In Georgs Kopf möchte ich nicht wohnen. Eigentlich noch nicht einmal einen Blick hinein werfen. Aber ich habe es nun einmal getan - aber nur am hellen Tage, denn abends hätte er mich sicherlich in Albträumen verfolgt. Sein "autobiografischer" Roman "Der Sturm in meinem Kopf" beginnt mit Mord und Totschlag. Zum ersten Mal bin ich froh, die alte Germanisten-Regel vor mich hin murmeln zu können: Der Autor ist nicht das erzählende Ich. Denn dann wäre Horst Sczerba, mit Verlaub, ein mordendes Monster. Wie Georg. Dessen Lebensbeichte erscheint ziemlich kafkaesk. Mal begegnet er einem Engel, dem er die Flügel abschneidet. Dann erzählt er von unschuldiger Liebe und empfängt doch mit dieser Frau ein Kind. Als beide tragisch ums Leben kommen, wird die Erzählung allerdings realistischer. Je tragischer die Handlung wird, desto klarer ist sie erzählt und wird sie von Georg gelebt: Er sühnt alle seine Toten und verliert sich dabei selbst. Der Sturm in seinem Kopf ist von Anfang an da - er selbst hält sich für die Ausgeburt des Teufels - wird aber im Verlauf der Handlung immer strukturierter, sodass die Gänsehaut zwar bleibt, aber auch ein gewisses Verständnis für Georg dazu tritt.
Ein makaberer Roman, nichts für schwache Nerven, aber derzeit mein Geheimtipp!
Horst Sczerba
Der Sturm in meinem Kopf, Eichborn Verlag
ISBN: 978-3-8479-0558-5
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