Auf vielfachen Wunsch finden Sie hier ab sofort eine Leseprobe aus "Der letzte Amerikaner". Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass ich nur fragmentarisch veröffentlichen kann und möchte.
Für Kommentare können Sie mich gerne kontaktieren. Eine ausführlichere Leseprobe steht auf der Website www.epubli.de zur Verfügung. Bei Ansichtsproblemen wenden Sie sich bitte an das Unternehmen selbst! Ich möchte außerdem darum bitten, Kommentare, die sich NICHT auf den Inhalt beziehen, zu vermeiden bzw. mir diese selbst mitzuteilen. Die Vergabe der "Sternchen" sollte eigentlich als Richtlinie für potenzielle Käufer dienen.
I.
Lieber Jamie, dies ist Teil meiner Schreibtherapie. Wundere Dich nicht über die Intensität der Texte oder den Unsinn, den ich von mir gebe.
Also, los geht’s.
Lieber Jamie, 22.12.2002, 00:35 Uhr
ob Du dies jemals lesen wirst? So ein Unsinn. Ich weiß genau, dass Du dies hier nicht lesen kannst. Ich stelle mir aber vor, dass Du hinter mir stehst, während mein Stift über das Papier gleitet. Denn, so oder so, die Zeilen müssen geschrieben werden.
Ich will keinen Liebesbrief schreiben, dazu fehlen mir die Worte. Worte, die noch niemand zuvor gesagt hat. Und trotzdem muss ich Dir sagen, ich liebe Dich. Ich wünschte, wir würden uns besser kennen. Gleichzeitig glaube ich, Dich schon so gut zu kennen, denn ich hatte genügend Zeit, Dich zu studieren.
Du bist perfekt. Finde ich; auch, wenn es pathetisch klingt. Du bist höflich und freundlich, manchmal so abwesend, dass Du niemanden bemerkst, gut gelaunt am Morgen, nachdenklich, und wenn Du lächelst, lächeln auch Deine Augen. Ihr Blau ist unerreicht. Deine Stimme ist kräftig, nur, wenn Du Deutsch sprichst, wirst Du leiser und klingst so schüchtern, dass ich nicht umhin komme, als Dich noch liebevoller zu betrachten. Du kleidest Dich geschmackvoll und bist humorvoll, nur rote Ampeln ignorierst Du. Nachdenklich kratzt Du Dich am Bauch, am Hals oder fährst Dir durch das Haar.
Einige Seiten könnte ich füllen und ich zögere doch, das alles aufzuschreiben. Ich tue es auch nicht für Dich, sondern für mich, um mich an Dich zu erinnern. Ich möchte mich Dir zu Füßen werfen, Dir zeigen, ich bin die Deine, das Beste sein, was ich kann und doch bin ich zurückhaltend. Ich will Dich nicht abschrecken, Dich nicht schlecht denken lassen von mir. Mit Dir möchte ich Dinge tun, die besser unausgesprochen bleiben. Ich möchte Deine Familie kennen lernen und ihnen sagen, welchen Schatz sie in ihrer Mitte haben.
Vielleicht hast Du es manchmal in meinen Augen gesehen. Denn, wenn ich Dich ansah, trat ein liebevoller Ausdruck in sie, den auch ich noch nicht kannte. Ich wünschte, Du hättest ihn jedes Mal gesehen und verstanden. Was sonst konnte ich tun, als Dich ansehen, während jede Faser meines Körpers so laut wie möglich schrie: „Liebe mich“! Denn ich liebte Dich.
Ich war zuvor verliebt und auch verletzt. Nie hätte ich gedacht, dass ich jemand Anderen lieben könnte. Bis Du an diesem Morgen in mein Leben kamst. Ich habe mich verletzlich gemacht und vielleicht auch einen Narren aus mir. Doch, wer kann schon sagen, was richtig und was falsch ist, wenn Liebe im Spiel ist? Du bist mir ein Fremder (gewesen) und plötzlich sehe ich in Dir genau den Menschen, dem ich alles von mir sagen will. Du sollst mich kennen, wie selbst ich mich nicht kenne. Ich will die Mutter Deiner Kinder sein, die Person, die das Gegenstück zu Deinem Ring trägt.
