Samstag, 16. April 2011

Gastrezension bei bibliophilin - Sterben ist Mist, aber der Tod schön. Träume vom Himmel

Danke, liebe Bibliophilin, dass ich wieder als Rezensentin zu Gast sein durfte! www.bibliophilin.de/?p=6387

Und auch diesen wunderbaren Link habe ich gefunden. Vielen Dank, für die nette Besprechung meiner Rezension! www.magirius-aktuell.de/2011/04/kostbares-erbe/



Leben, bevor man sterben muss Man liest Bücher eines Autors […] und denkt: Da wird etwas mir Bekanntes geschildert“, erzählt Gabriele Wohmann auf Seite 41. des Buches „Sterben ist Mist, der Tod aber schön. Träume vom Himmel“. Sie schreibt das nicht, es wird auch nicht von Georg Magirius einfach nur aufgezeichnet worden, es ist eine Erzählung in sich selbst, wie die Autorin das sagt – und der Leser denkt sich dabei, dass es ihm bisher im gesamten Buch so gegangen ist; und es wird ihm auch weiterhin so gehen. Denn Gabriele Wohmann hat mit Magirius über Gott und die Welt gesprochen, im wahrsten Sinne des Wortes. Dabei geht es auch um das Sterben, wie es wohl im Himmel sein wird, aber vor allem um ganz Menschliches. Damit hat sich Wohmann seither in ihren Geschichten beschäftigt; wie sollte es anders sein. Deshalb ist es auch so schwierig, ihr Buch zusammen zu fassen, von Kritik kann an dieser Stelle keine Rede sein. Die mittlerweile 79-jährige Autorin hat ihren Gedanken freien Lauf gelassen und dabei ist etwas wirklich Kostbares entstanden, eine Art gedankliches Erbe für alle Leser und auch für sie selbst, da sie bekennt: Alles umsonst? Kein schöner Gedanke.


Wohmann spricht über ihre Kindheit (vor allem rührt die tiefe Verbundenheit zur ihrer Familie an), über das Vergangene (Lesereisen), das Gegenwärtige; über liebe Gewohnheiten (das Mittagessen mit einer großen Portion Vanilleeis ersetzen) und Laster (das Trinken und Medikamente). Sie spricht schonungslos, aber nicht ohne ein Lächeln, sie ist ehrlich, aber teilweise sehr distanziert. Immer wieder mischen sich Fakt und Fiktion mit Zitaten aus ihren eigenen Werken. Dieser Schreibstil ist zunächst ungewöhnlich für den Leser, denn die Kapitel sind kurz und es wird Vieles sehr sprunghaft geschildert; ebenso wirkt befremdlich, dass es eigentlich zentral gar nicht um den Tod oder das Sterben geht. Aber zwischen den Zeilen dreht sich alles darum. Und wie zu fast allem, hat Wohmann auch zum Tod eine eigenwillige Meinung: Er ist schön, nur der Vorgang des Sterbens ist es nicht. Aber wichtiger erscheint noch: Gibt es eine perfekte Frisur für das, was auch immer Danach kommt? Augenzwinkernd regt die Schriftstellerin zum Nachdenken an. Oft wird das Thema Angst angesprochen, ein eben allzu menschliches Thema. Der Morgen macht Angst. Abends wird alles besser.


So führt sie Vergangenheit und Zukunft zusammen zur Gegenwart – ihrer Gegenwart in Darmstadt- und nimmt damit den Leser mit; im doppelten Wortsinn. Es ist leicht, Wohmanns Visionen und Worten zu folgen. Und damit wäre das Buch ideal zur einfachen Unterhaltung – amüsant, biografisch, mit Verweisen auf Wohmanns Schaffen. Aber wenn sich die Worte gesetzt haben, dann wirken sie lange nach und nehmen mit, vor allem den, der sich bereits bei dem eingangs zitierten Satz mit der Autorin identifiziert hatte. Diese Leser werden in einzelnen Kapiteln, in denen Wohmann über Zoobesuche, Käsekuchen oder Kultur spricht, Anrührendes finden. Das kann ein einzelnes Wort sein (Vergänglichkeitsgefühl), eine Aussage (Ich hoffe, dass die Toten nicht an unseren Leben teilhaben) oder eine fast wehmütige Erinnerung. Ihre Gedanken sind aber nicht die einer alternden Frau, die über das Leben sinniert und noch schnell einige Weisheiten loslassen will. Wohmann weiß ganz genau: Alles im Hier und Jetzt kann niemand erreichen. Das Schöne muss vorüber gehen. Aber das haben schon Andere vor ihr gewusst und das will sie auch gar nicht mit erhobenem Zeigefinger erneut wiedergeben. Eigentlich will sie – wie sie es immer getan hat, und was sie zu einer so beliebten Autorenfigur machte – zum Nachdenken anregen und zum Träumen, während man noch am Leben ist!

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