01. Was ist das Besondere am neuen Roman „Mannheim, jenen Abend“?
Diese Frage ist undankbar – denn an jeder Geschichte gibt es immer etwas Besonderes. Es gibt keine Rechtfertigung dafür, etwas höher zu loben, als das Andere.
Diese Frage ist undankbar – denn an jeder Geschichte gibt es immer etwas Besonderes. Es gibt keine Rechtfertigung dafür, etwas höher zu loben, als das Andere.
Ich denke, dieses Mal hat die Geschichte eine besonders emotionale Note – es gibt vier Gefühlsnuancen, die ich unterbringen wollte: Wut, Sehnsucht, so etwas wie ein Gefühl für sich selbst zu entwickeln und einen positiven Blick für das Leben zu bekommen.
Ich glaube, für diese letzten beiden Gefühle gibt es kein Wort. Sagen wir doch, das ist das Besondere dieses Mal!
02. In „Der letzte Amerikaner“ erzählen Sie von den traumatisierenden Erlebnissen des 11. September 2001. Auch in „Adam kam nie mehr mit dem Abend“ geht es extrem zu. Geht es immer um Trauma-Erfahrung und den Umgang damit?
Es geht um das Spiel mit Extremen. Ganz normale Situationen, die jeder Mensch einfach abtun würde, sind für meine Protagonisten existenzgefährdend. Und diese Gefahr dehnt sich in viele Richtungen.
03. Städte und Identitäsfindung spielen in Ihrem Buch eine große Rolle...
Wir alle sind geprägt von den Erfahrungen, die wir unmittelbar mit uns selbst machen. Im Laufe meines Studiums habe ich heraus gefunden, dass mich Städte besonders inspirieren. Das liegt natürlich auch daran, dass man Seminare besucht, die den Fokus auf bestimmte Dinge legen. Es liegt aber auch am eigenen Seelenzustand. Ich habe in den vergangenen Jahren viele Gefühlsimpulse aus Städten gezogen und eine Entwicklung durchgemacht. Diese Erfahrungen gönne ich auch meinen Protagonisten. Diese Inspirationen aus den Städten haben mich selbst auf dem Weg zur eigenen Identität begleitet. Die Frage nach dem Ich beschäftigt uns ja besonders, wenn wir jung sind – manchen vielleicht mehr, als andere. Als Autor hat man die Gelegenheit, in so viele Leben zu schauen und Identitäten auszuprobieren. Dafür ist man als Autor dann wahrscheinlich aber auch überdurchschnittlich empfindsam – so geht es mir wenigstens; ansonsten könnte ich nicht schreiben.
Außerdem mag ich es, wenn man sich als Leser mit Orten identifizieren kann.
04. Der Schreibprozess - wie kann man sich den bei Ihnen vorstellen?
Eigentlich kann man sich den Prozess nicht vorstellen. Er passiert einfach. Ich sitze nicht vor einem weißen Blatt Papier und überlege. Ich tippe auch nicht willkürlich irgendwas. Die Geschichten kommen vielmehr zu mir und gehen erst wieder, wenn sie erzählt sind.
Dann erzähle ich manchmal innerhalb weniger Tage ein Grundgerüst und bin erschöpft. Die Geschichte ruht dann eine Weile, bis sie von sich aus wieder an mir rührt. Oder sie muss sofort fertig erzählt werden – das aber ist noch erschöpfender.
So oder so. Ich arbeite meistens parallel an allen Geschichten. Und hinterher denke ich beim Lesen immer: „Das hast DU geschrieben?“ Die Geschichten sind mir zwar vertraut, aber entrückt und daher fremd. Es ist aber schön, sie wieder zu entdecken, denn da steckt ja doch Einiges von mir selbst drin.
05. Sie erzählen Ihre Geschichten immer auf unterschiedliche Weisen...
Das liegt daran, dass ich aus der Germanistik komme. Augenzwinkernd muss ich sagen: Leider. Denn dort kommt viel Input her, ich ziehe viel Kreativität aus meinen Seminaren. Die Proessoren geben mir das manchmal ganz unbewusst mit. Und ich sauge das auch ebenso unbewusst auf. Ich schreibe dann einfach und im Schreibprozess kommt auch für mich die Entwicklung der Erzählperspektive.
06. Welchen persönlichen Bezug ahben Sie zu den Themen über die Sie schreiben?
Ich kann nur über Dinge schreiben, die ich entweder selbst erlebt habe oder mir wenigstens vorstellen kann. Alles andere wäre harte Arbeit für mich. Das ist das Schreiben selbst auch – denn ich schultere dann nicht mehr nur meine Identität. Der persönliche Bezug ist da nicht immer hilfreich. Manchmal aber sehr nützlich, um zu verarbeiten oder sich zu erinnern. Dennoch ist alles auch immer zu 100% Fiktion!
07. Schreiben Sie wieder an einem neuen Roman? Was kommt als Nächstes?
Ich arbeite ja wie gesagt an allen Geschichten gleichzeitig. Zukünftig wird aufgebaut auf allem, was bisher erschienen ist. Vor allem auf „Mannheim, jenen Abend“. Die Personen werden uns mit ihren ganz eigenen Geschichten immer wieder begegnen. Fertig habe ich seit gestern die Erzählung „Käferjahr“.
08. Ist ein kleiner Einblick schon erlaubt?
Es geht um Malina und Renja. Es geht um Städte. Es geht um Extreme. Mehr verrate ich erst einmal nicht!
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