Ich wünschte, wir würden reden und nicht nur sprechen, lachen und nicht bloß lächeln, wissen und nicht bloß kennen; ich wünschte, wir hätten irgendwo eine zweite Chance.
Und, wenn ich Dich auf ewig nur betrachten kann, dann will ich das tun, um Dich am Ende der Ewigkeit aus dem Gedächtnis malen zu können.
Und, wenn ich Dir nur Eines sagen darf, dann will ich sagen: Erinnere Dich an mich, ich bin Dein.
Oft halte ich inne und bitte um einen Moment mit Dir. Ich kann nicht glauben, dass wir uns begegnet sind, um einander zu verlieren. Das darf es nicht gewesen sein. Du hast mein Leben verändert, mich Dir verfallen gemacht.
Ich bin nur ein Träumer und bei Weitem nicht perfekt, aber ich kann Dir etwas geben, das Dich noch perfekter macht: Liebe. Im Austausch bitte ich Dich nur, mich mit dem zu lieben, was Du für mich aufbringen kannst. Es wird mir genügen.
Ach, Jamie, ich schreibe, als wärst Du noch da. Ich schreibe durcheinander. Alles Liebe,
Marie
[...]
Ich hatte ein Zimmer in Amerika. Die Erinnerung traf mich wie ein Blitz. Wie hatte ich das nur vergessen können! Es ist mir eben erst auf einem Spaziergang im Park wieder eingefallen. Gerade eben war mir ein Großvater mit seiner Enkelin begegnet. Das Mädchen war ungefähr sieben Jahre alt und als Minnie Mouse verkleidet. Natürlich, es war ja Faschingszeit. Ich muss zugeben, dass ich die Zeit hier ganz vergessen habe. Anscheinend genauso, wie das Zimmer in Amerika.
Ich hatte noch nicht schlafen können, wollen, was auch immer, und war in den Park gegangen, um mir die Beine zu vertreten. Dort saß ich jetzt auf meiner Bank und dachte über so vieles nach, dick eingepackt in Mantel, Jacke und Pullover. Es war ungewöhnlich kalt für Anfang März. Ich begann zu frieren, blieb aber dennoch sitzen. Manchmal musste ich eben selbst hier noch Zeit mit mir alleine verbringen. Bald werde ich nämlich nicht mehr so viel Zeit mit mir haben, denn wenn es nach Doktor Franz geht, soll ich die Klinik demnächst verlassen.
[...]
Es war ein Tag wie dieser gewesen. In der Nacht hatte es geschneit, und selbst vor Mannheim hatte der Schnee nicht halt gemacht. Ich, die ich auf dem Land aufgewachsen war, kannte Schnee in Massen. Für mich war es eine angenehme Überraschung, in der Stadt einmal ein paar weiße Flocken zu Gesicht zu bekommen. Für Mannheim war Schnee eher etwas Ungewöhnliches, so waren auch die Städter dem vielen Schnee nicht gewogen. Daher legte sich der Schnee von gestern auf den kommenden Tag, und vor allem auf dessen Regionalverkehr.
Durch meine eigene Vergesslichkeit hatte ich auf halbem Weg aus der Neckarstadt noch einmal umkehren müssen. Ich hatte die Probeklausuren, die ich für meine Studenten vorbereitet hatte, auf dem Schreibtisch liegen gelassen. Frustriert war ich daher von der Straßenbahnhaltestelle wieder zu meiner Wohnung zurück getrabt, hatte die zwanzig Zettel sorgfältig eingepackt und mich auf den Rückweg gemacht. Da ich aber stets überpünktlich war, sollte das kein großes Problem darstellen- das Fahrverhalten der Straßenbahnführer allerdings schon, wie sich alsbald heraus stellte. Mit meinen Nerven bis aufs Äußerste gespannt, eilte ich dann doch verspätet einen Flur im westlichen Flügel der Universität entlang.
[...]
Jamies Flug war gebucht für Anfang September. Überstürzt und euphorisch hatten wir noch kurz vorher das Aufgebot für Oktober bestellt, denn Jamie hatte beschlossen, dass sein Büro zwar einer Regelung vor Ort bedürfe, danach aber noch eine Weile ohne ihn auskommen konnte. Noch im September wollte er wieder bei mir sein, um gemeinsam mit mir alles Weitere zu organisieren.
