Gastrezension bei Bibliophilin: Wandern für Faule
Ich gebe es zu: Ich bin unsagbar faul. Und dazu noch ungelenk. Wenn ich also doch einmal auf die Idee komme, wandern zu gehen, dann kann man sicher sein, dass ich mir noch beim Stiefel anziehen irgendeine abwegige Verletzung zuziehe. Spätestens aber unterwegs wird mir irgendetwas passieren. Es muss ja nichts mit Verletzung zu tun haben. Für mich ergibt sich daraus: Ich bleibe lieber gleich zu Hause. Für Menschen wie mich hat Johannes Schweikle das perfekte Buch parat: „Über den Schwarzwald. Westwegs. Zu Fuß durch eine deutsche Landschaft“. Darin beschreibt er seine Erlebnisse, Gefühle, Gedanken und Erfahrungen auf dem Weg von Nord nach Süd, von Hamburg bzw. Pforzheim geht es nach Basel. Normalerweise hätte ich aus Faulheit selbst das Buch nicht gelesen, aber was Johannes Schweikle in seinem „Vor Diktat verreist“-Nachwort schreibt, hat mich amüsiert und damit auch gepackt: „Diese Reise verläuft an der Grenze zwischen realistischer Reportage und literarischer Fiktion“.
Über diese Mischung aus Realität und Fiktion habe ich mich gefreut, auch aus den oben bereits erwähnten Gründen. Aber auch, weil es wirklich unterhaltsam ist, Schweikle auf seinem Weg zu begleiten. Ich habe dadurch viele Orte noch einmal anders erlebt, als ich sie selbst bereits kannte. Und in mir gab es plötzlich einen Gedanken. Ich wollte selbst wandern gehen. Am nächsten Tag aber habe ich mir dann eine Blase gelaufen – in flachen Schuhen. Im Einkaufszentrum. Seitdem bin ich noch mehr bekennende Liebhaberin von Büchern wie denen von Schweikle. Vielleicht macht er sich statt meiner auf noch auf, den Rest Deutschlands zu erwandern.
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