd regt die Schriftstellerin zum Nachdenken an. Oft wird das Thema Angst angesprochen, ein eben allzu menschliches Thema. Der Morgen macht Angst. Abends wird alles besser.


So führt sie Vergangenheit und Zukunft zusammen zur Gegenwart – ihrer Gegenwart in Darmstadt- und nimmt damit den Leser mit; im doppelten Wortsinn. Es ist leicht, Wohmanns Visionen und Worten zu folgen. Und damit wäre das Buch ideal zur einfachen Unterhaltung – amüsant, biografisch, mit Verweisen auf Wohmanns Schaffen. Aber wenn sich die Worte gesetzt haben, dann wirken sie lange nach und nehmen mit, vor allem den, der sich bereits bei dem eingangs zitierten Satz mit der Autorin identifiziert hatte. Diese Leser werden in einzelnen Kapiteln, in denen Wohmann über Zoobesuche, Käsekuchen oder Kultur spricht, Anrührendes finden. Das kann ein einzelnes Wort sein (Vergänglichkeitsgefühl), eine Aussage (Ich hoffe, dass die Toten nicht an unseren Leben teilhaben) oder eine fast wehmütige Erinnerung. Ihre Gedanken sind aber nicht die einer alternden Frau, die über das Leben sinniert und noch schnell einige Weisheiten loslassen will. Wohmann weiß ganz genau: Alles im Hier und Jetzt kann niemand erreichen. Das Schöne muss vorüber gehen. Aber das haben schon Andere vor ihr gewusst und das will sie auch gar nicht mit erhobenem Zeigefinger erneut wiedergeben. Eigentlich will sie – wie sie es immer getan hat, und was sie zu einer so beliebten Autorenfigur machte – zum Nachdenken anregen und zum Träumen, während man noch am Leben ist!

Donnerstag, 14. April 2011

Wald-Michelbach wird am 29.5.2011 Zentrum des hessenweiten Tages der Literatur sein... Naja, fast. Aber, wer ein paar Seiten aus dem Roman "Adam kam nie mehr mit dem Abend" vorgelesen hören will - von mir - der sollte sich an diesem Tag aufmachen und vorbei kommen! Das Programm wird Anfang Mai bekannt gegeben. Voraussichtlicher Termin ist der 29.5.2011; 17 Uhr im MIZ Wald-Michelbach. Hier gibt's aber schon ein paar Infos: www.hr-online.de/website/specials/literaturland/index.jsp?rubrik=22836&key=standard_document_41136795


Gerne weitersagen!! Infos: www.facebook.com/pages/Marissa-Conrady/154763577877910 oder hier: www.facebook.com/event.php?eid=10620696279800 Außerdem jetzt auch auf Twitter: Die Autorenseite http://twitter.com/#!/MarissaConrady

Sonntag, 3. April 2011

Sieben Jahre Schlaf - Gastrezension bei bibliophilin


Danke, dass ich als Rezensentin zu Gast sein durfte!!





Vom banalen Scheitern am Leben selbst Ganz banal ließe sich sagen, „Sieben Jahre Schlaf“ von Karin Richner ist eine weitere Erzählung über Familientragödien, wie sie täglich und überall geschehen. Das aber wird ihrem Roman bei Weitem nicht gerecht. Geschickt verknüpft die Autorin in einer Tragödie mehrere Einzelschicksale der weiblichen Familienmitglieder und zeigt somit, dass alle Geschichten auf eine magische Weise miteinander verbunden sind. Dabei bedient sich Richner eine poetischen Sprache, die schwerlich zu vergessen ist und schwer im Gemüt hängen bleibt, wie zu süßer Wein an heißen Tagen.

Nur gut 100 Seiten zählt der Roman, aber diese sind völlig ausreichend. Der Leser weiß alles, aber trotzdem bleibt so viel zu fragen. Die Autorin erzählt nicht viel über die Personen, von denen sie schreibt, und dennoch hat man sie ganz klar vor Augen. Vielleicht lässt der Roman den Leser deshalb traurig und träge zurück, wie nach sieben Jahren Schlaf muss man selbst aus dieser abgeschotteten Welt zurück kommen. Die Ich-Erzählerin Lucie springt beim Erzählen zwischen Längst-Vergangenem, ihrem jetzt und der Zukunft, die sie schon kennt. Fakt und Fiktion sind mitunter nicht klar zu trennen. Sie erzählt nicht nur von sich selbst und ihrer Kindheit, sondern auch von den Leben ihrer Mutter und der Großmutter.

