Ob in der Zeile "Ein Name bin ich nun", mit welcher der Roman "Der Ruf des Kuckucks" von Robert Galbraith nicht auch ein Flehen liegt, sich über den eigentlichen, den richtigen Namen zu erheben, steht als Frage länger im Raum, als der Inhalt des Romans selbst. Robert Galbraith nämlich ist Erfolgsautorin J.K. Rowling, die sich mit diesem Krimi unter einem Pseudonym von der Herrschaft Harry Potters zu befreien versuchte.
Gelingt das? Nur zum Teil. Es ist nur verständlich, dass ein Autor nicht aufhören kann zu schreiben, so lange ihn Geschichten umtreiben. Ich selbst weiß, wie hartnäckig sie sein können und dass sie einen Autoren oft erst beim Niederschreiben in Ruhe lassen. Ich stelle mir vor, dass es Mrs. Rowling da genauso ergeht, denn das würde mich mit ihr und dem Roman versöhnen. Die Lektüre an sich dauerte eine Weile - bei gut 640 Seiten auch kaum verwunderlich! Dennoch ist auch die Story etwas langatmig, bis sie in Fahrt kommt. Das liegt auch an den wesentlich komplexeren Ausdrücken, die Rowling in diesem Roman verwendet. Über Manches stolpert man ein wenig und muss die Sätze noch einmal lesen. Leider, leider, leider bleibt die Handlungsebene auf diesen vielen Seiten recht unverändert. In der Regel begibt sich Privatdetektiv Strike in ein Pub oder vernimmt Zeugen (im Pub), was auf Dauer ein wenig erschöpft. Naja, und über meine leichte Ernüchterung, die mit Enttäuschung über das Ende einher ging, wollen wir nicht reden. Wenngleich Strike (Achtung! Telling name!) ein irgendwie vertraut-grummeliger Typ ist.
Ein wenig enttäuscht bin ich schon, vor allem was den Schreibstil betrifft. Dieses Mal lässt sich das Buch, trotz Spannung, nicht in einem Wusch lesen. Das liegt auch an der kaum erkennbaren Entwicklung des Privatdetektivs. Fast möchte ich sagen: Schuster, bleib bei Deinen Leisten. Dabei ist es natürlich unfair, Harry Potter und seinen Erfolg an diesem Krimi zu messen und zu vergleichen. Dennoch ist der Erwartungsdruck natürlich hoch, sodass der Leser schnell enttäuscht werden kann. Auch, wenn das nun alles negativ klingt, so ist der Roman doch zu empfehlen. Dafür muss man aber wirklich gerne Krimis lesen und sich von J.K Rowlings bekannter (und geschätzter) Art zu Schreiben lösen.
ROBERT GALBRAITH
Der Ruf des Kuckucks, blanvalet
ISBN: 978-3-7645-0510-3