Vom Habenwollen und Gierigsein erzählt Ingrid Noll in ihrem Roman "Hab und Gier", aber nicht nur davon. Wie gewohnt gibt es Leichen bei der Lady of crime. Wie gewohnt spielt die Handlung in der Region. Und diese Mischung ist es, die mich immer wieder so fasziniert an den Romanen Nolls.
Dieses Mal erzählt sie aus der Perspektive der alternden Bibliothekarin Karla, die ein durchaus verlockendes Angebot erhält: Wenn sie ihren todkranken Kollegen Wolfram bis zu dessen Tod pflegt, wird sie seine Erbin. Karla willigt letztlich ein und Wolfram erhöht zweimal den "Spieleinsatz" und seine Bitten an Karla. Denn, bringt sie ihn schließlich gemäß seiner speziellen Wünsche ins Jenseits, erbt sie mehr als nur einen Teil seines beachtlichen Vermögens: Sie wird Alleinerbin einer Villa in Weinheim. Karla willigt ein, Wolfram zu pflegen, und wird schnell Opfer von Gier und Habenwollen - aber nicht nur ihrerseits.
Böse, spitzfindig und brillant wie lange nicht, hat Ingrid Noll hier eine Geschichte gewoben, die man nicht einmal mehr aus der Hand legen will, bis zum bitteren Ende. Sie knüpft hier endlich wieder an, an die zu Recht umjubelten Romane ihrer Anfangszeiten!
Ingrid Noll
Hab und Gier, Diogenes
ISBN978-3-257-24311-6
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