Erstaunlicherweise bleiben die Männer, die ohnehin wenig in der Geschichte auftauchen, fast platt neben den weiblichen Figuren. Lucies Vater malt und presst Pflanzen, bis er gezwungenermaßen aus seiner Plattheit ausbricht und Architekt wird. Damit aber geht die Bindung, die Lucie zu ihm hatte in die Brüche. Männer bleiben Randfiguren von weit weg oder kommen aus anderen Beziehungen und Leben, wohin sie auch wieder zurück gehen. Der Freund der Mutter bleibt namenlos, sogar Lucies Vater; detaillierte Beschreibungen lässt Richner nur für ihre Protagonistinnen und die Umgebung zu. Das gibt dem Buch eine fast noch tragischere Komponente, denn das Drumherum scheint somit einen höheren Stellenwert einzunehmen, als die Menschen selbst.

Ohnehin, die Figuren der jungen Autorin gehen schlafwandlerisch in ihren Leben umher. Sie nehmen wahr, was sie wahr nehmen (oder haben) wollen. Im Grunde sehnen sie sich alle nach Geborgenheit. Was sie finden, sind Träume und Illusionen von sich selbst und den Anderen – die nicht aufrecht erhalten werden können. Das spüren sie und der Leser; später lässt die Autorin den Leser sogar wissen, dass das Haus, in dem Lucie ihre Kindheit verbracht hat nicht mehr steht; alle Anderen von damals sind fort; Lucies Zuhause, in dem sie mit den Eltern glücklich war, ist leer und fremd; Fremde mieten dort Zimmer.

Was die Protagonisten finden sind Dinge, die besser in staubigen Ecken der Erinnerungen geblieben wäre: Lebensentwürfe, die sie nicht leben können oder wollen und sie umkrempeln, bis nichts mehr ist, wie es einmal war – und eigentlich wäre alles ganz gut gewesen; die neuen Leben allerdings sind es nicht. Diesen Fehler begeht jede der drei Frauen, unabhängig von der Generation, in der sie heranwächst. Beim Lesen drängt sich daher die Frage auf, ob es einen Schuldigen geben kann. Vielleicht bleibt gerade deshalb ein trauriges Gefühl zurück, denn dem Leser ist klar, dass die Protagonistinnen sich arrangiert haben mit dem Leben, das sie bekommen haben. Dennoch weiß er, dass es nicht das bestmögliche Leben ist. Daran muss man nicht notwendigerweise scheitern, aber es scheint, als ob das für die Akteure in diesem Buch der Fall ist.

Richners Buch ist wie eine dieser Kisten, die jeder Mensch im Laufe seines Lebens anlegt und aufbewahrt. Darin sind Dinge, die man eigentlich gar nicht haben will, an die man sich nicht erinnern kann oder die man besser vergessen hätte. Träume, Erkenntnisse, Verfehlungen und glückliche Momente. Es ist ein kluger Roman, der ein Bild von Generationen zeichnet, wie sie in jeder Straße, überall auf der Welt neben uns leben könnten. Der Leser ahnt, er selbst könnte zu solch einer Familie gehören, vielleicht steht eine solche Kiste auf dem eigenen Dachboden. Am Ende klingt ein Satz nach, den Lucie fast gedankenlos unter die anderen gemengt hat: „Mama auf dem Vordersitz, und Papa, der beide Hände am Lenkrad hatte und konzentriert auf die Straße schaute, und auf dem Rücksitz ich, und rund um uns das blaue Metall des Autos, und über uns die Sonne, und dann tauchte das Meer vor uns auf, und dann waren wir zurück und stiegen aus, und Mama topfte auf dem Balkon die Geranien um, und Papa klebte Pflanzen auf, und ich las in meinem Buch und wusste nichts davon, wie wenig Zeit uns noch blieb“.