„Jamie ist nie zurück gekommen“, sagte ich zu meinem schlafenden Kater.
Für Kommentare können Sie mich gerne kontaktieren. Eine ausführlichere Leseprobe steht auf der Website www.epubli.de zur Verfügung. Bei Ansichtsproblemen wenden Sie sich bitte an das Unternehmen selbst! Ich möchte außerdem darum bitten, Kommentare, die sich NICHT auf den Inhalt beziehen, zu vermeiden bzw. mir diese selbst mitzuteilen. Die Vergabe der "Sternchen" sollte eigentlich als Richtlinie für potenzielle Käufer dienen.
I.
Lieber Jamie, dies ist Teil meiner Schreibtherapie. Wundere Dich nicht über die Intensität der Texte oder den Unsinn, den ich von mir gebe.
Also, los geht’s.
Lieber Jamie, 22.12.2002, 00:35 Uhr
ob Du dies jemals lesen wirst? So ein Unsinn. Ich weiß genau, dass Du dies hier nicht lesen kannst. Ich stelle mir aber vor, dass Du hinter mir stehst, während mein Stift über das Papier gleitet. Denn, so oder so, die Zeilen müssen geschrieben werden.
Ich will keinen Liebesbrief schreiben, dazu fehlen mir die Worte. Worte, die noch niemand zuvor gesagt hat. Und trotzdem muss ich Dir sagen, ich liebe Dich. Ich wünschte, wir würden uns besser kennen. Gleichzeitig glaube ich, Dich schon so gut zu kennen, denn ich hatte genügend Zeit, Dich zu studieren.
Du bist perfekt. Finde ich; auch, wenn es pathetisch klingt. Du bist höflich und freundlich, manchmal so abwesend, dass Du niemanden bemerkst, gut gelaunt am Morgen, nachdenklich, und wenn Du lächelst, lächeln auch Deine Augen. Ihr Blau ist unerreicht. Deine Stimme ist kräftig, nur, wenn Du Deutsch sprichst, wirst Du leiser und klingst so schüchtern, dass ich nicht umhin komme, als Dich noch liebevoller zu betrachten. Du kleidest Dich geschmackvoll und bist humorvoll, nur rote Ampeln ignorierst Du. Nachdenklich kratzt Du Dich am Bauch, am Hals oder fährst Dir durch das Haar.
Einige Seiten könnte ich füllen und ich zögere doch, das alles aufzuschreiben. Ich tue es auch nicht für Dich, sondern für mich, um mich an Dich zu erinnern. Ich möchte mich Dir zu Füßen werfen, Dir zeigen, ich bin die Deine, das Beste sein, was ich kann und doch bin ich zurückhaltend. Ich will Dich nicht abschrecken, Dich nicht schlecht denken lassen von mir. Mit Dir möchte ich Dinge tun, die besser unausgesprochen bleiben. Ich möchte Deine Familie kennen lernen und ihnen sagen, welchen Schatz sie in ihrer Mitte haben.
Vielleicht hast Du es manchmal in meinen Augen gesehen. Denn, wenn ich Dich ansah, trat ein liebevoller Ausdruck in sie, den auch ich noch nicht kannte. Ich wünschte, Du hättest ihn jedes Mal gesehen und verstanden. Was sonst konnte ich tun, als Dich ansehen, während jede Faser meines Körpers so laut wie möglich schrie: „Liebe mich“! Denn ich liebte Dich.
Ich war zuvor verliebt und auch verletzt. Nie hätte ich gedacht, dass ich jemand Anderen lieben könnte. Bis Du an diesem Morgen in mein Leben kamst. Ich habe mich verletzlich gemacht und vielleicht auch einen Narren aus mir. Doch, wer kann schon sagen, was richtig und was falsch ist, wenn Liebe im Spiel ist? Du bist mir ein Fremder (gewesen) und plötzlich sehe ich in Dir genau den Menschen, dem ich alles von mir sagen will. Du sollst mich kennen, wie selbst ich mich nicht kenne. Ich will die Mutter Deiner Kinder sein, die Person, die das Gegenstück zu Deinem Ring trägt.
Ich wünschte, wir würden reden und nicht nur sprechen, lachen und nicht bloß lächeln, wissen und nicht bloß kennen; ich wünschte, wir hätten irgendwo eine zweite Chance.
