Lieben Dank dafür, liebe Dorota!
Mittwoch, 27. April 2011
Buchbesprechung bei bibliophilin - Adam kam nie mehr mit dem Abend
Lieben Dank dafür, liebe Dorota!
Samstag, 23. April 2011
Gastrezension bei bibliophilin - Die Geliebte
Die Geschichte einer Frau, die liebte.
Der Leser will bei der Lektüre weinen, lachen, den Kopf schütteln, Ina Weisse schütteln, oder alle Beteiligten; eigentlich ist das Hollywoodfilmstoff in Buchform. Es ist eine tragische Geschichte, fast mythisch. Sie bricht mit Gewalt über den Leser herein, aber so ist es wohl auch Ina Weisse in der Realität ergangen. In ihrer Geschichte lässt sich erahnen, dass es doch so etwas wie Schicksal geben könnte. „Wäre ich früher gekommen, hätte er mich vielleicht gar nicht bemerkt. Wäre ich später gekommen, hätten wir uns verfehlt. Es war uns bestimmt, einander zu begegnen“.
Ina Weisses Buch hat bereits die Titelseite der „Stern“-Ausgabe vom 16.12.2010 geziert. „Die Geliebte. Eine Frau erzählt über ihr Leben an der Seite eines verheirateten Mannes“. Fast ließe sich annehmen, es wird als Enthüllungsbuch oder Skandal betrachtet. Das ist es aber nicht, so brisant das Thema auch sein mag. Es ist viel mehr als das – eine Geschichte vom schönsten Gefühl der Welt – die Geschichte einer Frau, die es gewagt hat, zu lieben. „Man merkt sofort, was alles in dem Begriff „Ge-lieb-te“ steckt. Vor allem das große und herrliche Wort „Liebe““.
Dennoch kommt der Leser nie ganz hinter das Geheimnis der Beziehung, so offen Ina Weisse auch erzählt. Vielleicht ist sie selbst nie dahinter gekommen, vielleicht sind Beziehungen nicht zu enträtseln. Das Buch jedenfalls wirkt nach. Und offenbar noch immer dauert die Liebe an. Es ist im Grunde eine schöne Botschaft, die da vermittelt wird: Es kann Liebe geben, und anders als bei Theodor W. Adorno kann das „Phänomen des Besetztseins“ in einigen Fällen wohl sogar umgangen werden. In Ina Weisses Fall ist aus der Beziehung ja sogar ein Sohn hervor gegangen. „Ich wollte viel, und ich habe noch mehr bekommen“.
Weisses Sprache changiert, wie die Höhen und die Tiefen der Beziehung selbst, und verliert dabei dennoch nicht an Leichtfüßigkeit. Schnell ist klar: Diese Frau weiß, wie sie sich ausdrücken muss. Dabei meidet sie nicht die Offenheit, verstellt sich nicht. Was stellenweise wie Arroganz klingt, ist wahrscheinlich nur der letzte Versuch sich nicht vollends verwundbar zu machen, mehr kann Ina Weisse nicht tun. Sie bittet nicht um Verständnis oder Zustimmung, obgleich sie auch ganz klar ihre Position vertritt und die Macht einer Geliebten nicht verhehlt, hat sie dennoch vielmehr einfach ihre Geschichte erzählt, und das auf eine Art, dass der Leser sich fast schämen muss, so lüstig zu folgen, wie er es tut. Es ist mutig, so offen und schonungslos über ein Tabuthema zu sprechen, aber es ist fast noch mutiger von der Liebe zu erzählen; denn das haben sie ja: Sich geliebt. Vielleicht kann es für einige Menschen nur die Existenz als „Triade“ geben. „Es ist Schicksal, dass es uns beide gibt. Das Leben ist nicht gerecht“. Diese Erkenntnis hat dann sicherlich in Weisses Karton gelegen. Sich anzumaßen, darüber zu urteilen, sollte niemand, außer den Beteiligten selbst. Sie haben diesen Weg gewählt, Ina Weisse hat die Leserschaft daran teilhaben lassen. Erkenntnisse oder Nicht-Erkenntnisse muss jeder für sich selbst mitnehmen. Vielleicht hat sie aber auch nur eine ganz persönliche Erinnerung in Worte fassen müssen, das ist bei dieser Liebesgeschichte nur allzu verständlich. „Wir alle benötigen Zeugen für unser Dasein, denn ohne dass jemand unserem Leben beiwohnt, scheinen wir nicht zu existieren“. Ina Weisse hat sich einen solchen Zeugen in Buchform geschaffen, denn „die Tragik der verbotenen Liebe ist von daher, dass sie ohne Zuschauer bleiben muss“. Im Schreiben immerhin hat die Autorin sich nicht nur erinnert, sondern ihrer Liebe endlich einen Status geben können, den diese in der Gesellschaft niemals haben würde. Solche Kartons voll mit Krimskram, der anderen nichts sagt und nichts bedeutet, sind ebenfalls Zeugen. Aus vielen Gründen, aus eigenen Erkenntnissen, wird Ina Weisses Buch in meinem Karton der Bücher landen, die es wert sind, ein zweites und drittes Mal gelesen zu werden, die ich aufbewahren möchte.
