Sonntag, 28. September 2014

Liebe und Sex and the city

100_8722Bastian ist ein Durchschnittstyp - ein Mann um die 30, der aber eines Tages feststellt, dass er in seiner durchschnittlichen Beziehung nicht (mehr) glĂŒcklich ist. Also macht er kurzentschlossen Schluss mit Freundin Jule und stĂŒrzt sich als Single hinein ins neue Leben auf der Suche nach einer neuen Liebe. Nach DER einen, besonderen Liebe. Dass Basti aber kein "Frauenheld" ist, erkennt der Leser schneller als er selbst.
Mit viel Liebe fĂŒr seinen Protagonisten schildert Lutz Schebesta diese Suche nach der großen Liebe aus MĂ€nnersicht. Das ist ein wenig wie bei Sex and the City, eben nur mĂ€nnlicher erzĂ€hlt, dabei nicht weniger offen und erotisch. Bastian dabei zu begleiten, wie er sich blamiert, abserviert, reingelegt oder flach gelegt wird, ist durchaus amĂŒsant. Dennoch bin ich froh, dass ich "Antragsfieber", das neueste Werk des Autors zuerst gelesen habe - denn irgendwann wird es der Leser etwas leid, Bastian bei den oben genannten AktivitĂ€ten zu begleiten. NatĂŒrlich hofft man - zurecht- auf ein Happy End. Wenn "Frauenheld" auch nicht gegen "Antragsfieber" ankommt, so ist der Roman dennoch kurzweilig, unterhaltsam und sehr amĂŒsant. Ich freue mich wirklich auf viele weitere Romane von Lutz Schebesta!
Übrigens ist auch die facebookseite des Autors einen Besuch wert: https://www.facebook.com/pages/Lutz-Schebesta/212447428832392?fref=ts

Lutz Schebesta

Frauenheld, Bastei LĂŒbbe

ISBN: 978-3-8387-1543-8

Dienstag, 9. September 2014

Gott, das Kaninchen

100_8720Etwas ist anrĂŒhrend, weil es im wahrsten Wortsinne an uns rĂŒhrt, etwas in uns berĂŒhrt oder uns und unsere Emotionen (be-)rĂŒhrt. Und genau das macht der Roman "Als Gott ein Kaninchen war" von Sarah Winman: Er ist anrĂŒhrend. 
100_87191,94 Euro plus Versand habe ich fĂŒr den (gebrauchten) Roman bezahlt, der schon lange auf meiner Wunschliste stand. Ich hĂ€tte es schon viel eher tun sollen und noch dazu viel mehr bezahlen, denn das ist der Roman auf jeden Fall wert. Die kindliche ErzĂ€hlerin Elly lĂ€sst den Leser teilhaben an ihrer (nicht immer kindgerechten) Welt. Damals, "als die TrĂ€ume noch klein waren und fĂŒr alle erreichbar. Als SĂŒĂŸigkeiten nur einen Penny kosteten und Gott ein Kaninchen war". So erklĂ€rt sich auch der durchaus blasphemische Titel: In der Kinderwelt ist Gott ein Kaninchen, Ellys geliebtes Haustier, das tatsĂ€chlich auch irgendwie magisch zu sein scheint. NatĂŒrlich ist der Titel blasphemisch, aber er ist auch bezeichnend fĂŒr das, was eine Kindheit ausmacht: Sich geborgen fĂŒhlen, Konventionen einreißen und einfach leben (und im Idealfall glĂŒcklich sein). Ellys Familie verkörpert alles das, mal mehr oder weniger. Ihre besondere Verbindung zu ihrem Bruder Joe schuldet sie auch Gott, dem Kaninchen. Insofern, als dass Gott diese Familienbande begĂŒnstigt, erscheint der Titel schon weitaus weniger gotteslĂ€sterlich und einfach nur passend!
Beginnend im Jahr 1968 - und kein zeitlich wichtiges Ereignis auslassend - dehnt sich die ErzĂ€hlung aus bis hinein in die Zeit um den 11. September 2001. Aber es ist kein 9/11-Roman (fast muss man sagen: Zum GlĂŒck. Denn das hĂ€tte den Roman doch zerstört.). Es ist vielmehr ein Roman ĂŒber Kindheit und Erwachsenwerden, ĂŒber Familie und Freundschaft, Liebe und Trauer, GlĂŒck und UnglĂŒck; eben fast ein ganzes Leben ist darin enthalten. ErzĂ€hlerin Elly, die zuerst kindlich erzĂ€hlt und dann sprachlich ebenfalls eine Entwicklung erfĂ€hrt, erzĂ€hlt zum Teil naiv von ihrem Leben und den Menschen darin. Dabei bleibt sie selbst ein wenig auf der Strecke, sodass man ihr am Ende wĂŒnscht, sie möge sich selbst finden. Aber Elly hat ja noch ein paar Jahre Lebenszeit, sodass man irgendwie die Hoffnung fĂŒr sie nicht aufgibt.100_8721

