Wieder einmal darf ich zu Gast sein bei meiner lieben Freundin Dorota! Danke, wie immer, für alles!
Zum „Drüberlesen“ bestens geeignet
Zugegeben: Die Zum „Drüberlesen“ bestens geeignetAhnentafel, die der Autor Martin von Arndt seinem Roman „Oktoberplatz“ beigibt, ist für die nicht-russische Leserschaft auch nicht gerade hilfreich. Dennoch ist dem Autor ein lesenswerter Roman gelungen, hätte ich beinahe gesagt. Über das Wort „lesenswert“ muss ich aber gerade noch einmal nachdenken. Denn, was habe ich da eigentlich gelesen? Zunächst war ich skeptisch, als ich auf dem Buchrücken die Schlagworte „Weißrussland“, „oppositionelle Politiker“ und „Diktatur Europas“ las. Ich muss dazu sagen, dass ich politisch sowohl verhältnismäßig ungebildet und daher auch weitgehend desinteressiert bin. Aber auf dem Buchcover fand ich auch die Worte „Mord“, „Inzest“, „Träume“ und „Liebe“.
Ich habe daher beim Lesen die politischen Aspekte so gut es ging ausgeblendet – und das funktioniert ziemlich gut, denn der Autor tritt nicht schulmeisterhaft auf, sondern vermittelt politische Bildung subtil. Danke dafür, lieber Herr von Arndt. Und dafür, dass ich den Roman nicht gleich nach seinem Cover – in diesem Fall seinem Buchrücken – beurteilt und zur Seite gelegt habe. Sie hatten mich sogleich, als Sie ihrem Protagonisten Wasil den Drang zuschrieben, seine Tante Alezja loswerden zu wollen.
Dennoch habe ich, trotz großer Anstrengungen, den Roman nicht als vollwertigen Roman gelesen. Es war mehr ein Blättern, ein Drüberlesen, ein einfaches Lesen – denn, ich war nicht gepackt. Das, was mich auf dem Cover so fasziniert hatte, waren mehr oder weniger reißerische Ankündigungen im Vergleich zu dem, was ich darüber dann tatsächlich gelesen habe. Ich bedauere das, denn die Geschichte wäre perfekt, um Leser zu fesseln und gleichzeitig ohne erhobenen Zeigefinger politisches Wissen zu vermitteln. Ich kann daher weder sagen: „Lest den Roman unbedingt, weil…“ – ich kann aber auch nicht davon abraten.
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