Samstag, 16. April 2011
Gastrezension bei bibliophilin - Sterben ist Mist, aber der Tod schön. Träume vom Himmel
Und auch diesen wunderbaren Link habe ich gefunden. Vielen Dank, für die nette Besprechung meiner Rezension! www.magirius-aktuell.de/2011/04/kostbares-erbe/
Leben, bevor man sterben muss „Man liest Bücher eines Autors […] und denkt: Da wird etwas mir Bekanntes geschildert“, erzählt Gabriele Wohmann auf Seite 41. des Buches „Sterben ist Mist, der Tod aber schön. Träume vom Himmel“. Sie schreibt das nicht, es wird auch nicht von Georg Magirius einfach nur aufgezeichnet worden, es ist eine Erzählung in sich selbst, wie die Autorin das sagt – und der Leser denkt sich dabei, dass es ihm bisher im gesamten Buch so gegangen ist; und es wird ihm auch weiterhin so gehen. Denn Gabriele Wohmann hat mit Magirius über Gott und die Welt gesprochen, im wahrsten Sinne des Wortes. Dabei geht es auch um das Sterben, wie es wohl im Himmel sein wird, aber vor allem um ganz Menschliches. Damit hat sich Wohmann seither in ihren Geschichten beschäftigt; wie sollte es anders sein. Deshalb ist es auch so schwierig, ihr Buch zusammen zu fassen, von Kritik kann an dieser Stelle keine Rede sein. Die mittlerweile 79-jährige Autorin hat ihren Gedanken freien Lauf gelassen und dabei ist etwas wirklich Kostbares entstanden, eine Art gedankliches Erbe für alle Leser und auch für sie selbst, da sie bekennt: Alles umsonst? Kein schöner Gedanke.
Wohmann spricht über ihre Kindheit (vor allem rührt die tiefe Verbundenheit zur ihrer Familie an), über das Vergangene (Lesereisen), das Gegenwärtige; über liebe Gewohnheiten (das Mittagessen mit einer großen Portion Vanilleeis ersetzen) und Laster (das Trinken und Medikamente). Sie spricht schonungslos, aber nicht ohne ein Lächeln, sie ist ehrlich, aber teilweise sehr distanziert. Immer wieder mischen sich Fakt und Fiktion mit Zitaten aus ihren eigenen Werken. Dieser Schreibstil ist zunächst ungewöhnlich für den Leser, denn die Kapitel sind kurz und es wird Vieles sehr sprunghaft geschildert; ebenso wirkt befremdlich, dass es eigentlich zentral gar nicht um den Tod oder das Sterben geht. Aber zwischen den Zeilen dreht sich alles darum. Und wie zu fast allem, hat Wohmann auch zum Tod eine eigenwillige Meinung: Er ist schön, nur der Vorgang des Sterbens ist es nicht. Aber wichtiger erscheint noch: Gibt es eine perfekte Frisur für das, was auch immer Danach kommt? Augenzwinkernd regt die Schriftstellerin zum Nachdenken an. Oft wird das Thema Angst angesprochen, ein eben allzu menschliches Thema. Der Morgen macht Angst. Abends wird alles besser.
So führt sie Vergangenheit und Zukunft zusammen zur Gegenwart – ihrer Gegenwart in Darmstadt- und nimmt damit den Leser mit; im doppelten Wortsinn. Es ist leicht, Wohmanns Visionen und Worten zu folgen. Und damit wäre das Buch ideal zur einfachen Unterhaltung – amüsant, biografisch, mit Verweisen auf Wohmanns Schaffen. Aber wenn sich die Worte gesetzt haben, dann wirken sie lange nach und nehmen mit, vor allem den, der sich bereits bei dem eingangs zitierten Satz mit der Autorin identifiziert hatte. Diese Leser werden in einzelnen Kapiteln, in denen Wohmann über Zoobesuche, Käsekuchen oder Kultur spricht, Anrührendes finden. Das kann ein einzelnes Wort sein (Vergänglichkeitsgefühl), eine Aussage (Ich hoffe, dass die Toten nicht an unseren Leben teilhaben) oder eine fast wehmütige Erinnerung. Ihre Gedanken sind aber nicht die einer alternden Frau, die über das Leben sinniert und noch schnell einige Weisheiten loslassen will. Wohmann weiß ganz genau: Alles im Hier und Jetzt kann niemand erreichen. Das Schöne muss vorüber gehen. Aber das haben schon Andere vor ihr gewusst und das will sie auch gar nicht mit erhobenem Zeigefinger erneut wiedergeben. Eigentlich will sie – wie sie es immer getan hat, und was sie zu einer so beliebten Autorenfigur machte – zum Nachdenken anregen und zum Träumen, während man noch am Leben ist!