Sehnsucht trifft Erinnerung VIII / Marissa Conrady
Ich bin aufgebrochen. Eines Morgens im Januar, bin ich los gegangen. Ich habe mich noch ein paar Mal umgedreht, um zurück zu blicken, aber dann – ich war gerade abgelenkt vom Glitzer und Glitter der neuen Umgebung und großen Welt, die ich so ersehnte – drehte ich mich erneut um, und alles, was ich zurück gelassen hatte, war fort. Ich erschrak erst, als ich sah, dass es schon April geworden war mittlerweile. Und da erkannte ich, dass ich unwissend zu einem fünfstöckigen Haus gelaufen war. Ich war angekommen. Mein Herz raste, aber ich war zur selben Zeit innerlich so ruhig, wie noch nie in meinem Leben. Etwas in mir hieß mich willkommen in meinem Zuhause.
Ein heißer Schmerz durchzuckte mich, als ich die Hand auf die Klinke des Gartentürchens legte. Ich zog die Hand zurück. Sie kribbelte. Zu gerne wollte ich in das Haus gehen, mich im Garten unter die verlockenden Buchenbäume legen und die Gedanken schweifen lassen. Kurz hatte ich mir eingebildet, eine blaue Taube im Geäst zu sehen, aber nach einem ungläubigen Blinzeln war der Anblick wiederum verändert. Die Hoffnung schob sich in mein Blickfeld, groß und stattlich, wie eh und je; und ohne Haare, weil sie sich selbiges stets zu raufen pflegt.
„Begehrst Du Einlass?“ fragte er. Er hatte gut reden, immerhin war er schon auf der anderen Seite des Zaunes. Ich nickte scheu. „So sei er Dir gestattet. Denn Dein Anblick hier vor unserem Tor gefällt mir. Aber, bedenke, Du wirst nur Eintritt zu einem Teil des gesamten Grundstückes und des Hauses bekommen. Wähle weise“. Er öffnete das Gartentor gerade weit genug, um mich einzulassen. Ohne zu zögern trat ich ein. Sachte schloss er die Tür hinter mir. Ich blickte mich derweil im Garten um.
Wie es weiter geht? Dem Link folgen... :)
Die Autorin:
Marissa Conrady wurde am 4. Juli 1985 als Einzelkind geboren. Schon zu Schulzeiten veröffentlichte sie in der Schülerzeitung ihre Texte. Diese, sowie die Abiturzeitung 2006 wurden von ihr redaktionell betreut. Nach dem Ablegen des Abiturs am Gymnasium im Heimatort Wald-Michelbach (Hessen), fiel die Wahl des Studienganges nicht schwer: Germanistik, Anglistik sollten es sein – an der Universität Mannheim, als Bachelor-Studiengang; aufbauend darauf den Master Literatur und Medien.
Schon in der Grundschule war ihr Berufswunsch Autorin. Neben zwei Gedichten, die 2007 in Anthologien erschienen sind, veröffentlicht sie regelmäßig Berichte in der Lokalzeitung. Das liegt nicht nur daran, dass Conrady dort freie Mitarbeiterin ist – sie kann das Schreiben einfach nicht lassen. Schon ihr Großvater war Schriftsteller.
Unter anderem wurden ihr Kurzgeschichten „Sehnsucht trifft Erinnerung 1“ und „Der Fahrstuhl“ in einer anderen Anthologie veröffentlicht. Ihr Debütroman „Der letzte Amerikaner“ (2010) wurde mit der Web Walpurga ausgezeichnet und auf der Frankfurter Buchmesse ausgestellt. 2011 erschien „Adam kam nie mehr mit dem Abend“, 2012 „Mannheim, jenen Abend“ im Selbstverlag bei epubli.de.
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Danke an meine Kollegin und Freundin Eva-Maria Obermann!
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