In genau einer Minute beginnt mein Geburtstag. Ich werde 30 Jahre alt. Auf den ersten Blick hat das nichts mit Literatur zu tun. Aber im Grunde fußt alles darauf. Weil das Lesen mein ganzes Leben geprägt hat. Und weil ein runder Geburtstag immer Anlass gibt für eine Art Zwischenbilanz. Meistens trägt man die innerlich und mit sich selbst aus. Einen Teil davon, nämlich den literarischen, will ich aber gerne teilen. Eben weil die Literatur die aus mir gemacht hat, die ich morgen mit 30 Jahren sein werde - und auch die, die ich in weiteren 30 Jahren sein werde (tot oder lebendig).
Ich verbringe - und das klingt, selbst in meinen Ohren, nerdig - meinen Tag mit und unter Büchern. Meine Regale biegen sich unter Büchern, dabei habe ich längst nicht alle behalten, die ich jemals in den Händen hatte. Ich besitze sehr, sehr alte Bücher; Bücher aus meiner Kindheit und Jugend; personalisierte Bücher; signierte Bücher; eingetauschte Bücher; geschenkte und gefundene Bücher; erworbene und gewonnene Bücher; die Liste wäre endlos zu ergänzen. Das Bücher-Besitzen(-Wollen) ist mein persönliches Messie-Syndrom.
Ich selbst schreibe Bücher. Das ist, wie ich schon einmal erwähnte, mein Zwang. Ich muss schreiben, weil mich die Geschichten in mir nicht in Ruhe lassen. Und ich habe Germanistik studiert, erarbeite eine Doktorarbeit. Und Ich unterrichte Kinder, die nicht gerne oder nur unzureichend lesen und nicht verstehen können, warum man ein Buch zur Hand nehmen soll. Bereits als Kind habe ich, wortwörtlich, Bücher verschlungen. Es stand in meiner Familie nie zur Debatte, ob ich lesen muss - ich wollte! (Ich habe ja bereits von meinem Schriftsteller-Großvater erzählt...)
Und ich schreibe journalistische Texte - und ich blogge. Lesen und Schreiben, Reden und Denken, Träumen, Verstehen, Zeit-Reisen, und vieles mehr geht für mich mit dem Wort "Buch" einher. Selbst wenn ich es wollte, mein Leben gründet auf Worten, ich könnte gar nicht die Finger davon lassen. Es wäre mein (literarischer) Tod.
Beim Bilanzziehen hat sich eine Frage heraus kristallisiert: Welche Bücher haben mich verändert? Viele, zu viele, und doch nicht genug Bücher haben mich geprägt, meinen Horizont verändert. Diese hier gehören zu den wichtigsten meines 30-jährigen Lebens:
- Meine Liebe begann mit Pixie-Büchern: Vor allem "Peter Maus und Mausi Maus", und das Hundekinder-Buch habe ich geliebt. Ich konnte sie alle auswendig. :)
- Der Wunschpunsch war ein Buch, das ich UNBEDINGT haben musste und sich dann zu meinem ersten No-go entwickelte. Ich habe es nie fertig gelesen und weiß gar nicht, wo es abgeblieben ist... Und das will bei mir was heißen!
- Ein Buch - das ???-Buch - aus dem Schneider Verlag wurde mein allererstes Referat in der Grundschule. Dafür bekam ich eine eins. Ich weiß nur noch, dass es von einem Hund und einem Zauberer (oder einem zaubernden Hund) handelte und ich der Klasse erzählen durfte, wie toll ich es fand. Aus dem selben Verlag habe ich alles verschlungen, was ich in die Hände bekam. Lesen war bei uns zu Hause nie ein Muss, aber ich wollte, ja musste, es immer tun.
- Hanni und Nanni und Dolly von Enid Blyton waren dann meine ersten richtigen Heldinnen. Dolly mochte ich um Einiges lieber und ich war so glücklich, dass sie ein Happy End erleben durfte. :)
- Es kamen noch viele Jugendbücher. Einige davon habe ich heute noch, weil ich sie so mochte. Eine Farm in Vermont, Salamancas Reise und die Fear Street-Reihe sind nur einige davon.
- In der Schule wurde Deutsch mein Lieblingsfach. Es war, neben allen anderen "Laberfächern", mein bestes. Ich hoffte auf eine Abituraufgabe zum Faust, war aber mit allem zufrieden, mit dem ich mich literarisch auseinander setzen konnte.
- Natürlich musste ich danach Germanistik studieren. Dort fand ich andere, klassische, Lieblingsbücher: Die Wahlverwandtschaften, Das Erdbeben von Chili und Kafkas Geschichten, um nur einige zu nennen. Ein Muss sind für mich Hans-Ulrich Treichel und Ulla Hahn.
- Aber auch "nebenbei" habe ich immer gelesen. Noch heute liebe ich Die Frau des Zeitreisenden, Ein Jahr voller Wunder und Der Hahn ist tot; von Ingrid Noll; aber besonders "Kalt ist der Abendhauch". Ich schätze sehr Anthony McCarten und Lutz Schebesta, Marc Levy und Astrid Rosenfeld.
- Neben dem Studium oder vielleicht auch wegen des Studiums begenete ich Hilde Domin; ganz zufällig beim Zappen eines Abends. Es war sofort Liebe bei mir. Und Bewunderung. Später wurde sie mein germanistisches Steckenpferd.
Mit einem Ausschnitt aus "Nur eine Rose als Stütze" will ich mich also in mein 30. Lebensjahr verabschieden. Happy birthday, Marissa Conrady! ;)
"Mir schwindelt. Ich schlafe nicht ein.
Meine Hand
greift nach einem Halt und findet
nur eine Rose als Stütze."
Meine Hand
greift nach einem Halt und findet
nur eine Rose als Stütze."
PS: Meine eigenen Bücher findet ihr hier: www.epubli.de/shop/autor/Marissa-Conrady/1491