Und, wenn ich Dich auf ewig nur betrachten kann, dann will ich das tun, um Dich am Ende der Ewigkeit aus dem Gedächtnis malen zu können.
Und, wenn ich Dir nur Eines sagen darf, dann will ich sagen: Erinnere Dich an mich, ich bin Dein.
Oft halte ich inne und bitte um einen Moment mit Dir. Ich kann nicht glauben, dass wir uns begegnet sind, um einander zu verlieren. Das darf es nicht gewesen sein. Du hast mein Leben verändert, mich Dir verfallen gemacht.
Ich bin nur ein Träumer und bei Weitem nicht perfekt, aber ich kann Dir etwas geben, das Dich noch perfekter macht: Liebe. Im Austausch bitte ich Dich nur, mich mit dem zu lieben, was Du für mich aufbringen kannst. Es wird mir genügen.
Ach, Jamie, ich schreibe, als wärst Du noch da. Ich schreibe durcheinander. Alles Liebe,
Marie
[...]
Ich hatte ein Zimmer in Amerika. Die Erinnerung traf mich wie ein Blitz. Wie hatte ich das nur vergessen können! Es ist mir eben erst auf einem Spaziergang im Park wieder eingefallen. Gerade eben war mir ein Großvater mit seiner Enkelin begegnet. Das Mädchen war ungefähr sieben Jahre alt und als Minnie Mouse verkleidet. Natürlich, es war ja Faschingszeit. Ich muss zugeben, dass ich die Zeit hier ganz vergessen habe. Anscheinend genauso, wie das Zimmer in Amerika.
Ich hatte noch nicht schlafen können, wollen, was auch immer, und war in den Park gegangen, um mir die Beine zu vertreten. Dort saß ich jetzt auf meiner Bank und dachte über so vieles nach, dick eingepackt in Mantel, Jacke und Pullover. Es war ungewöhnlich kalt für Anfang März. Ich begann zu frieren, blieb aber dennoch sitzen. Manchmal musste ich eben selbst hier noch Zeit mit mir alleine verbringen. Bald werde ich nämlich nicht mehr so viel Zeit mit mir haben, denn wenn es nach Doktor Franz geht, soll ich die Klinik demnächst verlassen.
[...]
Es war ein Tag wie dieser gewesen. In der Nacht hatte es geschneit, und selbst vor Mannheim hatte der Schnee nicht halt gemacht. Ich, die ich auf dem Land aufgewachsen war, kannte Schnee in Massen. Für mich war es eine angenehme Überraschung, in der Stadt einmal ein paar weiße Flocken zu Gesicht zu bekommen. Für Mannheim war Schnee eher etwas Ungewöhnliches, so waren auch die Städter dem vielen Schnee nicht gewogen. Daher legte sich der Schnee von gestern auf den kommenden Tag, und vor allem auf dessen Regionalverkehr.
Durch meine eigene Vergesslichkeit hatte ich auf halbem Weg aus der Neckarstadt noch einmal umkehren müssen. Ich hatte die Probeklausuren, die ich für meine Studenten vorbereitet hatte, auf dem Schreibtisch liegen gelassen. Frustriert war ich daher von der Straßenbahnhaltestelle wieder zu meiner Wohnung zurück getrabt, hatte die zwanzig Zettel sorgfältig eingepackt und mich auf den Rückweg gemacht. Da ich aber stets überpünktlich war, sollte das kein großes Problem darstellen- das Fahrverhalten der Straßenbahnführer allerdings schon, wie sich alsbald heraus stellte. Mit meinen Nerven bis aufs Äußerste gespannt, eilte ich dann doch verspätet einen Flur im westlichen Flügel der Universität entlang.
[...]
Jamies Flug war gebucht für Anfang September. Überstürzt und euphorisch hatten wir noch kurz vorher das Aufgebot für Oktober bestellt, denn Jamie hatte beschlossen, dass sein Büro zwar einer Regelung vor Ort bedürfe, danach aber noch eine Weile ohne ihn auskommen konnte. Noch im September wollte er wieder bei mir sein, um gemeinsam mit mir alles Weitere zu organisieren.
„Jamie ist nie zurück gekommen“, sagte ich zu meinem schlafenden Kater.
[...]
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