Als die TrĂ€ume noch klein waren und fĂŒr alle erreichbar. Als SĂŒĂŸigkeiten nur einen Penny kosteten und Gott ein Kaninchen war

In diesem Jahr habe ich keinen Roman gelesen, der zugleich so abgrundtief traurig und doch lustig war, der Hoffnung machte, obgleich er erschreckend ehrlich und realistisch war, der spannend war und manchmal doch soooo ausgedehnt, wie ein heißer Sommertag in der Kindheit; kurz: Dieses Jahr mein absolutes Lieblingsbuch. Danke, Sarah Winman!

SARAH WINMAN

Als Gott ein Kaninchen war, LÂĄmes/blanvalet

978-3-442-37762-6

Sonntag, 7. September 2014

Wieder zu Gast

Einmal mehr durfte ich auf dem wunderbaren Blog meiner lieben Freundin bibliophiln zu Gast sein und ein nicht weniger wunderbares Buch fĂŒr den DuMont-Verlag besprechen! Lieben Dank, wie immer, dafĂŒr!

Vom Kalten Krieg bis ins Heute

 100_8645In einem halben Haus kann man nicht wohnen. Eine halbe Familie ist schließlich auch keine ganze Familie, die Schutz und Liebe bietet. Den Titel hĂ€tte Gunnar Cynybulk fĂŒr seinen Roman „Das halbe Haus“ daher gar nicht treffender wĂ€hlen können, ebenso wenig die Sprache, in der er erzĂ€hlt.

Schonungslos und schnörkellos ĂŒberspringt er Zeit und Raum und wechselt ErzĂ€hlperspektiven ab. Das ist aber auch nötig, bei ĂŒber 570 Seiten ErzĂ€hlung, vor denen ich bei Lesebeginn grĂ¶ĂŸten Respekt hatte. Ebenso wie vor dem Thema. Krieg durchzieht den Roman wie ein roter Faden, das bedeutet deutsche Geschichte auf jeder Seite. Das könnte erschlagen. Tut es aber nicht, denn Cynybulk gestaltet die ErzĂ€hlung abwechslungsreich und spannend.

Drei Geschichten werden dabei erzĂ€hlt, die miteinander nicht verknĂŒpfter sein könnten: Die der Großmutter, die vom Schwarzen Meer in Zeiten des Kalten Krieges in den Westen ĂŒbersiedelt; die ihres Sohnes, Frank Friedrich, der zunĂ€chst seine Ehefrau Polina dazu nötigt, aus der DDR in die Bundesrepublik ĂŒberzusiedeln und sich dann in Eva verliebt. Eva, die zu eng mit dem System verbunden ist
 Seine Verhaftung lĂ€sst nicht lange auf sich warten. Und dann ist da noch der eigentliche Protagonist Jakob, Sohn und Enkel, der von der Kinder- und Jugendsportschule trĂ€umt.

