Mittwoch, 11. Januar 2017

Na dann, guten Appettit!


Irgendwie muss Nelly über die Runden kommen. Mit Mitte 30, zwei Kindern und ohne Mann, dafür mit abgebrochenem Studium, sind ihre Chancen gering. Aus der Not also entwickelt sie eine Tugend und eröffnet an der Bergstraße einen "Mittagstisch"; inoffiziell versteht sich. Bal stehen die zahlenden Gäste Schlange. Darunter auch der gut aussehende Elektriker Markus, leider in Begleitung der unausstehlichen Gretel, seiner Freundin. Doch um Gretel muss sich Nelly bald nicht mehr sorgen, immerhin weiß sie von deren Erdnussallergie.
Den Menüplan aufzustellen wird bald Nellys kleinstes Problem, denn um Markus' Gunst buhlt nicht nur sie. Wäre da nicht "der Kapitän", Nelly wäre ganz schön aufgeschmissen. Immerhin taucht dann noch zu allem Übel der Vater ihrer Kinder wieder auf und will diese mit in die USA nehmen. Typisch Ingrid Noll weiß sich ihre Protagonistin aber gewitzt zu helfen. Dies ist der einzige Überraschungsmoment im Roman, alles andere ist vorhersehbar, aber dennoch toll zu lesen. Endlich wieder ein gelungener Roman der Grand Dame des deutschen (und lokalen) Krimis! Einzig das Ende kommt verhältnismäßig schnell daher, als ob ein zügiges Ende der Autorin gerade gelegen gekommen wäre. Das ist schade und ein wenig enttäuschend. Aber immerhin habe ich mir mit diesem Roman mal wieder eine Nacht um die Ohren geschlagen.
Wohl bekomm's!

Ingrid Noll

Der Mittagstisch, Diogenes

ISBN 978-3-257-24370-3

Mittwoch, 4. Januar 2017

Zwölf Mal Sehnsucht

img_20170104_134641

Zwölf Tage hat Juli Zeit, um abzuschließen mit dem was war. Oder um neu anzufangen. Denn Jakob kommt. Mit einer kurzen Email hat er sein Kommen angekündigt. Einfach so. Nach all der Zeit. Und nachdem er ihr damals das Herz gebrochen hat.

Zwölf Tage, das heißt in Julis seltsamen und unorganisierten Leben, zwölf Begegnungen mit unterschiedlichen Menschen, darunter ihr Zahnarzt, Mutter und Vater, sowie Nachbarn. In zwölf kleinen Kapiteln arbeiten wir mit Juli wie in einem Adventskalender die Tage bis hin zum Wiedersehen ab - und am Ende stockt uns mit Juli der Atem.

img_20170104_134753Astrid Rosenfeld  hat mit diesem Roman einmal mehr ein Buch geschrieben, dass ich geradezu verschlungen habe. Es ist kurz, leider, fast wie in einer short story werden die Leser hineingeworfen in Julis Geschichte und man muss sich erst einmal zurecht finden. Dann aber will man eigentlich mehr - und bleibt doch alleine zurück.

Der Roman ist melancholisch, lustig, manchmal absurd, aber ebenso fesselnd und auf seine Art immer wieder traurig. Ein Buch, das ich immer wieder lesen möchte. Besonders die vielen klugen Zitate, welche die Kapitel beenden. 

 

Astrid Rosenfeld

Zwölf Mal Juli, Diogenes 

ISBN 978-3-257-06935-8