Einen Nachmittag habe ich gebraucht um Anna Seidels Debütroman "Es wird keine Helden geben" zu verschlingen. Das Lesen war für mich eine Qual. Ich habe in den ersten beiden Dritteln Tränen in den Augen wegblinzeln müssen, den Klos im Hals runterschlucken und ab und an eine Lesepause einlegen müssen - so sehr habe ich mit der 15-jährigen Miriam, der Protagonistin, gelitten!
Anna Seidel, die zehn Jahre jünger ist als ich, ist hier ein richtiger Glücksgriff gelungen. Sehr mitfühlend und schonungslos erzählt sie von einem ganz normalen Schultag, der in einer Tragödie endet - Matias Staudt aus der 9. Klasse läuft Amok. Miriam selbst überlebt nur knapp, verliert aber ihren Freund Tobi und noch viel mehr an diesem Tag. Dabei fragt die Autorin ihren Leser im vertraulichen Du ganz persönliche Dinge und rührt an ihm mit der Frage: Was hättest Du getan, wer hat Schuld, wie leben?
Wie Miriam versucht, sich wieder ins Leben zu kämpfen, ist möglicherweise ein wenig lang geschildert, greift aber den Disput zwischen Erzählzeit und erzählter Zeit auf. Lediglich das Ende widerspricht diesem Verfahren ein wenig und geht mir persönlich zu schnell. Das tut aber meiner Empfehlung keinen Abbruch. Ein Buch, das ich in jedem Fall mit meinen Schülern lesen werde. Eine bittersüße Perle!
Es wird keine Helden geben, Oetinger Verlag
978-3-7891-4746-3
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