Beim Lesen lernt man nicht nur von den SehnsĂŒchten und TrĂ€umen der Personen, sondern auch viel ĂŒber die Deutsche Geschichte – vom Kalten Krieg bis ins Heute. Das ist einerseits spannend (erzĂ€hlt), aber auch auf seine Art nĂŒchtern und zugleich liebevoll. FĂŒr den Sommer eine recht schwere und anstrengende LektĂŒre, die ich eher fĂŒr die langen Stunden in Herbst und Winter ans Herz lege!

 

 Gunnar Cynybulk
Das halbe Haus, DuMont-Verlag
ISBN 978-3-8321-9723-0
Schaut doch mal bei bibliophilin vorbei! http://www.bibliophilin.de/?p=11378

Samstag, 6. September 2014

Zirkustragödie

Im vergangenen Jahr habe ich mit SchĂŒlerinnen den Roman "Wasser fĂŒr die Elefanten" gelesen und bearbeitet. Dabei kamen wir nicht umhin, uns mit dem schrecklichen Thema "Zirkustragödien" zu befassen. 
Der Zirkus hat eine lange Tradition, und wenngleich man auch ĂŒber Tiere im Zirkus geteilter Ansicht sein kann (und muss), so bleibt doch unumstritten, dass der Zirkus von jeher ein Ort und ein Zuhause war fĂŒr Ausgestoßene und Menschen, die in ihrer Gesellschaft nicht so recht einen Platz finden konnten. Das hat sich heute geĂ€ndert - oder nicht? Dennoch ist der Zirkus ein Paradebeispiel fĂŒr die (unkonventionelle) Familie. Eine Tragödie dort entscheidet ĂŒber Existenzen. Makaber, dass ausgerechnet in unserer Gemeinde, ebenfalls eine Tragödie einen Familienzirkus treffen musste. 
So die OdenwĂ€lder Zeitung: Alle Anzeichen sprechen fĂŒr einen Stromschlag.
Die 19 Hunde und Pferde des Zirkus Fischer-Starlight, die am Sonntagmorgen tot auf ihrem Außengehege aufgefunden wurden, sind laut ersten abschließenden Obduktionsergebnissen durch einen starken Stromschlag getötet worden.
Dies bestĂ€tigt Vizelandrat Matthias Schimpf gegenĂŒber unserer Zeitung.
„Die Obduktionsergebnisse sind soweit abgeschlossen. Die Todesursache ist Ă€ußerst wahrscheinlich ein Blitzschlag. Es gibt keine Hinweise auf virologische oder toxikologische Einwirkungen“, sagt Schimpf. Nichtsdestotrotz seien weitere Untersuchungen in Auftrag gegeben worden.
Die endgĂŒltigen Ergebnisse wĂŒrden in zwei Wochen vorliegen.
Bilder ersparen wir uns an dieser Stelle lieber. Gerade weil ich mich mit dem Thema "Zirkustragödien" befasst habe, uns aus MitgefĂŒhl, möchte ich zum Spenden aufrufen. Ich selbst habe bereits gespendet, dort wird sicherlich jeder Cent gebraucht. Die getöteten Tiere waren unersetzlicher Teil der Zirkusfamilie, aber sie sind auch die Stars des Zirkusses gewesen. Die Gemeinde Wald-Michelbach hat ein Spendenkonto eingerichtet: 
IBAN DE55 5095 1469 0001 0781 10
BIC HELADEF1HEP (Sparkasse Starkenburg)
Kennwort: Zirkus Fischer

Freitag, 5. September 2014

Post!

Über Post freue ich mich immer. Gestern erreichte mich eine super-nette und handschriftlich verfasste Einladung aus dem DuMont-Verlag, eine ihrer Autorinnen auf der Buchmesse zu treffen. FĂŒr so viel MĂŒhe möchte ich mal Danke sagen. Ich habe mich sehr ĂŒber diese Karte gefreut und hoffe, dass ich es zeitlich einrichten kann!
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